Klimawandel:Erde steuert auf Wärmerekord für 2014 zu

Klimawandel: 13 der 15 wärmsten Jahre in Europa fallen in das 21. Jahrhundert - 2014 wird voraussichtlich das 14. werden.

13 der 15 wärmsten Jahre in Europa fallen in das 21. Jahrhundert - 2014 wird voraussichtlich das 14. werden.

(Foto: Climate Central)

So heiß war es weltweit seit Beginn der Aufzeichnungen nicht. Besonders deutlich fällt der Wetterrekord in Europa aus. Solche Spitzenwerte dürften sich in den kommenden Jahren häufen.

Von Christopher Schrader

Die weltweiten Temperaturen zeigen in diesem Jahr einen bemerkenswerten Gleichklang. Die globale, die europäische und die deutsche Durchschnittstemperatur steuern alle auf einen neuen Wärmerekord zu. Daten der US-Wetterbehörde Noaa bis einschließlich November zeigen, dass die weltweiten Temperaturen 2014 mit großer Wahrscheinlichkeit über den bisher höchsten aus dem Jahr 2010 liegen werden. Die Meteorologen vom niederländischen Service KNMI ziehen aus ihren Messungen den gleichen Schluss für Europa, wo in diesem Jahr der Wert aus dem bisherigen Rekordjahr 2007 übertreffen werden dürfte. Und für Deutschland sieht der Deutsche Wetterdienst DWD voraus, dass 2014 den vor 14 Jahren aufgestellten Spitzenwert übertrifft und die Durchschnittstemperatur zum ersten Mal in der Geschichte der Aufzeichnungen zweistellig wird.

Die globalen Ozeane sind ebenfalls, wie stets seit Mai 2014, als so warm vermessen worden wie noch nie. Sie treiben den Durchschnitt an: Die ganze Welt war in den ersten elf Monaten des Jahres im Mittel 14,7 Grad warm. Den Szenarien der Noaa-Wetterkundler zufolge erreicht das Jahr 2014 damit sicher einen neuen Wärmerekord, wenn der Dezember es in die Top-Zehn seiner Monatsstatistik schafft. "Nimmt man diese vorläufigen Daten für Januar bis November 2014 als Anhaltspunkt, dann fallen jetzt vierzehn der fünfzehn wärmsten Jahre seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen in das 21. Jahrhundert", erklärte der Vorstand des Deutschen Klimakonsortiums, in dem sich Forschungsinstitute von Universitäten, wissenschaftliche Gesellschaften und Behörden zusammengeschlossen haben.

Knapper Rekord weltweit, deutlicher Anstieg in Europa

Der globale Vorsprung des Jahres 2014 vor dem Jahr 2010 wird sich den amerikanischen Hochrechnungen zufolge allerdings erst in der zweiten Nachkommastelle zeigen. Für Europa hingegen erwarten die Meteorologen vom niederländischen KNMI einen großen Sprung um 0,3 Grad im Vergleich zum bisherigen Rekordjahr 2007. Bis auf eine kleine Region in Norditalien lag dieses Jahr ganz Europa deutlich über dem langjährigen Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010. Eine Karte der Meteorologen zeigt die Regionen, die den Mittelwert übertreffen, in Orange- und Rottönen. Am kräftigsten sind die Farben im Süden Skandinaviens und im Dreieck Slowakei-Rumänien-Kroatien. Zu den hohen Temperaturen hätten besonders die Jahreszeiten Winter, Frühling und Herbst beigetragen, der Sommer sei eher mittelmäßig gewesen.

Klimawandel: Diese Karte zeigt, in welchen Regionen Europas die Temperatur iden bisherigen Mittelwert am meisten übertroffen hat.

Diese Karte zeigt, in welchen Regionen Europas die Temperatur iden bisherigen Mittelwert am meisten übertroffen hat.

(Foto: Climate Central)

In ihrer Temperaturstatistik erkennen die Niederländer - und darin sind sie sich mit britischen und australischen Forschern einig - ein deutliches Signal für den Klimawandel: Noch in den frühen Neunzigerjahren habe die Wahrscheinlichkeit eines derart warmen Jahres unter eins zu zehntausend gelegen. Inzwischen, das zeigen immer wieder mit leicht veränderten Anfangsbedingungen durchgerechnete Simulationen, ist die Chance eines solchen Rekords mindestens um den Faktor 80 größer geworden. Bezogen auf Mitteleuropa seien die Temperaturen dieses Jahres vierzigmal so wahrscheinlich wie noch vor zwei Dekaden. Nach Informationen der amerikanischen Organisation Climate Central steuern in Europa 19 Staaten auf einen neuen Temperaturrekord zu.

Auch der Dezember ist bislang sehr warm

In Europa ist ebenfalls das Meer zum großen Teil für die warmen Temperaturen verantwortlich. Mittelmeer, Nord- und Ostsee seien teils mehr als zwei Grad wärmer als nach langjährigen Statistiken zu erwarten, erklärt der Meteorologe Helge Tuschy im Blog des Deutschen Wetterdienstes. Zudem liege gerade ein Warmluft-Sektor über Irland, Großbritannien, Dänemark und Deutschland, wo die Thermometer am Donnerstag deswegen verbreitet zweistellige Temperaturen anzeigten.

Damit hält auch der Dezember die Jahresstatistik in Deutschland auf Rekordkurs. Schon vor einigen Tagen war sich der DWD sicher, dass 2014 den Spitzenplatz der Statistik erreichen wird; die Mitteltemperatur werde vermutlich zwischen 10,0 und 10,4 Grad liegen. Die Wärme dieser Tage spricht eher für einen Wert in der oberen Hälfte dieser Spanne. Kommt es so, dann dürfte auch in Deutschland das Jahr 2014 den bisherigen Rekordhalter 2000 um deutliche 0,3 Grad übertreffen.

Klimawandel: Die Durchschnittstemperaturen in Deutschland seit dem Jahr 1900.

Die Durchschnittstemperaturen in Deutschland seit dem Jahr 1900.

(Foto: Climate Central)
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: