Christkindlmärkte in München:Besondere Weihnachts-Schmankerl

Flammlachs, Feuerzangenbowle oder Glühbier: Auf den Christkindlmärkten in München gibt es traditionelle und ungewöhnliche Spezialitäten - allerdings in unterschiedlicher Qualität. Ein kulinarischer Rundgang.

Von Andreas Schubert

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(Foto: dpa)

Bis Heiligabend sind es keine zwei Wochen mehr, dann sind die Christkindlmärkte wieder geschlossen - und dann geht auch schon wieder zu Ende, was den nicht wirklich gemütlichen Winter halbwegs erträglich macht: heißen Alkohol oder würzigen Punsch schlürfen und winterliche Spezialitäten dazu verdrücken, das Ganze in bunt-kitschigem Ambiente und mit Weihnachtsmusik. Das Bedürfnis nach Konsum unter Lichterketten ist groß. Allein zum Christkindlmarkt auf dem Marienplatz sollen zur Halbzeit 1,7 Millionen Besucher gekommen sein, schätzt die Stadt. Wer Gelegenheit hat, die Märkte unter der Woche aufzusuchen und dem Gedränge am Samstag und Sonntag auskommt, kann tatsächlich einigermaßen stressfrei auf den Christkindlmärkten essen - mancherorts sogar ziemlich gut. Die Märkte haben weitaus mehr zu bieten als fett- und senftriefende Würstl in labbrigen Semmeln. Eine Auswahl.

Exotischer Advent

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(Foto: Robert Haas)

Die Münchner sind offen für vielerlei kulinarische Neuheiten. Da wundert es nicht, dass das Angebot auf den Christkindlmärkten auch allerlei Exotisches aufweist. An der Münchner Freiheit, zum Beispiel, gibt es neben Thai-Food und anderen Kostproben der Weltküche Spezialitäten aus Eritrea. Unter anderem serviert die Betreiberin eine Art Lammeintopf namens Zigni (7,50 Euro), dessen würzige Soße mit Anklängen von Ingwer und Zimt auch in München gut zum Advent passt (und sich gut mit einem Glühwein runterspülen lässt). Ähnlich schmeckte das Hot Chomma (8,50 Euro) beim Äthiopier im Basar-Zelt des Tollwood-Festivals. Nur dass hier Rind statt Lamm auf den Teller kommt und dass dieses nordäthiopische Gulasch einen Tick schärfer aber großartig schmeckte. Scharf ist eher ein Hilfsausdruck bei der Christmas-Currywurst, die im Weihnachtsdorf in der Residenz serviert wird. Die schärfste Variante wird mit 666 000 Scoville, der Maßeinheit für Schärfe, angepriesen. Zur Orientierung: Normale Tabasco-Soßen kommen auf einen Wert von 6000 Scoville. Somit ist die Wurst nicht nur exotisch, sondern eher außerirdisch scharf und somit vor allem eine Mutprobe, der sich nach Aussage des Verkäufers auch so mancher stellt. Ein kleiner Tropfen der Sauce auf der Zunge reicht schon, damit zarter besaitete Naturen die Flucht ergreifen. Zum Glück gibt es in der Residenz einen Stand mit kaltem Bier.

Wo es um die Wurst geht

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(Foto: Robert Haas)

Okay, an Würstchen kommt man an einem Christkindlmarkt nicht vorbei. Kann ja auch wirklich lecker sein, eine gut gemachte Wurst. Aber mit der zunehmenden Eventisierung des Advents hat sich auch das absurde Ballermann-Halbmeterformat bei Bratwürsten zum beliebten Kalorienlieferanten für den Massengeschmack entwickelt. Namen wie Weißer Riese oder Roter Riese auf dem Marienplatz für 5,50 Euro zeugen schon davon: Masse geht vor Qualität. Ganz anders die Original Nürnberger Bratwürste bei Stand 108. Dort gibt es vier Bratwürste in der Semmel mit Sauerkraut für vier Euro. Und die Würstl schmeckten wie sie schmecken sollen: Fein würzig, nicht zu salzig und - vor allem - sie haben eine normale Länge. Eine feine Bratwurst mit spezieller Würze gibt es am Stand Heißer Bischof an der Münchner Freiheit. Die von einem Metzger am Ammersee hergestellte Sizilianische Bratwurst im Toskanerbrot hat nichts mit einer in Sizilien üblichen Salsiccia zu tun und ist insofern ein Mogelpaket. Aber sie überzeugt - wie das italienische Original - mit einer angenehmen Fenchelnote (3,50 Euro). Die vielleicht beste adventliche Wurstsemmel gibt es aber am Sendlinger Tor zu kaufen, die Regensburger Spezial (vier Euro). Die besteht aus einer Knackwurst in der Semmel und wird mit etwas süßem Senf und Meerrettich und einem Scheiberl Essiggurke serviert. Die Kombination aus scharf und süß treibt einem nicht nur wegen des Meerrettichs Tränen in die Augen. Das weiß auch so mancher Exilregensburger zu schätzen, der sich mit anderen ausgewanderten Oberpfälzern gerne zu einer Braunen mit allem oder Knacker mit allem hier verabredet.

Fleischlos glücklich

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(Foto: Robert Haas)

Wer kein Fleisch mag, für den bieten die Adventsmärkte durchaus ein abwechslungsreiches kulinarisches Angebot. Die vegetarischen Currys auf dem Tollwood und an der Münchner Freiheit genießen zu Recht einen guten Ruf. Fleischlos muss aber nicht unbedingt gleichzusetzen sein mit exotisch. Ein schmackhafter Snack etwa sind die Rahmfleckerl der Fleckerl-Alm am Weißenburger Platz. Die klassische Variante des Fladengebäcks ist zwar der Belag mit Speck und Lauch. Aber auch die fleischlose Version mit Tomate und Mozzarella (3,50 Euro) überzeugte beim Test. Eine runde Sache für Vegetarier bietet zum Beispiel auch die Knödelstube am Wittelsbacherplatz. Es sind einfache aber herzhafte Kloß-Gerichte, die hier über die Budentheke gereicht werden: Käseknödel (5,30 Euro) und Spinatknödel (5,30 Euro) waren kräftig im Geschmack und luftig-zart in der Konsistenz. Die Käse-Sahne-Soße, die zu den Kartoffel- und Semmelknödeln (4,80 Euro) gereicht wurde, war zwar etwas zu dick geraten. Dafür waren Sauer- und Bayerischkraut schön gar gekocht - und mit den resch gebratenen Tiroler Knödel-Gröstl (6,30 Euro) gab das eine wunderbar deftige Mahlzeit. Immer beliebter werden anscheinend auch Schupfnudeln als Adventsspeise. Inzwischen gibt es sie auf fast jedem Weihnachtsmarkt. Eine große Auswahl an verschiedenen Schupfnudel-Gerichten bietet der Lenggrieser Falkenhof auf dem Wittelsbacherplatz. Neben mehreren fleischhaltigen Varianten stehen auch mehr oder minder originell benannte vegetarische Gerichte auf der Karte. "Nach Art der fetten Nonnen" etwa, mit Feta, Kirschtomaten und Basilikum oder "Nach Art der fröhlichen Narren" (7,50 Euro). Letzteres ist mit einer Ratatouille versetzt, deren Aroma ein bisschen an Packerl-Gemüsebrühe erinnerte. Die Schupfnudeln waren ein bisschen zu hart geraten. Glücklich machte hingegen die süße Variante "Nach Art der braven Schwiegermutter" mit Apfelmus und Zimtzucker. Eine perfekte Mischung für fünf Euro. Überhaupt: Mit süßen Sachen wie Fruchtspießen, gebrannten Mandeln oder Lebkuchen kann man sich auf jedem Christkindlmarkt satt essen. Wer aber etwas Besonderes sucht, sollte die Dampfnudeln der Raclette-Alm auf dem Tollwood kosten. Selbst gemacht und mit einer wirklich vanillig und nicht zu süß schmeckenden Vanillesoße waren sie ein überzeugender Genuss - und das auch noch bio.

Zum Runterspülen

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(Foto: Robert Haas)

Wer kein Fleisch mag, für den bieten die Adventsmärkte durchaus ein abwechslungsreiches kulinarisches Angebot. Die vegetarischen Currys auf dem Tollwood und an der Münchner Freiheit genießen zu Recht einen guten Ruf. Fleischlos muss aber nicht unbedingt gleichzusetzen sein mit exotisch. Ein schmackhafter Snack etwa sind die Rahmfleckerl der Fleckerl-Alm am Weißenburger Platz. Die klassische Variante des Fladengebäcks ist zwar der Belag mit Speck und Lauch. Aber auch die fleischlose Version mit Tomate und Mozzarella (3,50 Euro) überzeugte beim Test. Eine runde Sache für Vegetarier bietet zum Beispiel auch die Knödelstube am Wittelsbacherplatz. Es sind einfache aber herzhafte Kloß-Gerichte, die hier über die Budentheke gereicht werden: Käseknödel (5,30 Euro) und Spinatknödel (5,30 Euro) waren kräftig im Geschmack und luftig-zart in der Konsistenz. Die Käse-Sahne-Soße, die zu den Kartoffel- und Semmelknödeln (4,80 Euro) gereicht wurde, war zwar etwas zu dick geraten. Dafür waren Sauer- und Bayerischkraut schön gar gekocht - und mit den resch gebratenen Tiroler Knödel-Gröstl (6,30 Euro) gab das eine wunderbar deftige Mahlzeit. Immer beliebter werden anscheinend auch Schupfnudeln als Adventsspeise. Inzwischen gibt es sie auf fast jedem Weihnachtsmarkt. Eine große Auswahl an verschiedenen Schupfnudel-Gerichten bietet der Lenggrieser Falkenhof auf dem Wittelsbacherplatz. Neben mehreren fleischhaltigen Varianten stehen auch mehr oder minder originell benannte vegetarische Gerichte auf der Karte. "Nach Art der fetten Nonnen" etwa, mit Feta, Kirschtomaten und Basilikum oder "Nach Art der fröhlichen Narren" (7,50 Euro). Letzteres ist mit einer Ratatouille versetzt, deren Aroma ein bisschen an Packerl-Gemüsebrühe erinnerte. Die Schupfnudeln waren ein bisschen zu hart geraten. Glücklich machte hingegen die süße Variante "Nach Art der braven Schwiegermutter" mit Apfelmus und Zimtzucker. Eine perfekte Mischung für fünf Euro. Überhaupt: Mit süßen Sachen wie Fruchtspießen, gebrannten Mandeln oder Lebkuchen kann man sich auf jedem Christkindlmarkt satt essen. Wer aber etwas Besonderes sucht, sollte die Dampfnudeln der Raclette-Alm auf dem Tollwood kosten. Selbst gemacht und mit einer wirklich vanillig und nicht zu süß schmeckenden Vanillesoße waren sie ein überzeugender Genuss - und das auch noch bio.

Eine Hand voll Fisch

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(Foto: Robert Haas)

Wer zum allerersten Mal zum Sternenplatzl am Rindermarkt kommt und gleich am Eck Hamburgs Fischhüttn sieht, mag sich denken: Hä, was hat das auf einem Münchner Weihnachtsmarkt verloren? Aber Hamburg ist zufällig der Nachname der Betreiber der Bude, die - in anderer Form - auch auf dem Oktoberfest vertreten ist. Hier gibt es eine außergewöhnlich leckere und zum Winter passende Spezialität: Den Flammlachs vom Buchenholzfeuer. Der wird direkt hinter der Bude live gegrillt, was man per Videoübertragung von den paar Sitzgelegenheiten der Bude aus beobachten kann. Beim indirekten Grillen auf ein Holzbrett gespannt bleibt der Fisch schön saftig, die Würzmischung, die eine Art Kruste bildet, war leicht scharf. Woraus genau sie besteht, ist Familiengeheimnis. Der Flammlachs wird für 6,50 Euro in einer knusprigen Semmel mit einer Art pikanten Remouladensoße und etwas Eisbergsalat serviert. Überzeugend war auch Hamburgs Fischsupp'n (steht leider wirklich so auf der Tafel!), bestehend aus einer milden mit verschiedenen Gemüsen versetzten Fischbrühe und einer aus verschiedenem Meeresgetier bestehenden Einlage, unter anderem Shrimps, Zander, Kabeljau und Lachs. Der Clou der Suppe: dünne Essiggurkenscheiben, die dem Gericht eine sanfte Säure verpassen. Dazu gibt es Baguettescheiben und Rouille. Für 12,50 kein ganz billiger, aber wohltuend wärmender und schmackhafter Wintergenuss. Dazu gut passend ist der dort ausgeschenkte Dürkheimer Rittergarten, ein Pfälzer Riesling vom Weingut Mesel (sechs Euro, 0,2 Liter).

Leckere Schweinerei

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(Foto: Robert Haas)

Das ganze Mittelalter-Tamtam mit pseudohistorischen Schreibweisen wie "Bäckerey" oder "Bräterey" sowie Verkäufern, die mit den Worten "das kostet der Gulden fünf" abkassieren, mag man ja albern finden. Aber damit lässt sich schon klarkommen, schließlich ist der dieses Jahr zum siebten Mal stattfindende Mittelaltermarkt am Wittelsbacherplatz der Weihnachtsmarkt mit dem attraktivsten kulinarischen Gesamtpaket. Ein zu Recht beliebter Renner sind die Semmeln, die es in der Wildbräterey gibt. Allein beim Anblick des Spanferkels auf dem Rost läuft Fleischliebhabern das Wasser im Mund zusammen. Und das Fleisch hielt, was der Anblick versprach. Außen resch, innen saftig, brauchte man eigentlich keinen Senf mehr auf dem Fleisch, das entweder im selbst gemachten Holzofenbrötchen serviert wird (6,50 Euro) oder auf dem Teller mit Kartoffelsalat und Soße für neun Euro. Auch der hausgemachte Wildschweinleberkäs (fünf Euro die Semmel), der eine sehr gut zum Wild passende leicht säuerliche Note hat, kam gut ohne Senf oder sonstige Soßen aus. Zum Weihnachtsklassiker hat sich auch die Wildschweinbratensemmel entwickelt (7,50 Euro). Die war allerdings nicht ganz so saftig wie das Spanferkel-Pendant, weshalb ihr eine Portion Preiselbeersoße guttat. Alle Fotos: Robert Haas

© SZ vom 13.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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