Braunschweig:Polizei sagt Karnevalsumzug wegen Terrorverdachts ab

  • In Braunschweig ist der für Sonntagmittag geplante Karnevalsumzug wegen einer Anschlagsgefahr kurzfristig abgesagt worden.
  • Aus Staatsschutzquellen sei bekanntgeworden, dass eine konkrete Gefährdung durch einen Anschlag mit islamistischem Hintergrund vorliege, teilte die Polizei mit.
  • Die deutschen Sicherheitsbehörden stünden in engem Austausch mit den dänischen Kollegen.

Polizei: "Konkrete Gefährdung durch einen Anschlag"

Wegen Hinweisen auf einen möglichen Terroranschlag ist der für Sonntag geplante Karnevalsumzug in Braunschweig kurz vor dem Start abgesagt worden. Die Informationen seien in der Nacht und am Morgen eingegangen und bewertet worden, sagte ein Polizeisprecher. Aus "zuverlässigen Staatsschutzquellen" sei bekanntgeworden, dass "eine konkrete Gefährdung durch einen Anschlag mit islamistischem Hintergrund vorliege", heißt es von Seiten der Polizei. (Die Braunschweiger Zeitung dokumentiert hier die Ereignisse.)

Enger Kontakt zu dänischen Behörden

Unmittelbar vor der Absage hatte das Bundesinnenministerium mitgeteilt, es sehe nach den Anschlägen von Kopenhagen derzeit keine erhöhte Terrorgefahr in Deutschland. Zwar gebe es nach wie vor eine hohe Gefährdung, sagte eine Sprecherin des Ministeriums in Berlin, "aber wir haben keine konkreten Hinweise auf Anschlagsplanungen in Deutschland, die Lage ist unverändert."

Die deutschen Sicherheitsbehörden stünden in engem Austausch mit den dänischen Kollegen. Da die Ermittlungen in Dänemark noch liefen, sei es aber noch zu früh, um genaue Rückschlüsse für die Bundesrepublik ziehen zu können.

Narren wollen trotzdem feiern

Die Narren in Braunschweig reagierten mit Betroffenheit auf die Absage des Karnevalsumzugs. "Das ist ein sehr trauriger Tag für unsere Stadt und all die Menschen, die sich so sehr auf den Umzug gefreut hatten", sagte Oberbürgermeister Ulrich Markurth (SPD). Viele Narren würden nun so in der Stadt feiern. Angst vor Anschlägen sei bei den meisten nicht bemerkbar. Die Karnevalisten sollten sich die Freude am Karneval durch dieses Ereignis nicht nehmen lassen, sagte Markurth.

Zum Braunschweiger Karneval, dem sogenannten "Schoduvel", waren am Faschingssonntag bis zu 250 000 Besucher erwartet worden. Das Spektakel gilt als der größte Karnevalsumzug Norddeutschlands. In diesem Jahr sollten 4500 Teilnehmer aktiv dabei sein, zudem waren etwa 100 Motivwagen geplant.

Rosenmontagszüge sollen stattfinden

Die Rosenmontagszüge in Köln, Düsseldorf und Mainz mit jeweils mehreren Hunderttausend Zuschauern sollen trotz der Absage des Umzuges in Braunschweig wie geplant starten. "Wir haben keine Hinweise auf Bedrohungen", sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums. Die Polizei sei aber sensibilisiert.

In Mainz hieß es, bis jetzt gebe es keine konkreten Hinweise auf eine Terrorgefahr. "Aber wir sind sehr wachsam", sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Eine Sprecherin des Festkomitees Kölner Karneval sagte: "Wir gehen davon aus, dass alles wie geplant läuft."

Auch die Behörden im Südwesten sagten, die Fastnachtsumzüge im Land seien nicht gefährdet. Es lägen bislang keine Erkenntnisse vor, die Sicherheitsmaßnahmen rechtfertigen würden, teilte das Lagezentrum im Innenministerium in Stuttgart mit. Auch das Landeskriminalamt plant nach Angaben eines Sprechers keine Maßnahmen.

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