Polizeiruf 110 aus Brandenburg: "Hexenjagd":Krause trinkt Käffchen

Polizeiruf 110: Hexenjagd

Kriminalhauptkommissarin Olga Lenksi und Polizeihauptmeister Horst Krause versuchen herauszufinden, wer einen Bombenanschlag auf die Schuldirektorin verübte.

(Foto: Oliver Feist/rbb)

Der "Polizeiruf" aus Brandenburg wird demnächst weltläufig. An diesem Sonntag aber ist er mit Maria Simon und Horst Krause noch einmal ganz klassisch - und weist doch eine Besonderheit auf.

Von Katharina Riehl

Die Schule ist im deutschen Fernsehfilm ein beliebter Schauplatz des Alltagshorrors, schon weil das Repertoire von schablonenhaften Charakteren in einem Schulhaus den Konflikt quasi unvermeidbar mit sich bringen muss. Da ist, zum einen, die überforderte Referendarin, die verzweifelt gegen laute und schwer persönlichkeitsgestörte Schüler anzuschreien versucht, die wiederum von ehrgeiz-zerfressenen Eltern zur Renitenz gegen das System angestiftet werden. Da sind, zum anderen, die erfahrenen Lehrkräfte, die ihren Idealismus vor Jahren in die Metallspinde vor den Turnhallen gesperrt haben und je nach persönlicher Prägung Schülern, Eltern und Referendarin gleichermaßen mit Verachtung gegenübertreten. Und dann knallt es irgendwann.

Im Polizeiruf aus Brandenburg knallt es ziemlich buchstäblich, eine Bombe explodiert im Büro der verkniffenen Rektorin Strasser (Corinna Kirchhoff), die schwächelnden Junglehrerinnen nach dem Null-Toleranz-Prinzip begegnet. "Wenn man glaubt, man kann nicht mehr, hat man noch 40 Prozent", sagt Frau Doktor Strasser. Burn-out, das vielleicht größte Problem des realen deutschen Schulleiters, ist für eine Frau wie sie natürlich Firlefanz. Wer seine Schüler nicht davon abhalten kann, Unterrichtsstunden mit dem iPad mitzufilmen und ans bimmelnde Handy zu gehen, der hat eben den falschen Beruf gewählt. Basta.

Polizeiruf ohne Leiche

Kein Wunder also, dass Frau Dr. Strasser ein paar Gegner hat auf beiden Seiten des Klassenzimmers, die Rohrbombe in ihrem Papierkorb kostet aber nicht sie beinahe das Leben, sondern eben jene verschüchterte Referendarin (Kim Schnitzer). Auch die überlebt, was diesen Krimi zumindest insofern zu etwas Besonderem macht, weil er ohne eine einzige Leiche auskommt. Kommissarin Olga Lenski (Maria Simon) und ihr Kollege (Horst Krause) suchen den Attentäter, indem sie ein paar Dutzend Zehntklässler befragen, und Kollege Krause mit der Schulsekretärin Käffchen trinkt. Richtigen Kaffee, nicht dieses Latte-macchiato-Zeug, sagt die Sekretärin.

Der Polizeiruf des RBB lebt ja auch sonst von seiner gewissen provinziellen Biederkeit, von Olga Lenskis Arbeitsplatz auf der kleinen Polizeidienststelle und vom Kollegen Krause natürlich, samt seinem Schäferhund. Bald sollen die Filme aus Brandenburg etwas weltläufiger werden, wenn Lenski nach Frankfurt an der Oder ziehen muss, um zur "ersten deutschpolnischen Mordkommission" zu wechseln. Dieser Film (Regie: Angelina Maccarone), Krauses vorletzter Fall, kommt noch eindeutig aus der alten Zeit, es ist ein konventioneller Kriminalfall mit Figuren, die man alle schon sehr lange zu kennen glaubt. Ein Fall für die Sonntagabend-Puristen.

Polizeiruf 110, ARD, Sonntag, 20.15 Uhr

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