Es ist schon komisch. Macht man sich daheim ab und an abends mal ein Bier auf und erzählt davon, gilt man schnell als stark gefährdeter Trinker. Der Satz "Nein, zu Hause trinke ich nie" ist schon ein Klassiker des modernen Theken-Diskurses. Geht man aber aus der Wohnung, und - zum Beispiel - drei Stockwerke runter, dann einhundert Meter nach rechts in die Eckkneipe und bestellt dort ein Bier, gilt man als geselliger Typ, der auch noch ein Sozialleben hat und sein Leben so genießt, wie sich das im Optimierungsjahrhundert gehört. Macht einen Unterschied von 20 Höhen- und hundert Breitenmetern.
Demnächst wird es für den geübten Heimtrinker sogar noch ein wenig verlockender. Man kann sich ja mittlerweile alles nach Hause bestellen, auch das individuell gebraute Bier. Allerdings haperte es bislang an den Cocktails. Nun bietet das sogenannte Drink-Syndikat seit einigen Monaten dem geneigten Trinker ein Cocktail-Abo.
Es gibt Pisco-Wochen und den Gin-Dezember
Die Rye-Whisky-Box zum Beispiel für 40 Euro enthält Zutaten für sechs verschiedene Drinks, und man muss sich nicht ärgern, sollte man mal Lust auf einen Old Fashioned verspüren und es sind zwar Orangenschale und Zuckerwürfel im Haus, aber kein Angostura-Bitter. Die Miniflasche Ingwersirup oder ein zehn Milliliter-Gläschen Orange Bitter runden den Rye-Monat ab. Pisco-Wochen waren schon, ebenso wie Gin-Dezember. Während andere über das Jahr verteilt das heimische Gemüse in wöchentlichen Kisten neu oder wieder kennenlernen, süffelt sich der Drink-Dandy ab sofort durch die Spirituosen-Palette.
Allerdings bleibt ein Problem: Cocktails trinkt man nur in Gesellschaft. Eine Halbe alleine vor der Glotze, in Ordnung, aber einen Pisco Sour? Vielleicht sollte das Syndikat als Deluxe-Abo noch eine Lieferoption anbieten: Je nach Stimmung und Bedarf wird die Box von ein paar erzählwütigen Männern, einer flirtwilligen Frau oder einem coolen Anmach-Macho gebracht.