Tatort Saarbrücken "Weihnachtsgeld":Bis alle Tannenbäume nadeln

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Schwankende Weihnachtsmänner? Im Saarbrücken-Tatort eh schon egal. (Foto: SR/Manuela Meyer)

In Saarbrücken gilt das Motto: Ist der Ruf erst ruiniert, dreht man völlig ungeniert. "Weihnachtsgeld" wabert zwischen Lachnummer und Weihnachtsgeschichte. Und man wünscht sich, dass Staatsanwältin und Assistentin zu "Soko Leipzig" abwandern.

Von Holger Gertz

Eine hochschwangere Frau mit Namen Maria bringt pünktlich zu Heiligabend in einer Scheune ihr Kind zur Welt, ihr Begleiter heißt Jupp, also Josef. Das Christkind heißt Jesu Giovanni Jens Jupp.

Die Rahmendaten weisen darauf hin, dass dieser Tatort aus Saarbrücken sich abspielt im Spannungsfeld zwischen Weihnachtsgeschichte und Lachnummer, zwischen Hohoho und Hahaha. Eines dieser angestrengt feierlichen Stücke über Glück und Segen ist die Episode von Zoltan Spirandelli nicht. Es treten auf: schwankende Weihnachtsmänner auf dem Weihnachtsmarkt. Da steht auch ein Mülleimer in Schneemannform, in dessen empfangsbereitem Schlund werden gestohlene Geldbörsen versenkt. Der Schneemann wird zum Komplizen von Ganoven, das erweitert seine natürliche Aufgabenbeschreibung ganz erheblich. Hauptkommissar Jens Stellbrink ermittelt in einer Mordsache, landet dabei im Puff, wo er Kosten von 500 Euro verursacht, die man sich als Beamter natürlich quittieren lassen muss. Bordellquittungen werde hinten auf Bierdeckel geschrieben und entsprechend griffig formuliert: "500 Euro. Fick dich!"

Devid Striesow im "Tatort"
:Humorvoll tiefenentspannt

In "Die Fälscher" mimte er einen jovialen SS-Offizier, in Tom Tykwers "Drei" gab er sich mit Leidenschaft einer ungewöhnlichen Beziehung hin. Am Sonntag ermittelt Devid Striesow zum ersten Mal als neuer Saarbrücker "Tatort"-Kommissar - ein Glücksfall, den die Krimireihe brauchen kann.

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Soweit ein Teil der Handlung, auf die es aber gar nicht so ankommt. Die Saarbrücker haben ihre ersten Folgen mit dem eigentlich wunderbaren Striesow derart um die Ohren geschlagen bekommen, dass es inzwischen wurscht ist, was sie anbieten. Schlechter geht es ja nicht. Ist der Ruf erst ruiniert, dreht man völlig ungeniert. Und tatsächlich gibt es in "Weihnachtsgeld" Sequenzen, die sehr hübsch sind. "Ich bin das Gesetz. Hauptkommissar Jens Stellbrink von der Kripo Saarbrücken", sagt Jens Stellbrink, und das ist fast lakonischer Humor, weil niemand weniger nach dem Gesetz aussieht als er. Gregor Bloéb ist ein absichtsvoll überdrehter Zuhälter, Muriel Baumeister eine dezente Geburtshelferin.

Abgesehen davon bleibt es derbes Holz, mit dem hier gezimmert wird. Die eigenartige Staatsanwältin und Stellbrinks nervige Assistentin sind weiter dabei und reden Theater-AG-artig und überagieren derart, dass alle Tannenbäume anfangen zu nadeln. Gesuch in diesem Zusammenhang an den kleinen Jesu Giovanni Jens Jupp: Kannst du machen, dass die Staatsanwältin und die Assistentin demnächst bei Soko Leipzig oder so mitspielen? Das wäre ein Geschenk.

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Von Carolin Gasteiger und Jessy Asmus

ARD, 26. Dezember, 20.15 Uhr.

© SZ vom 24.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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