Massentierhaltung:Schweinezüchter gerät ins Visier der Behörden

Schweinezucht in Bieste

Der Hof des "Schweine-Barons" in Schwaben gerät ins Visier der Behörden.

(Foto: Carmen Jaspersen/dpa)
  • Ein Landkreis in Sachsen-Anhalt hat ein Tierhaltungsverbot gegen den Schweinezüchter Straathof verhängt. Nun prüft das Landratsamt Donau-Ries, ob das Haltungsverbot auch für den bayerischen Großbetrieb gelte.
  • Auf dem "Reichertsweiler Hof" nahe Donauwörth werden derzeit etwa 2500 Muttersauen und 8000 Ferkel gehalten.

Von Christian Sebald

Landratsamt Donau-Ries prüft Haltungsverbot

Nach dem Tierhaltungsverbot für den umstrittenen Schweinezüchter Adrian Straathof, das der Landkreis Jerichower Land (Sachsen-Anhalt) ausgesprochen hat, gerät der "Reichertsweiler Hof" nahe Donauwörth in den Fokus der Behörden. Das Landratsamt Donau-Ries bestätigte, dass man derzeit prüfe, ob das Haltungsverbot auch für den bayerischen Großbetrieb von Straathof gelte, in dem etwa 11 000 Schweine gehalten werden. Zudem habe man die Kontrollen ausgeweitet.

Die Landtags-Grünen fordern Aufklärung über die Bedingungen am Reichertsweiler Hof. "Die Behörden in Sachsen-Anhalt haben offenbar klare Hinweise auf Tierquälerei in den Straathof-Betrieben", sagte die Agrarpolitikerin Gisela Sengl. "Herr Straathof muss daran gehindert werden, dass er seine Praktiken in Bayern fortsetzt."

Betriebsleiter weist Vorwurf der "Qualzucht" zurück

Der Reichertsweiler Hof, der von der Straathof-Strehle GmbH geführt wird, ist der größte Ferkelzuchtbetrieb in Schwaben. In den Stallungen dürfen der Niederländer und sein schwäbischer Kompagnon Wolfgang Strehle 11 000 Schweine halten. Derzeit lebten auf dem Hof ungefähr 2500 Muttersauen und 8000 Ferkel, bestätigte Betriebsleiter Franz Bleichner. Er wies die Vorwürfe von Tierquälerei oder gar "Qualzucht" strikt zurück. "Bei uns ist alles in Ordnung", sagte Bleichner. "Erst am Montag fand eine Kontrolle statt - ohne Beanstandung."

Das Landratsamt bestätigte, dass es auch in der Vergangenheit nie größere Verstöße gegeben habe. "Wenn, dann waren das kleine Sachen", hieß es. Straathof, der als einer der Größten der Branche gilt und "Schweine-Baron" genannt wird, steht seit langem in der Kritik. Er ist vor allem in Ostdeutschland aktiv. Dort wurde er wiederholt wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz zu hohen Geldstrafen verurteilt. Nun verhängte der Landkreis Jerichower Land ein bundesweites Tierhaltungsverbot gegen ihn. Aktuell ist der Fall in zweiter Instanz am Oberverwaltungsgericht Magdeburg anhängig.

Kritiker sprechen von "Industrialisierung der Landwirtschaft"

2012 stieg der Niederländer in Strehles Reichertsweiler Hof ein und baute ihn mit dem Schwaben zum Großbetrieb aus, der 75 000 Ferkel im Jahr liefern kann. Tierschützer übten von Anbeginn an massive Kritik an Straathofs "Massenhaltung". Unter Experten gilt der Reichertsweiler Hof als Beleg für die Industrialisierung der Landwirtschaft auch in Bayern.

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