Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Mächtig geheim

"Die Pinguine aus Madagascar" enthüllen auf einem famosen Solotrip ihre wahre Identität. Und die spannende Dokumentation "The Green Prince" zeigt, wie der Sohn eines Hamas-Gründer die Terrorgruppe für den israelischen Geheimdienst ausspionierte. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

Auf das Leben!

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(Foto: dpa)

Eine kleine Studie über die Leere und die Fülle. Die Leere, das ist der junge Max Riemelt, er fängt an, sich um die alte Hannelore Elsner zu kümmern, die aus ihrer Wohnung geworfen wurde und Selbstmord versuchte - eine jüdische Cabaret-Sängerin, ihr Leben randvoll mit den Schrecken des 20. Jahrhunderts. Die Leere der großen Stadt inszeniert Uwe Janson erschreckend rigide, die Rückkehr zur Fülle kommt, als Riemelt einen Filmprojektor bei Elsner entdeckt und aufbaut, mit einem Erinnerungsfilm konfrontiert wird.

The Green Prince

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(Foto: dpa)

Unglaublich, aber wahr: Mosab Hassan Yousef ist Sohn eines Hamas-Gründers - und hat zehn Jahre lang die Terrorgruppe für Israels Geheimdienst Schin Bet ausspioniert. Der israelische Regisseur Nadav Schirman erzählt in seinem spannenden Dokumentarfilm diese (nicht ganz neue) Geschichte - und noch eine zusätzliche. Eine, die in Mosabs Bestseller-Autobiografie "Sohn der Hamas" nicht vorkommt: die von seiner Freundschaft zwischen ihm und seinem israelischen Führungsoffizier Gonen Ben Itzhak.

Kill The Boss 2

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(Foto: dpa)

Nick, Kurt und Dale leben den amerikanischen Traum als selbständige Unternehmer - bis sie von dem Selfmademan Hanson (Christoph Waltz) und dessen Sohn Rex (Chris Pine) fies über den Tisch gezogen werden. Die drei sinnen natürlich auf Rache. Mit dabei sind außerdem Jennifer Aniston als sexsüchtige Zahnärztin und Jamie Foxx als unlustiger Gangster. Regisseur Sean Anders schubst seine Stars von einer Peinlichkeit in die nächste. Chris Pine kommt damit am besten klar. Ob das für ihn spricht, ist Ansichtssache.

Der Koch

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(Foto: dpa)

Durch Essen zum Sex, das ist die Idee dieser Martin-Suter-Verfilmung. Mit Sex lässt sich Geld machen, so kommen auch Köche mal in einen Krimi. Ralf Huettner zeigt die Verbindung zwischen aphrodisierenden Geheimrezepten, Paartherapeuten und Waffenschiebern, genaugenommen aber zeigt er, wie Männer bei Verbrechen erstarren, während Frauen alle Skrupel fahren lassen.

Die Pinguine aus Madagascar

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(Foto: dpa)

Der Verdacht lag natürlich schon länger in der Luft, jetzt ist es endlich raus: Die vier Pinguin-Sidekicks aus den "Madagascar"-Filmen sind in Wahrheit Geheimagenten. Auf ihrem famosen Solotrip müssen sie sich gegen den bösen Tintenfisch Dave zur Wehr setzten (im Original: John Malkovich). Und um das Quartett wirklich zu fordern, hetzen Eric Darnell und Simon J. Smith ihnen auch noch Werner Herzog auf den Hals.

Sturmland

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(Foto: Salzgeber)

Die verstohlenen Blicke in der Umkleidekabine, die zugezogenen Gardinen der Nachbarn - man hat das alles schon in unzähligen Coming-out-Filmen gesehen. Trotzdem kommt Ádám Császis Spielfilmdebüt unverbraucht daher. Mit grau verhangenen, bleischweren Bildern beschwört er eine fast schon Lars-von-Trier'sche Beklemmung. Wie unmöglich die Liebe zwischen zwei Jungs in der ungarischen Provinz ist, wird dadurch noch deutlicher. Hier lesen Sie eine ausführliche Rezension.

Das Verschwinden der Eleanor Rigby

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(Foto: dpa)

Eleanor (Jessica Chastain) und Conor (James McAvoy) trauern auf so unterschiedliche Art um ihr totes Kind, dass sie einander nicht mehr verstehen: Eine Trennung, betrachtet aus den zwei unterschiedlichen Perspektiven, analysiert Ned Benson in seinem ersten Spielfilm "Das Verschwinden der Eleanor Rigby" - und er zeigt dabei viel Gespür dafür, wie Menschen mit Worten schweigen, zwischen den Zeilen kommunizieren. Die ausführliche SZ-Filmrezension lesen Sie hier.

Wir waren Könige

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(Foto: dpa)

Viel Testosteron - und die Nerven liegen blank. Der Einsatz eines Sondereinsatzkommandos geht fürchterlich schief, in Folge geht es um Rache, Loyalität, Aufklärung des Falles, aber auch um persönliche Bereicherung. Eine fast hermetische Männerwelt wird studiert. Philipp Leinemanns überraschendes Kinodebüt ist ein endlich mal gelungener deutscher Polizeifilm, mit einer Härte und Düsternis, wie man sie aus den Filmen von Dominik Graf kennt.

The Zero Theorem

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(Foto: dpa)

Wie seine Vorgänger in "Brazil" und "12 Monkeys" zappelt nun auch Christoph Waltz als Arbeitsbiene im Netz eines übermächtigen Systems, wobei die totalitäre Regierung jetzt durch einen wuchernden Konzern abgelöst ist. Auch mit 74 Jahren und beschnittenem Budget ist Verlass auf Terry Gilliams überbordende Phantasie. Doch in der schaurig schrillen Detailvielfalt von Schauplätzen und Kostümen verlieren sich die Reste einer Handlung, in der frühere Alptraumvisionen nur noch müde variiert werden. Hier sehen Sie eine Rezension im Video.

© SZ vom 27.11.14 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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