Klage gegen Hubert Haderthauer:Zehn Richter erklären sich für befangen

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Das Ingolstädter Landgericht tut sich mit der sogenannten Modellbau-Affäre schwer. Viele Richter haben mit dem Gerichtsmediziner Hubert Haderthauer schon zusammengearbeitet oder kennen ihn privat. Wie sie nun reagieren ist zwar ehrenvoll - verzögert aber die ganze Prozedur.

Von Dietrich Mittler

Ginge es hier um eine Bowling-Runde, hieße es jetzt: "Alle zehne!" Aber was derzeit im Landgericht Ingolstadt abläuft, ist kein Spiel. Im Zusammenhang mit der Modellbau-Affäre strebt der psychisch kranke Straftäter Roland S. gegen den Ingolstädter Landgerichtsarzt Hubert Haderthauer ein Zivilverfahren an. Die Klage wurde Anfang Juli beim Landgericht Ingolstadt eingereicht.

Roland S., der exklusive Oldtimer-Modelle baute, die Haderthauer jahrelang über die Firma "Sapor Modelltechnik" an den Käufer brachte, fühlt sich von seinem früheren Arzt um sein allererstes Modellauto gebracht und verlangt Schadenersatz. Es wäre nun Sache des Gerichts, den Fall zu prüfen. Stattdessen aber haben sich bereits zehn Ingolstädter Richterinnen und Richter für befangen erklärt.

Modellbau-Affäre um Haderthauer
:Angetrieben vom Geld

Immer mehr deutet darauf hin, dass es den Haderthauers weniger ums Soziale, als vielmehr ums Geschäft ging. Die Frage, wo wie viel Geld hängen blieb, dürfte mitentscheiden, ob es der bayerischen Staatskanzleichefin gelingt, ihren Kopf zu retten.

Von Frank Müller

Jetzt liegen die Akten beim nächsten, und auch der wird wahrscheinlich zum Schluss kommen, dass sich aufgrund der langen Zusammenarbeit und zahlreicher dienstlicher Veranstaltungen ein freundschaftliches Verhältnis zu Haderthauer entwickelt hat, und dass sich dies auch auf die Frau des Beklagten, Christine Haderthauer, bezieht, deren Beteiligung an der Modellbaufirma in diesem Rechtsstreit ebenfalls thematisiert wird.

Möglich wäre auch ein Satz wie: Wir pflegen einen freundschaftlichen und kollegialen Umgang, freilich duzen wir uns dabei auch. Oder der Hinweis darauf, seit geraumer Zeit außerdienstlich, etwa bei den gesellschaftlichen Veranstaltungen der Ingolstädter Justiz, ein freundschaftliches Verhältnis zu pflegen.

Es steht außer Frage, dass die Richter, die sich nun für befangen erklärt haben, hier in sehr ehrenvoller Weise handeln. 17 Richter sind laut Pressestelle am Landgericht Ingolstadt tätig. Es wird noch einige Zeit verstreichen, bis diese Prozedur ein Ende findet - und am Ende wohl das Oberlandesgericht in München zu entscheiden hat, welches Gericht dann endlich den Fall übernimmt.

Haderthauer war als Sachverständiger an vielen Gerichtsverfahren beteiligt. Dass die Richter so vertraut mit ihm waren und auch deshalb womöglich seinen Gutachten besonders vertrauten, wird wohl auch einige aufhorchen lassen, die aufgrund von Haderthauers Gutachten vor Gericht das Nachsehen hatten.

© SZ vom 12.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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