Giesecke & Devrient:Kahlschlag bei den Gelddruckern

Banknotendrucker ´Giesecke & Devrient"

Banknotendruck bei Giesecke & Devrient in München: Künftig stellt das Unternehmen Banknoten nur noch in Leipzig her.

(Foto: dpa)
  • Die Firma Giesecke & Devrient streicht 950 von insgesamt 11 600 Arbeitsplätzen. Das Familienunternehmen steht in seinen drei Geschäftsbereichen unter erheblichem Konkurrenzdruck.
  • Die Produktion von Banknoten in München wird eingestellt. An diesem Standort werden 630 Stellen gestrichen, 150 in andere Orte verlegt.
  • Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen bei einem Umsatz von 1,75 Milliarden Euro nur noch 2,6 Millionen Euro Gewinn.

Von Caspar Busse

Die Betriebsversammlung in der Hauptverwaltung von Giesecke & Devrient war an diesem Donnerstag gut besucht. Was die mehr als tausend Mitarbeiter zu hören bekamen, waren aber keine guten Nachrichten. Die Traditionsfirma aus München will erstmals in ihrer 162-jährigen Geschichte massiv Stellen abbauen. Insgesamt sollen 950 der 11 600 Arbeitsplätze gestrichen werden, teilte das Unternehmen mit.

Besonders bitter: Zwei Drittel davon,630 Stellen, entfallen auf den Standort München. Zudem sollen weitere 150 Jobs von München an andere Standorte verlagert werden. Der Produktionsstandort München sei einfach nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben, heißt es zur Begründung.

Deutlicher Einbruch beim Gewinn

"Dies ist ein schmerzhafter Schritt für uns, der aber dringend nötig ist", sagte Walter Schlebusch, der neue Vorsitzende der Geschäftsführung. Er hatte das Amt im Sommer 2013 angetreten, Vorgänger Karsten Ottenberg war überraschend zu BSH Bosch und Siemens Hausgeräte gewechselt. Giesecke & Devrient rechnet für dieses Geschäftsjahr mit einem kleinen Gewinn, sicher ist das aber nicht. Denn die Kosten für den Personalabbau sind offenbar erheblich.

Schon 2013 hatte es einen deutlichen Ertragseinbruch gegeben. Der Überschuss war um mehr als 90 Prozent auf nur noch 2,6 Millionen Euro gesunken, während der Umsatz bei 1,75 Milliarden fast stagnierte. Auch in den Vorjahren wurden die Prognosen mehrfach verfehlt.

Das Unternehmen ist in drei großen Geschäftsbereichen tätig. Den meisten Umsatz macht das Unternehmen nach wie vor mit dem Banknotendruck. Die Firma stellt unter anderem Euro-Noten für die Europäische Zentralbank (EZB) her, außerdem Maschinen zur Banknotenbearbeitung, also zum Zählen oder Sortieren. Es folgt der Bereich Mobile Sicherheit, der unter anderem Chipkarten für viele Bereiche und andere Sicherheitssysteme produziert, sowie die Sparte Regierungsangebote. Alle Felder sind momentan unter Druck.

"Wir kämpfen gegen Überkapazitäten im Markt und einen starken Preiswettbewerb", teilte Schlebusch am Donnerstag mit. Die Kosten müssten kurzfristig und nachhaltig gesenkt werden, um die übrigen Arbeitsplätze langfristig zu erhalten. Betriebsbedingte Kündigungen sind nicht ausgeschlossen, heißt es.

Die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern liefen bereits. Im Einzelnen trifft es vor allem die Produktion von Banknoten am Standort München, diese werde geschlossen. Künftig stellt Giesecke & Devrient nur noch am alten Stammsitz in Leipzig Banknoten her.

Papier für die Banknoten kommt vom Tegernsee

Außerdem wird der Bereich Banknotensicherheit nach Louisenthal am Tegernsee verlagert, von dort kommt bereits jetzt das Papier für die Banknoten. Auch das Dienstleistungszentrum, in dem unter anderem Bank- und Gesundheitskarten personalisiert werden, wird von München weg verlagert. Wohin, das sei noch offen. Die Verwaltung werde ebenfalls "verschlankt". Im Ausland stehen 300 Jobs zur Disposition. Insgesamt sollen hundert Millionen Euro eingespart werden.

Die Eigentümerfamilie unterstütze den harten Sanierungskurs, betonte eine Sprecherin. Das Unternehmen ist seit der Gründung im Jahr 1852 in Leipzig in Familienbesitz. Verena von Mitschke-Collande hatte die Firma einst von ihrem Vater geerbt und zuletzt ihre vier Kinder - drei Söhne und eine Tochter - beteiligt. Die Firmenanteile werden von einer neuen Holding gehalten. An dieser hat die Mutter noch die Mehrheit der Stimmrechte und damit das Sagen. 2013 musste die Familie angesichts der schlechten Geschäftsentwicklung bereits auf eine Ausschüttung verzichten - wie wohl auch für 2014.

Die Gewerkschaft Verdi reagierte empört. "Wir sehen es als unsoziales Verhalten, eine derartige einschneidende Maßnahme zu beschließen und kurz vor Weihnachten den Betroffenen auf den Gabentisch zu legen", sagte Karl-Heinz Kaschel-Arnold von Verdi Bayern am Abend.

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