Entwicklungsländer:Weltbank-Projekte zwingen Millionen Menschen zur Umsiedlung

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Weltbank-Präsident Jim Yong Kim verspricht Veränderungen (Foto: REUTERS)
  • Unterlagen der Weltbank dokumentieren fragwürdige Praktiken der größten Entwicklungshilfeorganisation der Welt: Demnach wurden durch Hunderte Projekte in den vergangenen zehn Jahren offenbar mehrere Millionen Menschen umgesiedelt und teils gewaltsam vertrieben.
  • Die SZ und andere Medien haben der Weltbank Fragen dazu gestellt. Daraufhin versprach Weltbank-Chef Jim Yong Kim nun, es künftig besser zu handhaben.

Von Sasha Chavkin, Katrin Langhans und Bastian Obermayer

Die Weltbank hat schwere Fehler bei der Umsiedlung von Menschen bei ihren Entwicklungsprojekten eingeräumt. Weltbank-Präsident Jim Yong Kim teilte mit, er sei in "tiefer Sorge" über die Umsiedlungsprogramme.

Die Erklärung der Weltbank folgt Recherchen und Anfragen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung in Kooperation mit dem International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ).

Die beteiligten Medien hatten die Weltbank mit vorläufigen Ergebnissen einer monatelangen Recherche konfrontiert. Grundlage sind Weltbank-Dokumente. Ihnen zufolge wurden durch Hunderte Projekte in den vergangenen zehn Jahren offenbar mehrere Millionen Menschen umgesiedelt und teils gewaltsam vertrieben. Den Recherchen zufolge wurden die Vorgaben der Weltbank in einer Vielzahl von Projekten nicht eingehalten.

Weltbank ist die größte Entwicklungshilfeinstitution

Bereits im Januar wurde über Menschenrechtsverletzungen bei einem Großprojekt in Äthiopien berichtet. In einer internen Analyse hatte die Weltbank ihre Mitverantwortung für das Projekt und Fehler kritisch analysiert.

Die Weltbank ist die größte Entwicklungshilfeinstitution weltweit. Vergangenes Jahr vergab sie Kredite in Höhe von 66 Milliarden Dollar. Nun wolle die Organisation sich wandeln. "Wir müssen und werden es besser machen", verspricht Weltbank-Chef Kim.

Diese Veränderungen sagt die Weltbank zu

Man habe große Probleme gefunden, etwa die unzureichende Überwachung der Projekte und die mangelhafte Umsetzung der Programme. Zudem müsse strenger geprüft werden, ob die Vorgaben der Weltbank eingehalten werden, so Kim.

Einige Reformen wurden seinen Angaben zufolge bereits eingeleitet. In einem Aktionsplan verspricht die Weltbank eine bessere Kontrolle von Projekten, in denen Umsiedlung erforderlich ist. Auch will sie Länder besser unterstützen, bei denen die Durchführung solcher Umsiedlungen problematisch werden könnte. Auch von mehr Geld und Personal für das Durchsetzen der internen Sozial- und Umweltrichtlinien ist die Rede.

Kritiker bemängeln falsche Anreize

Aktivisten kritisieren die Weltbank seit Jahren für ihre Organisationsmängel. "Das wichtigste Problem ist, dass sie das eine sagen, und das andere tun", sagt Knud Vöcking von der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Urgewald. Insbesondere mit Blick auf den privaten Arm der Weltbank, die International Finance Corporation (IFC), kritisiert er eine falsche Anreizstruktur für die Mitarbeiter. Es werde derjenige befördert, der das "meiste Geld möglichst schnell abfließen lässt", so Vöcking. Fragen von Nachhaltigkeit, Schutz der Menschenrechte und Ähnlichem spielten im operativen Geschäft der Fallmanager, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle.

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