Bayern-Test in Saudi-Arabien:Falsches Spiel in Riad

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Ansonsten ein politisch denkender Mensch: Bayern-Trainer Pep Guardiola. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Der FC Bayern will ein großer, ein besonderer Klub sein. Doch ein Testspiel in Saudi-Arabien abzuhalten, wo Bürgerrechte stark eingeschränkt sind und Frauen diskriminiert werden, passt nicht dazu. Dieser Kick war unnötig und unsensibel.

Ein Kommentar von René Hofmann

Vier zu eins, dank Treffern von Dante (9.), Schweinsteiger (11.), Lewandowski (39.) und Pizarro (61.): Nach eigenen Angaben hat der FC Bayern einen guten und produktiven Test bestritten auf der Heimreise vom Trainingslager in Katar. In Riad lief der deutsche Rekordmeister gegen den saudi-arabischen Rekordmeister Al-Hilal auf. Das Ergebnis war standesgemäß. Aber die Partie wirft eine viel größere Frage auf: Musste das wirklich sein? Ein sportlich irrelevantes Gastspiel in diesem Land? Ausgerechnet jetzt?

Die Rechte auf freie Meinungsäußerung, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit: empfindlich eingeschränkt. Regierungskritiker und politische Aktivisten: ohne Anklageerhebung in Haft oder nach äußerst unfairen Gerichtsverfahren verurteilt. Frauen: durch Gesetze und im Alltag diskriminiert, außerdem nur unzureichend vor häuslicher Gewalt und anderen Übergriffen geschützt. Ausländische Arbeitsmigranten: ausgebeutet und misshandelt. So beschreibt Amnesty International die Lage in der absoluten Monarchie, die noch immer die mittelalterliche Strafe des Auspeitschens pflegt und Hinrichtungen demonstrativ öffentlich inszeniert.

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:"Es liegt keine Ehre darin"

Trainingslager in Katar, Testspiel bei den Saudis: Die Reiseplanung des FC Bayern sorgt in der Politik für Kritik. Zumal ein deutscher Sponsor den Auftritt des Rekordmeisters in Riad finanziert.

Von Johannes Aumüller und Benedikt Warmbrunn

Bayern-Trainer Josep Guardiola ist ein politisch denkender Mensch. Bei so gut wie jeder Gelegenheit tritt er beispielsweise für die Unabhängigkeit Kataloniens auf. Dass ausgerechnet er als einen Grund für den Kurztrip nannte, dieser sei dafür da, "um für die Leute zu spielen", überschreitet die Grenze zum Zynismus. Frauen dürfen in dem islamisch-konservativen Reich Sportveranstaltungen gar nicht besuchen.

Der FC Bayern ist immer stolz darauf gewesen, nicht einfach nur ein Fußballverein zu sein. Er strebte immer danach, ein besonderer Klub zu sein. Dieses Streben hat ihn so groß werden lassen. Inzwischen ist er so groß, dass er mehr ist als bloß ein Kicker-Ensemble. Wenn er sich auf Reisen begibt, sendet er Botschaften, die international wahrgenommen werden. Schon die Reise ins Trainingslager nach Katar, wo die Bürgerrechte auch stark eingeschränkt sind, war deshalb fragwürdig. Für sie konnten aber zumindest noch einige sportliche Gründe angeführt werden. Für den Ausflug nach Riad gab es diese überhaupt nicht. Er war lukrativ - aber unsensibel.

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:FC Bayern in Katar und Saudi Arabien: Muss sich König Fußball für Menschenrechte interessieren?

Mit seinem Trainingslager in Katar und einem Testspiel in Riad sorgt der FC Bayern München für Unverständnis: "Der Sport hat so eine starke Stimme, aber er nutzt sie leider nicht an den Stellen, an denen es sinnvoll und hilfreich wäre", sagte Dagmar Freitag (SPD), Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag.

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Ganz so groß, wie er gerne wäre, ist der FC Bayern offenbar doch nicht. Groß wäre es gewesen, zu dem Kick in Riad "Nein" zu sagen.

© SZ vom 20.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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