Anti-Pegida-Demonstrationen:Auf der Suche nach dem richtigen Protest

  • Bagida, ein bayerischer Ableger der Pegida-Bewegung, hat für nächsten Montag eine Kundgebung in München angemeldet.
  • Bei den Gegen-Demos sind die vergangenen Male so viele Münchner auf die Straße gegangen wie schon lange nicht mehr.
  • Ob auch am kommenden Montag ein Protest der Bagida-Gegner stattfindet, ist noch unklar.

Drei große Kundgebungen, dazu eine Demonstration, die zur Blockade eines Marschs von Islamhassern führte: Der Protest gegen die Pegida-Bewegung hat in den vergangenen Wochen so viele Münchner auf die Straße gebracht wie schon lange nicht mehr. Doch wie oft lässt sich das wiederholen? Und wie soll Protest gegen Bagida künftig aussehen?

Klar ist für die Gegner der Islamhasser nur, dass der Protest weitergehen muss. Bagida hat für nächsten Montag bereits eine Kundgebung angemeldet. Die Organisatoren entscheiden laut Birgit Weißmann im Laufe der Woche, wo sie ihre Demonstration abhalten. Sendlinger-Tor-Platz, Sonnenstraße und Stachus sollen es nicht mehr sein. Man suche einen Ort, an dem man von den Gegnern "nicht so leicht attackiert" werden könne, sagt Weißmann. Sicher sei, dass man die Demonstrationen fortsetze, Montag für Montag.

Debatte unter Pegida-Gegnern

Auf der Gegenseite wird nun debattiert, wie man reagieren soll. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) plädiert indirekt für eine Pause, zumindest kommende Woche. München habe klar gezeigt, "dass sich eine große Mehrheit der Stadtgesellschaft für ein tolerantes, weltoffenes München einsetzt". Doch diese Konsequenz will nicht jeder im Stadtrat mittragen: "Man kann das nicht totschweigen", sagt Marian Offman (CSU). Die Anmaßung von Bagida, für "das Volk" zu sprechen, "kann ich nicht akzeptieren; dagegen muss man sich wehren".

Anlass der Debatte ist, dass von der Gruppe "Bellevue di Monaco", die die drei großen Gegendemos organisiert hat, für nächsten Montag keine Initiative zu erwarten ist. "Wir müssen uns jetzt erst einmal auf unser Projekt in der Müllerstraße konzentrieren, das Ende Januar in den Stadtrat kommen soll", sagt Till Hofmann. Aber natürlich werde man zu einer sinnvollen Aktion mit aufrufen.

Micki Wenngatz, Vorsitzende des Vereins "München ist bunt", der das Bild des Protests mit prägte, sieht andere in der Pflicht. "Es gibt so viele Vereine und Organisationen in München. Ich sende einen klaren Appell, sich Protestformen zu überlegen." Es brauche nicht wieder eine Großkundgebung. "Es kann nicht darum gehen, jetzt jede Woche noch mehr Menschen auf die Straße zu bringen", sagt Wenngatz. "Es geht um ernst gemeinte und bewusste Aktionen." Auch die Grünen-Fraktionschefin Gülseren Demirel teilt die Befürchtung, dass der Erfolg der ersten Aktionen bei sinkenden Teilnehmerzahlen in Vergessenheit geraten könnte - auch wenn sie hofft, dass sich der Zulauf zu Bagida abschwächen werde.

Hofmann hat schon ein paar Ideen für neue Protestformen. "Man könnte ja ein Volksmusiktreffen machen, lauter Leute, die sich bei Bagida an die Straße stellen und Musik machen." Einen Slogan hat er auch schon parat: "Wir blasen den braunen Dreck weg." Oder man könne einen Volkslauf organisieren, um Spenden zu sammeln. Für die Organisation könnten auch der FC Bayern und der TSV 1860 aufrufen.

"Ein sichtbares Zeichen ist immer noch notwendig"

So unklar die Lage noch ist, Wenngatz ist sicher, dass auch nächsten Montag "irgendwas passiert, dass München zeigt, dass Protest notwendig und richtig ist". Auch die Vorsitzende des Kreisjugendrings, Stefanie Lux, sieht das so: "Es ist unabdingbar, ein Contra zu bieten."

Anti-Pegida-Demonstrationen: Mehr als 18 000 Menschen kamen zur Anti-Pegida-Demo am 12. Januar, in der darauffolgenden Woche waren es 12 000 Teilnehmer.

Mehr als 18 000 Menschen kamen zur Anti-Pegida-Demo am 12. Januar, in der darauffolgenden Woche waren es 12 000 Teilnehmer.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die evangelische Stadtdekanin Barbara Kittelberger sagt: "Ein sichtbares Zeichen ist immer noch notwendig." Sie sei gerne bereit, über kreative andere Formen nachzudenken: "Der Protest darf sich nicht verbrauchen." Ein positiver Effekt der vergangenen Wochen sei, dass sich ein "unheimlich gutes Netzwerk" an Aktiven gebildet habe, das über alle Vereine und Konfessionen hinweg reiche und schnell handeln könne. "Und wir sind die letzten, die beiseite stehen, etwas auf die Beine zu stellen", sagt Kittelberger. Gemeinsam mit dem katholischen Bischofsvikar Rupert von Stolberg möchte sie in diesem Jahr noch einen Münchner "Rat der Religionen" initiieren: einen Zusammenschluss von Vertretern der Religionsgemeinschaften, der gemeinsam auftreten und Farbe bekennen könne.

Friedenskette für übernächste Woche geplant

Aktiv dabei sind die Kirchen schon bei einer "Friedenskette" am übernächsten Montag. Von 19 Uhr an soll eine Lichterkette durch die Altstadt gehen - und dabei die griechisch-orthodoxe Salvatorkirche, das katholische Sankt Michael, das Münchner Forum für Islam, die Synagoge und die evangelische Sankt-Matthäus-Kirche miteinander verbinden. Schirmherr ist Dieter Reiter.

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