Fall Tuğçe in Offenbach:Staatsanwalt klagt mutmaßlichen Täter an

Gedenken an Tugce

Fotos, Blumen und Kerzen liegen zum Gedenken an die verstorbene Studentin vor dem Klinikum in Offenbach. (Archivbild vom 25. November 2014)

(Foto: dpa)
  • Die Staatsanwaltschaft Offenbach hat einen 18-Jährigen angeklagt, der beschuldigt wird, im November die Studentin Tuğçe A. niedergeschlagen zu haben.
  • Die junge Frau fiel nach dem Sturz mit dem Kopf auf den Asphalt. Im Krankenhaus starb sie an den schweren Kopfverletzungen.
  • Der Antrag auf Haftentlassung, den der mutmaßliche Täter gestellt hatte, ist damit abgelehnt.
  • Der mutmaßliche Täter soll in der Untersuchungshaft von einem Mithäftling angegriffen worden sein.

Von Susanne Höll, Frankfurt

Anklage wegen Körperverletzung mit Todesfolge

Der Verdächtige im Fall der toten Studentin Tuğçe A. kann nicht mehr darauf hoffen, schon in den nächsten Tagen auf freien Fuß zu kommen. Ein bislang für den morgigen Mittwoch angesetzter Haftprüfungstermin wurde abgesetzt, weil die Staatsanwaltschaft Offenbach am Dienstag Anklage wegen Körperverletzung mit Todesfolge beim Landgericht Darmstadt erhob. Einen neuen Termin für einen Haftprüfungstermin gibt es noch nicht.

Der 18 Jahre alte Sanel M. aus Offenbach hat eingeräumt, die Studentin Mitte November vor einem Schnellimbiss in Offenbach ins Gesicht geschlagen zu haben. Die junge Frau schlug mit dem Kopf auf den Boden auf und erlitt schwere Verletzungen. Die Staatsanwaltschaft Offenbach widersprach inzwischen aber zwischenzeitlichen Spekulationen, wonach sich beim Sturz einer ihrer Ohrringe in ihren Schädel gebohrt haben könnte.

Sie fiel in ein Koma und starb zwei Wochen später. Ihr Fall hatte bundesweite Anteilnahme ausgelöst, weil sie vor dem Schlag zwei jungen Mädchen zu Hilfe geeilt war, die von Sanel M. und zwei seiner Freunde in dem Imbiss angeblich belästigt worden waren.

Fluchtgefahr und Morddrohungen

Sanel M. sitzt seither in Untersuchungshaft. In Polizeikreisen, aber auch vom Rechtsvertreter der Familie war in den vergangenen Tagen die Sorge geäußert worden, der Verdächtige könne sich im Fall seiner Freilassung aus der Untersuchungshaft dem Prozess womöglich entziehen und ins Ausland fliehen. Seine Familie stammt aus Serbien, die Eltern und alle Geschwister leben aber seit langem in Offenbach.

Sanel M. hat seit der Tat Drohungen bis hin zum Mord erhalten. Vergangene Woche wurde er in der Haftanstalt in Wiesbaden offenbar von einem Mithäftling angegriffen, der ihm das Nasenbein brach. Was genau geschah und ob der Zwischenfall mit der ihm angelasteten Tat zusammenhängt, ist unklar, da der Verdächtige sich bislang nicht zu dem Zwischenfall äußert.

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