Mehr als 20 Beiträge im Laufe dieser Woche sollen die von den SZ-Lesern gestellte Leitfrage beantworten: "Zwischen Ausbeutung und Selbstverwirklichung: Wie arbeiten wir in Zukunft?"
im Laufe dieser Recherche zum Thema Arbeit schrieb uns eine Akademikerin und frühere Office Managerin ernüchtert, wie sie immer länger blieb, arbeitslos wurde und schließlich von der Arbeitsagentur Stellenangebote als Pförtnerin in Leiharbeit bekam:
"Meine berufliche Karriere hat sich so entwickelt: erwerbslos, Leiharbeit, erwerbslos, Leiharbeit, erwerbslos, Leiharbeit. Eine berufliche Endlosspirale im Niedriglohnsektor. Ohne Aussicht auf Besserung. Null Berufsperspektive. Immer Hartz IV im Nacken. Altersarmut garantiert."
"Zwischen Ausbeutung und Selbstverwirklichung: Wie arbeiten wir in Zukunft?" Diese Frage hat unsere Leser in der achten Runde des Projekts Die Recherche am meisten interessiert. Dieser Beitrag ist Teil eines Dossiers, das sie beantworten soll. Alles zur aktuellen Recherche finden Sie hier, alles zum Projekt hier.
Das ist die Lebens- und auch berufliche Realität vieler Menschen in Deutschland: Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit, Gängelung durch die Jobcenter. Andere haben eine Stelle, die aber - Stichwort Perspektivlosigkeit - kaum einen Unterschied macht, weil der Verdienst nicht zum Leben reicht. Weil sie mit großer Unsicherheit behaftet ist. Weil sie menschenunwürdige Arbeitsbedingungen prägen. Weil sich die Menschen ausgebeutet fühlen.
Mehrstöckige Torten statt Brötchen verdienen
"Zwischen Ausbeutung und Selbstverwirklichung: Wie arbeiten wir in Zukunft?" - mit dieser Leitfrage, die die SZ-Leser in einer Online-Abstimmung wählten, haben wir diese Runde des Projekts Die Recherche überschrieben. Wir wollen im Laufe dieser Woche, in der wir die Ergebnisse der Recherchen als Dossier veröffentlichen, einen Bogen spannen von den Leidtragenden eines Systems bis hin zu denen, die es nutzen. Die Arbeit als Lebensinhalt, als definitorisches Moment ihrer Persönlichkeit begreifen, mit dem sie nicht nur die Brötchen verdienen, sondern mehrstöckige Torten backen. (Eine Diskrepanz, fast so groß wie in dem berühmten, Marie Antoinette zugeschriebenen Satz über ihre hungernden Landsleute, die doch mangels Brot einfach Kuchen essen sollten.) Wir wollen die Frage nach der Bedeutung von Arbeit stellen und danach, was sie mit uns macht.
Und dann? Wie geht es weiter, wenn wir uns im Spannungsfeld zwischen Selbstverwirklichung und Ausbeutung Richtung Zukunft bewegen? Wird Work-Life-Balance überflüssig, weil es ohnehin keine Grenzen mehr zwischen dem Auszubalancierenden gibt? Weil wir immer und überall arbeiten können und vielleicht sogar wollen? Oder arbeiten wir gar nicht mehr, weil das Computer und Roboter übernehmen? Ist das Anlass zu Freude oder Sorge?
Viele dieser Fragen wollen wir diese Woche mit mehr als 20 Interviews, Analysen, Reports und Videos zur Zukunft der Arbeit beantworten; manche werden offen bleiben (müssen). Lesen und entscheiden Sie selbst. Und schreiben Sie uns Ihre Meinung zu dieser Recherche. Vielen Dank dafür und vielen Dank an alle Leser, die - sei es in der Abstimmung, mit Tipps und Ideen oder als Interviewpartner - daran mitgewirkt haben.
Und jetzt: viel Spaß beim Lesen,
Sabrina Ebitsch
Die Recherche zur Zukunft der Arbeit
"Zwischen Ausbeutung und Selbstverwirklichung: Wie arbeiten wir in Zukunft?" Diese Frage hat unsere Leser in der achten Runde unseres Projekts Die Recherche am meisten interessiert. Das folgende Dossier soll sie beantworten.
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