Rechter Terror:NSU soll Anschlagsziel in Stuttgart ausgespäht haben

Lesezeit: 1 min

  • Die NSU-Terroristen sollen ein Anschlagsziel in Stuttgart ausgespäht haben. Im Prozess vor dem Oberlandesgericht München wurden an diesem Donnerstag entsprechende Bild-Dateien gezeigt.
  • Die untergetauchten Neonazis sollen quer durch die Republik Orte ausgekundschaftet haben.
  • Die Nebenkläger sehen die Bilder als Beleg für Zschäpes Beteiligung - die Verteidiger widersprechen.

Aus dem Gericht von Tanjev Schultz

NSU soll in Stuttgart Anschlagziel ausgespäht haben

Im Gerichtssaal werden Fotos an die Wände projiziert. Man sieht einen Mann mit Basecap und Sonnenbrille, der aussieht wie Uwe Böhnhardt, und vermutlich ist er es auch. Er steht in Stuttgart neben einem türkischen Bistro in der Nähe des Nordbahnhofs. Die Ermittler vermuten, dass die NSU-Terroristen damals die Gegend nach möglichen Anschlagszielen ausspähten. Auch ein türkischer Lebensmittelladen wurde fotografiert.

Die Bild-Dateien tragen als Zeitstempel das Datum 25. Juni 2003, gefunden wurden sie 2011 auf einer CD im Brandschutt der Zwickauer Wohnung, in der die untergetauchten Neonazis lebten.

Viele Orte quer durch die Republik ausgekundschaftet

Der NSU hat, wie auch Markierungen in Stadtplänen nahelegen, zahlreiche Orte in verschiedenen Städten quer durch die Republik ausgekundschaftet. Einen Tag nach den Aufnahmen in Stuttgart waren die Terroristen offenbar im oberfränkischen Hof unterwegs. Sie haben dort das Schild der SPD-Geschäftsstelle fotografiert.

Ein weiteres Foto, laut Zeitstempel zwei Stunden später aufgenommen, zeigt offensichtlich Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe. Sie sitzen auf einem Sofa in einem Zimmer, von dem die Ermittler bisher nicht wissen, wo dies war. Es ist unklar, ob Zschäpe in Stuttgart und Hof dabei war.

War Zschäpe beteiligt?

Aus Sicht von Nebenklägern sind die Bilder dennoch ein Hinweis darauf, dass sich Beate Zschäpe am Ausspähen von Tatorten beteiligte. Dies sei nun "eindeutig belegt", sagte der Kölner Rechtsanwalt Reinhard Schön. Dem widersprach Zschäpes Verteidiger Wolfgang Stahl entschieden: "Ihre Schlüsse, Herr Kollege sind eindeutig Ihrem Wunsch geschuldet!" Es sei lediglich zu sehen, dass Zschäpe in einem Zimmer gesessen habe.

Linktipp:

  • Seit dem Bekanntwerden des NSU hat der Generalbundesanwalt mehr als 41 Rechtsextreme im Visier, berichtet tagesschau.de.
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