Franziskus zu Erziehungsfragen:Papst findet Schlagen von Kindern okay - wenn sie ihre Würde behalten

Papst Franziskus

Findet einen kleinen Klaps für Kinder in Ordnung: Papst Franziskus.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)
  • Papst Franziskus findet es in Ordnung, wenn Eltern ihr Kind schlagen, solange die Würde des Kindes gewahrt bleibe.
  • Ein Sprecher des Vatikans verteidigte die Aussagen des Papstes.

Franziskus hält Schläge als Mittel der Erziehung für vertretbar

Eltern, die ihre Kinder schlagen, können mit dem Verständnis des Papstes rechnen. Solange die Würde der Kinder gewahrt bleibe, hält Franziskus Gewalt als Mittel der Erziehung für vertretbar. Das geht aus einer Bemerkung hervor, die er während seiner Generalaudienz am Mittwoch machte. Die Audienz war der Rolle des Vaters in der Familie gewidmet.

Einen guten Vater mache es - Franziskus zufolge - aus, dass er vergeben könne, aber auch in der Lage sei, sein Kind "mit Bestimmtheit zu korrigieren", ohne es zu entmutigen. Der Papst erzählte dazu eine Anekdote. "Einmal habe ich einen Vater bei einem Treffen mit Ehepaaren sagen hören: 'Ich muss manchmal meine Kinder ein bisschen schlagen, aber nie ins Gesicht, um sie nicht zu demütigen.'" "Wie schön!," so Franziskus weiter. "Er weiß um den Sinn der Würde. Er muss sie bestrafen, aber tut es gerecht und geht dann weiter."

Vatikan verteidigt Papst

Thomas Rosica, ein Mitarbeiter der Pressestelle im Vatikan, verteidigte die Aussagen des Papstes auf Anfrage. "Wer hat seine Kinder nicht gezüchtigt oder ist von seinen Eltern als Heranwachsender gezüchtigt worden?", schrieb Rosica in einer E-Mail. Der Papst habe offensichtlich nicht davon gesprochen, einem Kind gegenüber grausam oder gewalttätig zu sein, sondern darüber "jemanden beim Wachsen und Reifen zu helfen", so Rosica weiter.

Rosica verwies zudem auf den Umgang des Papstes mit Kindern. "Schauen Sie sich Papst Franziskus doch einfach an, wenn er mit Kindern zusammen ist und lassen Sie die Bilder und Gesten für sich selbst sprechen!" Daraus etwas anderes ableiten zu wollen, enthülle laut Rosica ein größeres Problem bei denjenigen, "die einen Papst nicht zu verstehen scheinen, der eine Revolution der Normalität, der einfachen Sprache und der klaren Gesten eingeleitet habe".

Prügelstrafe ist in 39 Staaten verboten

Die Haltung der katholischen Kirche zur Prügelstrafe war bereits im vergangenen Jahr in die Kritik geraten. Mitglieder eines Menschenrechtskomitees der Vereinten Nationen hatten den Heiligen Stuhl aufgefordert, die UN-Kinderrechtskonvention durchzusetzen. Hintergrund waren Berichte über weit verbreiteten körperlichen Missbrauch von Kindern an katholisch geführten Schulen und Institutionen. Der Heilige Stuhl hatte damals entgegnet, er könne nur die Einhaltung der Konvention innerhalb des Vatikans umsetzen.

Die Prügelstrafe ist in 39 Staaten verboten, unter anderem in Deutschland, Schweden, dem Südsudan und Turkmenistan. In den USA erlaubt das Gesetz Eltern, ihre Kinder zu schlagen, solange die Gewalt "vernünftig" eingesetzt wird.

Bereits Mitte Januar hatten Aussagen des Papstes für Irritationen gesorgt. Kurz nach den Anschlägen auf die Redaktion von Charlie Hebdo und einen koscheren Supermarkt in Paris hatte sich Franziskus Mitte Januar zur Meinungsfreiheit und deren Grenzen geäußert. Auf Beleidigungen dürfe man nicht mit Gewalt reagieren, "aber wenn mein guter Freund, Doktor Gasbarri (päpstlicher Reisemarschall; Anm. d. Red.) meine Mutter beleidigt, erreicht ihn ein Faustschlag."

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