Investition für Mitarbeiter:Billiger wohnen mit der Bahn

Lokführer

Bahn-Mitarbeiter haben Probleme, von ihrem Gehalt die Wohnungen in München zu zahlen.

(Foto: dpa)
  • Der Deutschen Bahn fehlen qualifizierte Mitarbeiter, weil viele sich die Mieten in München nicht leisten können.
  • Angestellte wandern ab, weil Metall- und Elektrounternehmen höhere Löhne bezahlen.
  • Das Unternehmen will nun "Wohnraum organisieren", um die Mitarbeiter zu binden.

Von Marco Völklein

Das Arbeiten in München, sagt Uwe Böhm, bayerischer Landeschef der Lokführergewerkschaft GDL, "das muss man sich erst mal leisten können." Immer mehr Mitarbeiter der Deutschen Bahn (DB) allerdings könnten sich genau das aufgrund der hohen Mieten im gesamten Großraum nicht mehr leisten - dem Unternehmen mangelt es an genügend qualifizierten Mitarbeitern. Zumal andere Unternehmen etwa aus der Metall- und Elektrobranche besser bezahlen. "Wir tun uns da schwer", räumt Bayerns oberster Bahn-Manager Klaus-Dieter Josel ein.

Der Konzern will deshalb versuchen, neue Mitarbeiter in München künftig auch mit günstigem Wohnraum an sich zu binden. Man sei dabei, "Wohnraum zu organisieren", sagte Josel am Donnerstag bei der Vorstellung der DB-Pläne fürs Jahr 2015. Derzeit führe das Unternehmen Gespräche mit Investoren und Genossenschaften.

Konkretes über die Pläne rückt Josel allerdings noch nicht raus. Im März oder April sollen nähere Details bekanntgegeben werden. Das Ziel der Bahn sei es, "mit weichen Themen als Arbeitgeber attraktiver zu werden", sagt Josel. Bisher hatten die Manager unter dem Begriff "weiche Faktoren" nur Angebote wie Freifahrten, günstige Versicherungspakete oder Plätze in der DB-eigenen Kita aufgelistet. Nun also steht auch günstiger Wohnraum auf der Agenda.

Ein Wunsch der Belegschaft

Bei den Mitarbeitervertretern kommt Josels Ankündigung gut an. "Das ist ein seit Langem geäußerter Wunsch der Belegschaft", sagt der bayerische GDL-Chef Böhm. Viele DB-Beschäftigte hätten in den vergangenen Jahren überlegt, aus der Stadt rauszuziehen aufs Land, um sich dem steigenden Mietkostendruck zu entziehen. "Doch das ist bei den vielen Schichtdiensten nicht gerade einfach zu bewerkstelligen", sagt Böhm.

Ältere Bahner erinnern sich noch gut daran, dass früher zahlreiche Wohnungen speziell für sie vorgehalten wurden, entweder von der Bahn selbst oder durch Genossenschaften, die unterstützt wurden, etwa indem Grund in Erbpacht überlassen wurde. Ganze Viertel unter anderem in Laim, Freimann und Berg am Laim wurden so zu Bundesbahn- oder Reichsbahn-Zeiten oder sogar noch früher errichtet. Spätestens mit der Privatisierung der Bundesbahn im Jahr 1994 aber verschwand diese Tradition nach und nach, die Wohnungen wurden verkauft.

Maßnahmen für den Großraum München

Die GDL und die konkurrierende Eisenbahner- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hatten dies immer wieder kritisiert und gefordert, der Konzern möge versuchen, Mitarbeiter mit günstigem Wohnraum an sich zu binden. Bislang hatten die Bahnchefs in Berlin dies aber stets mit dem Hinweis abgelehnt, Wohnungsbau gehöre nicht zum Kerngeschäft eines Transportkonzerns. Daher ist es auch nicht wahrscheinlich, dass Josels Plan an die aus Mitarbeitersicht paradiesischen Bundesbahn-Zeiten anknüpfen wird. Dennoch soll das, was derzeit ausgehandelt wird, "ein erster Meilenstein" werden, verspricht der Manager. Dieser Meilenstein soll sich aber zunächst auf den Großraum München beschränken.

Dass man mit dem Angebot günstiger Wohnungen durchaus neue Mitarbeiter locken kann, haben zuletzt auch die Stadtwerke München (SWM) erkannt: Das städtische Unternehmen will unter anderem in Moosach neben der Firmenzentrale sowie an der Westendstraße in Laim auf dem Gelände des heutigen Busbetriebshofs mehrere hundert Werkswohnungen bauen, um so zum Beispiel Techniker und Fahrer an sich zu binden. Denn diese werden bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), einer 100-prozentigen Tochter der Stadtwerke, dringend gebraucht.

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