G-7-Gipfel in Elmau:Großeinsatz mit vielen Unbekannten

G-7-Gipfel in Elmau: Allein 40 Polizeibeamte aus München arbeiten im Planungsstab des Innenministeriums, um abzuschätzen wie sich der G-7-Gipfel im Juni auf Schloss Elmau auf die Landeshauptstadt auswirkt.

Allein 40 Polizeibeamte aus München arbeiten im Planungsstab des Innenministeriums, um abzuschätzen wie sich der G-7-Gipfel im Juni auf Schloss Elmau auf die Landeshauptstadt auswirkt.

(Foto: Stephan Jansen/dpa)
  • Vorbereitung für den G-7-Gipfel im Juni auf Schloss Elmau: 40 Beamte aus München kümmern sich im Planungsstab um die Auswirkungen auf die Landeshauptstadt.
  • Gegendemonstrationen, Champions League: Viele Vorkommnisse sind während der beiden Gipfeltage nicht abzusehen.
  • Die Beamten müssen flexibel planen und auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.

Von Susi Wimmer

Spricht man Münchens Polizeipräsidenten auf den kommenden G-7-Gipfel an, antwortet Hubertus Andrä am liebsten mit dem griechischen Philosophen Heraklit: "Nichts ist so beständig wie der Wandel", sagt er mit Blick auf Anfang Juni, wenn sich die Mächtigsten der Welt auf Schloss Elmau bei Garmisch-Partenkirchen treffen werden. 40 Beamte aus München sitzen mit im Planungsstab der Polizei und versuchen abzuschätzen, was denn in diesen zwei Tagen auf München zukommen wird. Ob es Demonstrationen in der Innenstadt gibt, wie und auf welcher Strecke Barack Obama nach Elmau gelangen soll oder wie viele Köpfe nun geschützt werden müssen aus der mehrere tausend Menschen umfassenden Entourage der Staatsmänner, die in München absteigt. "Wir müssen da flexibel sein", sagt Andrä.

Flexibilität ist sicher vonnöten, zumal auch die Kritiker des G-7-Gipfels ständig umplanen: Zunächst sollte eine Großdemonstration in München stattfinden. Die wurde irgendwann wieder gestrichen und man entschied sich, lieber in Garmisch auf die Straße zu gehen. Dort sollte auch das Protest-Camp aufgeschlagen werden. Allerdings scheinen die Gegner noch keine geeignete Wiese dafür gefunden zu haben. Und deshalb überlegen sie, ihre Lager eventuell in München aufzuschlagen. Die Polizei wird sich darauf einstellen müssen.

Der Gipfel beschäftigt 15 000 Beamte

Bereits seit Anfang 2014 hat das Innenministerium in einem ehemaligen Polizeigebäude am Petuelring einen etwa hundertköpfigen Planungsstab eingerichtet, damit am 7. und 8. Juni in und um Elmau alles glatt läuft. Gut 15 000 Polizeibeamte wird der G-7-Gipfel binden. Von Mai an wird bei der bayerischen Polizei eine Urlaubssperre verhängt, und natürlich versucht auch München, sich bestmöglich zu rüsten, wenn die Welt nach Bayern blickt.

Da wäre zum einen das Gefolge, mit dem die sieben Staatsmänner anreisen: Die Franzosen sollen laut Gerüchten mit einer Delegation von etwa tausend Leuten nach Bayern kommen, die Amerikaner sogar mit zweitausend. In Elmau werden nur die engsten Berater und Mitarbeiter untergebracht, der Rest wird Zimmer im weiteren Umfeld und auch in München beziehen. Wie viele Personen davon von der Polizei Schutz benötigen, steht noch in den Sternen. Erfahrung hat die Münchner Polizei damit zur Genüge: "Bei der jährlichen Sicherheitskonferenz müssen wir gut 50 Delegationen schützen", sagt Andrä. Und außerdem sei der G-7-Gipfel eine Veranstaltung des Bundes; das heißt, es werden neben den Münchner Personenschützern auch die Bundespolizei und das Landeskriminalamt involviert sein.

Die Münchner Bürger werden - vorausgesetzt die Gegendemonstranten bleiben in Garmisch - vom G-7-Treffen eher wenig mitbekommen. "Es wird mehr Polizei als üblich in der Stadt unterwegs sein, bei der Anfahrt am Sonntag wird man Fahrzeugkolonnen sehen und es wird zu einigen Streckensperrungen kommen", sagt Andrä. Überhaupt sind die Münchner Polizisten für die Lotsung und Begleitung der Staatsgäste verantwortlich. Und da wäre Andrä wieder bei den nicht vorhersehbaren Unwägbarkeiten: Was, wenn im Erdinger Moos oder im auf tausend Metern Höhe gelegenen Elmau Nebel oder Wind herrschen und die Hubschrauber der Spitzenpolitiker deshalb nicht starten können? Nun, dann wird der US-Präsident, der angeblich mit zweihundert eigenen Sicherheitsleuten anreisen will, sich doch auf die Münchner Polizisten verlassen müssen: "Wir können dann schon die verkehrsgünstigere Route aufzeigen", meint Andrä und grinst.

Flexibilität während der Gipfeltage

Ja, was wäre wenn? Wenn doch eine Großdemo in München stattfindet und am selben Tag der FC Bayern das Champions-League-Finale gewinnt? "Das käme jetzt alles nicht überraschend", sagt der Polizeichef. Sollten die Bayern-Fans dann die Leopoldstraße in eine Feiermeile verwandeln, "dann werden wir auch das stemmen".

Es ist nicht das erste Mal, dass München es mit dem G-7-Gipfel zu tun bekommt. 1992 fand hier schon einmal ein Treffen der Staatsoberhäupter statt, in der Residenz. Damals kesselte die Münchner Polizei Gegendemonstranten stundenlang am Marienhof ein, die später über das brutale Vorgehen, über Fußtritte und Nierenschläge klagten. "Das war kein Glanzstück damals", räumt Andrä ein. Solch einen Einsatz könne er sich heute nicht mehr vorstellen. "Wir haben erfahrene Führungskräfte, viel in Aus- und Fortbildung investiert und agieren mit einer Strategie aus drei Säulen", erklärt er. Zum einen setze die Polizei auf Kommunikation und Information, dann auf Deeskalation durch Stärke, "und bei Straftaten gehen wir konsequent vor". Andrä selbst hat den Polizeikessel nicht miterlebt, "aber es wäre frevelhaft, wenn man aus diesen Erfahrungen nicht lernen würde".

Den Gipfel wird Andrä aus der Ferne beobachten. "Ich werde sicher nicht als Polizeitourist in Elmau unterwegs sein." Hier in München gebe es genug zu tun. Wie gesagt, man müsse bei dem Einsatz flexibel sein "und ständig austarieren". Letzteres ist kein Zitat von Heraklit.

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