Frankreichs Präsident nach Terror in Paris:Hollande im Hoch

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Kann sich über steigende Zustimmungswerte freuen: Präsident Francois Hollande, hier beim Trauermarsch für die Opfer der Pariser Terroranschläge neben Jordaniens Königin Rania. (Foto: dpa)

Nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo und einen jüdischen Supermarkt verbessert sich das Ansehen des französischen Präsidenten Hollande und seiner Regierung. Besonderen Zuspruch bekommt ein Parteifreund des Staatschefs - der ihn politisch beerben könnte.

Von Stefan Ulrich, München

Der französische Präsident François Hollande und sein Premier Manuel Valls erleben die wohl schwersten Stunden, seit sie im Amt sind. Doch immerhin dürfen sie sich von der öffentlichen Meinung getragen fühlen - endlich. Bis vor Kurzem waren die Beliebtheitswerte für Hollande geradezu lachhaft niedrig.

So erklärten im November in einer Erhebung des Journal du Dimanche lediglich 13 Prozent der Franzosen, sie seien zufrieden mit dem Mann im Élysée-Palast. Auch dessen ursprünglich populärer Premier wurde in den Abwärtssog gezogen. Doch nun hat sich die Stimmung radikal gedreht.

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(Foto: Laurent Cipriani/AP)

So viele Menschen, gekommen aus ganz Frankreich, ja, aus ganz Europa: die Demonstranten auf der Place de la République in Paris am Sonntagnachmittag.

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(Foto: Youssef Boudlal/Reuters)

"Schnell: Mehr Demokratie überall gegen die Barbarei" steht auf dem Plakat dieser jungen Männer.

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(Foto: Eric Gaillard/Reuters)

"Ich bin Charlie": Eine Verbrüderungsfeierlichkeit ergreift die Menschen. Sie wollen sich vergewissern, dass es noch sowas wie eine Gemeinschaft gibt.

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(Foto: Peter Dejong/AP)

Die Stimmung ist bewegt, keine Hassgesänge, keine Abrechnungen. Keiner kann sich erinnern, jemals soviele Demonstranten gesehen zu haben.

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(Foto: Joel Saget/AFP)

"Geliebte Freiheit": Viele Menschen wollen ein Zeichen für die Meinungs- und Pressefreiheit setzen.

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(Foto: Pascal Rossignol/Reuters)

Angela Merkel in einem Moment der Nähe mit François Hollande: 50 Staats- und Regierungschefs sind nach Paris gekommen, um ihre Solidarität zu zeigen.

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(Foto: Christopher Furlong/Getty Images)

Der Stift als Freiheits-Symbol: Paris ist an diesem Sonntag, François Hollandes Worten zufolge, "die Hauptstadt der Welt".

In einer Umfrage des Instituts Odoxa für die Zeitung Parisien sagten vier von fünf Befragten, Hollande und Valls hätten gut auf die Terroranschläge von vergangener Woche reagiert. Immerhin 29 Prozent fanden, Hollande sei allgemein ein guter Präsident; und 53 Prozent gaben an, Valls sei ein guter Premierminister.

Dabei erfolgte die Umfrage noch vor der famosen Rede, die Valls am Dienstag in der Nationalversammlung hielt. Der Regierungschef appellierte dabei an Gefühl und Vernunft zugleich und schaffte es, praktisch das ganze Haus samt Opposition für sich einzunehmen.

Vier Mal erhielt der Ministerpräsident bei seiner Ansprache über den Terror und die Folgen Ovationen im Stehen, zum Beispiel, als er sagte: "Ich möchte nicht, dass in unserem Land die Juden Angst und die Muslime Scham empfinden."

Frankreich sei im Krieg gegen den radikalen Islamismus, aber nicht gegen den Islam. Und in diesem Kampf werde der Staat zwar entschlossen vorgehen, dabei aber die rechtsstaatlichen Prinzipien und freiheitlichen Werte achten.

Bild von Kundgebung in Paris
:Ein gestelltes Foto darf Geschichte schreiben

Die internationale Polit-Elite steht mit Hunderttausenden gegen den Terror ein. Das war die Botschaft des Gruppenbildes mit Merkel und Hollande vom vergangenen Sonntag. Jetzt kommt heraus: Die Aufnahme entstand in einer gesicherten Straße. An der Aufrichtigkeit der Geste ändert das jedoch nichts.

Kommentar von Gerhard Matzig

Das alles kam sehr gut an und brachte Valls jetzt höchstes Lob von allen Seiten ein. Sein Parteifreund und Vorgänger als Premier, Jean-Marc Ayrault, sprach von "einer dieser großen Reden, die die Geschichte der Nationalversammlung prägen wird".

Die sonst kritischen Grünen lobten, der Regierungschef handle in der Sicherheitspolitik mit Augenmaß. Christian Jacob, der Fraktionschef der oppositionellen UMP, sprach von "sehr lobenswerten Absichten, in denen wir uns wiederfinden". Enthusiastisch gab sich Yves Jégo vom zentristischen Parteienbündnis UDI: "Der Premier hat den Mut gehabt, die universellen republikanischen Werte zu verkörpern."

Valls gehört zum rechten Flügel der Sozialisten, weshalb er schon früher auch auf Oppositionsseite geschätzt wurde. Falls Hollande bei der Präsidentschaftswahl 2017 nicht mehr antritt, könnte Valls der Kandidat der Sozialisten werden. Den nötigen Ehrgeiz hat er.

© SZ vom 15.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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