Hartnäckige Gerüchte:Magerl warnt vor einer Flughafen AG

Grüne befürchten, dass die Umwandlung der FMG in eine Aktiengesellschaft die Hintertür für den Bau der dritten Startbahn öffnet. Aufgemuckt kündigt nach Leipziger Urteil neue Aktionen an

Von Regina Bluhme, Freising

Schon seit längerem hält sich das Gerücht, dass die Flughafen GmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden soll, um endlich die umstrittene dritte Startbahn auf den Weg zu bringen. Die Gesellschafter haben solche Pläne bereits dementiert - doch bei der Mitgliederversammlung vom Aktionsbündnis Aufgemuckt mahnte Christian Magerl zu Vorsicht. Das Thema ist nach Ansicht des Grünen Landtagsabgeordneten noch nicht vom Tisch. Vor kurzem, so Magerl, habe der Landtag einen Antrag seiner Fraktion mehrheitlich abgelehnt, mit dem die Umwandlung auf Dauer verhindert werden sollte.

Auslöser der Diskussion war eine öffentliche Ausschreibung des Flughafenkonzerns Ende 2014, in der von einem möglichen Börsengang der FMG die Rede war. "Daraufhin habe ich im Landtag reingegrätscht", berichtete Magerl am Donnerstag. Die FMG, die sich im Besitz vom Staat Bayern, der Bundesrepublik und der Stadt München befindet, hat entsprechende Pläne umgehend dementiert. FMG-Chef Michael Kerkloh sprach von einer fehlerhaften Formulierung. Das Bayerische Finanzministerium erklärte, dass dergleichen nicht geplant sei.

Den dritten Gesellschafter, die Bundesregierung, hat Magerl kürzlich über eine Bundestagsabgeordnete angeschrieben. Die Antwort aus dem Verkehrsministerium, die Magerl verteilte, lautet kurz und bündig: "Der Bundesregierung sind derartige Beschlüsse oder Pläne nicht bekannt. Auch eine Veräußerung von Bundesanteilen an die Mitgesellschafter steht nicht an".

"Wir müssen dennoch wachsam bleiben", betonte Magerl. "Innerhalb der FMG gibt es immer noch Leute, die mit einer AG liebäugeln". Juristisch könne er sich dafür zwar keinen Weg vorstellen, "aber vielleicht kriegen sie es ja doch hin und schaffen es, die Mehrheitsverhältnisse zu ändern" - und so den Bürgerentscheid gegen den Bau zu umgehen. Im Falle einer AG liege der Münchner Anteil mit 23 Prozent unter der Sperrminorität, fügte Magerl hinzu.

Mit ihrem Antrag wollten die Landtags-Grünen jetzt "dauerhaft eine Umwandlung der FMG in eine AG verhindern", sagte Magerl. Es habe ihn aber nicht überrascht, dass die CSU-Mehrheit im Landtag den Antrag abgelehnt habe. Wobei der Freisinger CSU-Landtagsabgeordnete Florian Herrmann mit der Opposition gestimmt habe, so Magerl. Geärgert hat er sich aber schon, dass den Grünen von Seiten eines CSU-Abgeordneten "Verfolgungswahn" vorgeworfen worden sei. Von "Verfolgungswahn" könne keine Rede sein, so Magerl, vielmehr von "einer gesunden Portion Misstrauen" gegenüber den Flughafenbetreibern.

Schwarz auf weiß liegt dagegen den Startbahngegnern seit Donnerstag die Niederlage vor dem Bundesverwaltungsgericht vor. Allerdings sieht Aufgemuckt-Sprecherin Helga Stieglmeier noch einen "Hoffnungsschimmer". Das Gericht habe nur die Klagen der Kommunen abgewiesen. Bund Naturschutz und vier Privatkläger kämpften noch um die Zulassung der Revision. "Jetzt geht es um die Wurst", sagte Stieglmeier. Das Aktionsbündnis müsse "an Aktivität zulegen und bewusst Zeichen setzen" und vor allem "wieder Hand in Hand mit der Schutzgemeinschaft" gegen den Bau kämpfen. Laut Manfred Pointner, dem Vorsitzenden der Schutzgemeinschaft, will der Vorstand demnächst eine Resolution verfassen und gemeinsam mit Aufgemuckt um Unterstützung werben.

Ein Zeichen will Aufgemuckt auf Vorschlag von Magerl am 7. Juni setzen. Da beginnt der G7 Gipfel und die am Flughafen landenden Staatslenker sollen auf der FS 44 Brücke mit einem Transparent empfangen werden. An einem solchen Tag könnten sich laut Magerl die Startbahngegner der "maximalen Aufmerksamkeit" der Medien sicher sein. Auch der internationalen Presse.

Die Vorbereitungen für das Fest "Zehn Jahre Widerstand gegen die dritte Bahn" laufen auf Hochtouren. Das Familienfest steigt am 20. Juni in Attaching. Wie das Organisationsteam mitteilte, werden für den Auf- und Abbau von Bühne und Festzelt noch Helfer gesucht. Die Besucher erwarten unter anderem eine Kletterwand und Seifenkistenrennen, Kabarett und viel Musik, unter anderem mit den Well-Brüdern und den Geschwistern Haindl. Letztere sollen laut einen "wunderbaren Startbahn-Zwiefachen" im Repertoire haben.

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