Bayern-Sieg in Mainz:Warnung für die Rückrunde

1. FSV Mainz 05 v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Arjen Robben erzielt den Siegtreffer in letzter Minute - und warnt vor der Rückrunde.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der FC Bayern benötigt im letzten Hinrundenspiel gegen Mainz Glück: Erst durch einen sehr späten Treffer von Arjen Robben sichern sich die Münchner einen knappen 2:1-Erfolg.
  • Trotz wenig überzeugender Leistung wollen die Verantwortlichen aber keine Kritik üben. Lediglich Robben warnt vor Schwierigkeiten nach der Winterpause.

Von Frank Hellmann, Mainz

Ob die pfiffigen Macher vom Mainzer Stadionmagazin da eine prophetische Gabe besaßen? "Die Besten zum Schluss" lautete der Titel der 84-Seiten-Publikation. Hätte man gewusst, wie der Gast aus München in der Arena am Europakreisel am Freitagabend spielen würde, wäre auch eine andere Headline angebracht gewesen: "Das Beste zum Schluss". Selbst Sportvorstand Matthias Sammer räumte hinterher ein: "Wir waren froh, dass es nicht 2:1 für Mainz stand. Dass es so ausging, macht uns überglücklich."

Der Glücksmoment, der den Münchnern das Last-Minute-Tor zum irgendwie schmeichelhaften 2:1 (1:1-)Sieg bei den mutigen Mainzern bescherte, ging auf den letzten von einem Dutzend Münchner Torschüssen zurück: Nach Vorstoß des starken Juan Bernat vollstreckte Arjen Robben recht unbehelligt und wusste hinterher, dass diese vorgezogene Bescherung sich nicht zwangsläufig angedeutet hatte: "Wir haben die erste Halbzeit nicht gut gespielt, viel zu viele Fehler."

Robben beklagte sich, dass die Lücken im Mittelfeld viel zu groß gewesen seien und der Kombinationsfluss teilweise völlig lahm lag. "Ich habe mehr Bälle mit meinem Kopf berührt als mit meinen Füßen - das ist nicht gut. Wir müssen besser Fußball spielen."

"Der Franck war ein Gentleman"

Aber wenn die Münchner kurz vor Schluss auf etwas Glück angewiesen sind, hat noch niemand etwas dagegen gehabt. Auch Siege nach dem alten Muster sind erlaubt. "Das war ein überragender Moment so kurz vor Schluss", erklärte Manuel Neuer, "wir mussten in dieses Spiel viel investieren." Oder wie sein Trainer Pep Guardiola ergänzte: "Am Ende waren wir die glücklichere Mannschaft, aber wir haben auch mehr an den Sieg geglaubt als der Gegner."

Indes klemmte es lange dort, wo normalerweise das Münchner Kraftzentrum zu finden ist, die zentrale Verteilstation im Mittelfeld. Der talentierte Emile Höjbjerg zeigte zwar erneut viele gute Ansätze, leistete sich aber den verhängnisvollen Fehlpass vor dem 0:1 (22.). Und dass der zurückgekehrte Bastian Schweinsteiger noch nicht weltmeisterliche Präsenz und Dynamik ausstrahlen kann, versteht sich von selbst.

Immerhin zirkelte der Anführer formvollendet den Ball per Freistoß zum Ausgleich in den Winkel (24.). Schweinsteiger verriet später, dass ihm Franck Ribery bei der Ausführung den Vortritt gelassen hatte: "Der Franck war ein Gentleman und hat gesagt: 'Dann mach auch ein Tor.' Das hat geklappt." Sein Bruder Tobias twitterte sogleich: "Wie früher auf dem Bolzplatz! Nur im Kreuzeck zählt er." Für Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge war der erste Saisontreffer des 30-Jährigen ein erstes Zeichen: "Ich wünsche ihm, dass er in der Rückrunde wieder die volle Leistungsfähigkeit erreicht."

Apropos Rückrunde: Das könnte laut Robben die wichtigste Lehre aus dem Spiel in Mainz sein. "Das war ein schwieriges Spiel und ein klares Zeichen, was uns erwartet. Es geht nicht von alleine", warnte der 30-Jährige. "Ich glaube diese Partie war ein gutes Beispiel, was uns im nächsten Jahr bevorsteht."

Auch Neuer patzt mal

Ohne zehn fehlende Profis konnten die Bayern gewisse Verschleißerscheinungen von Anfang bis Ende nicht kaschieren, und das Nationaltorwart Neuer nicht wirklich gut aussah, als ihm Elkin Soto aus kurzer Distanz, aber spitzem Winkel die Kugel durch die geöffneten Beine feuerte, wusste der 28-Jährige selbst.

Doch fünf Tage vor Heiligabend und eingedenk der in allen Wettbewerben überragenden Bilanz war es kein Abend, um Einzelkritik anzubringen. Trainer Guardiola betrachte lieber das große Ganze. Ein eindeutiges "Nein" war seine Antwort auf die Frage, ob er im Sommer gedacht hätte, in der Bundesliga mit 45 von 51 möglichen Punkten und einem famosen Torverhältnis von 41:4 zu überwintern. "Nach einer WM ist es immer schwer. Aber wir haben Mentalität und Qualität gezeigt."

Mit der Hinrundenbilanz, beschied der Katalane milde lächelnd, sei er "sehr, sehr zufrieden." Nun solle man die Rückrunde abwarten - dann wenn die Trophäen verteilt werden. Mit dem Freitagabend begann die dienstfreie Zeit bei den Bayern, die erst am 7. Januar zum Trainingsauftakt bitten. In zwei Bussen fuhr der Tross in der Nacht zu Samstag zurück nach München. Bis auf diejenigen, die wie Dante oder Rafinha gleich vom Flughafen Frankfurt in die Heimat starteten. "Der lange Urlaub ist genau, was wir brauchen. Wir hatten das Maximum an Spielen. Die Pause kommt zum richtigen Zeitpunkt", sagte Robben, grinste und verabschiedete sich mit den allerbesten Wünschen.

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