Frauengesundheit:Tabuthema Wechseljahre

Der Verlust der Fruchtbarkeit ist ein so unangenehmes Thema, dass selbst aufgeklärte Frauen ratlos werden. Die wichtigsten Fakten über die Lebensphase - die heute nicht das Ende, sondern die Mitte des Lebens markiert.

Die Wechseljahre sind längst kein Ereignis mehr, dass die allerletzte Lebensphase einläutet. Angesichts des steigenden Alters ist es eher eine Zäsur in der Mitte des Lebens. Hier werden auch Weichen für die Gesundheit der folgenden Jahrzehnte gestellt, so die Botschaft der European Menopause and Andropause Society (EMAS). Die Gesellschaft hat eine neue Richtlinie zum Umgang mit der Menopause vorgelegt. Auf dieser Basis hier die wichtigsten Fragen für betroffene Frauen.

In welchem Alter beginnen die Wechseljahre?

Die Wechseljahre - auch Klimakterium genannt - sind ein schleichender Prozess. Sie kündigen sich durch zunehmend unregelmäßige Monatsblutungen an, oft auch durch Begleitsymptome wie Hitzewallungen, Nachtschweiß, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen. Als normal gilt, wenn diese Anzeichen ab dem Alter von 45 Jahren auftreten. Die Menopause - damit wird das endgültige Ausbleiben der Periode bezeichnet - erfolgt bei den meisten Frauen mit Ende 40 oder Anfang 50.

Was hilft gegen Hitzewallungen?

Hitzewallungen gehören zu den unangenehmsten Wechseljahresbeschwerden. Das effektivste Mittel ist eine Hormonersatztherapie. Die Präparate enthalten immer Östrogen - ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite hilft es gegen die Hitzewallungen und beugt der Knochenkrankheit Osteoporose vor. Auf der anderen Seite erhöht es das Risiko von Brustkrebs und Thrombosen. Die Entscheidung für oder gegen die Hormonkur müssen Ärzte und Frauen daher immer individuell treffen. Kriterien sind der Leidensdruck und die persönlichen Risiken der Frau. Prinzipiell sollte die Dosis so niedrig wie möglich gehalten werden. Die europäische Fachgesellschaft empfiehlt Frauen, eine Hormontherapie zunächst maximal fünf Jahre lang durchzuführen, denn bei vielen Frauen sind die Hitzewallungen dann ohnehin vorbei.

Als Alternativen listet die neue Richtlinie auch Antidepressiva wie Paroxetin und Fluoxetin oder den Blutdrucksenker Clonidin auf. Diese Medikamente sind allerdings nicht ganz so wirkungsvoll wie Östrogene. Für Präparate aus dem Bereich der Alternativmedizin, etwa Kräutermischungen, gibt es keinen Wirknachweis. Dagegen ist die Sicherheit dieser Produkte, gerade wenn sie aus unbekannten Internetquellen bestellt werden, nicht immer garantiert.

Was hilft gegen Osteoporose?

Die auch als Knochenschwund bezeichnete Krankheit trifft überwiegend Frauen nach der Menopause. Die Hormonersatztherapie kann die gefürchteten Knochenbrüche verhindern oder verringern. Allerdings hält der Effekt nur solange an, wie die Hormone zugeführt werden. Wenn nicht gleichzeitig Wechseljahresbeschwerden auftreten, zögern viele Ärzte, die Hormontherapie einzusetzen. Die Richtlinie der EMAS empfiehlt sie für gefährdete Frauen unter 60 Jahren oder innerhalb der ersten zehn Jahre nach der Menopause. Eine Osteoporose kann auch mit anderen Medikamenten wie Bisphosphonaten behandelt werden. Wichtig ist zudem, die Muskelmasse zu erhalten und für ausreichend Vitamin D zu sorgen - am besten durch den Aufenthalt an der Sonne. Nicht allein aus diesem Grund kommen Bewegung und Sport eine wichtige Rolle in den Wechseljahren zu.

Wie verändert sich das Gewicht?

Zwischen 40 und 60 Jahren nehmen Frauen im Durchschnitt zehn Kilogramm zu. Die Wechseljahre verursachen zwar nicht per se das zusätzliche Gewicht, sie tragen aber dazu bei, dass der Körper mehr Fett vor allem am Bauch einlagert. Dieses Bauchfett ist mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Daher empfehlen Mediziner, durch Sport und gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse gegenzusteuern. Sport kann zugleich das bisweilen arg lädierte Wohlbefinden und Selbstbewusstsein steigern, hilft aber offenbar nicht gegen Hitzewallungen und Nachtschweiß.

Sollten Frauen in den Wechseljahren noch verhüten?

Die Fruchtbarkeit einer Frau nimmt mit dem Alter deutlich ab. Dennoch sind selbst bei Frauen Ende 50 noch natürlich entstandene Schwangerschaften beobachtet worden. Grundsätzlich gilt: Ist die Frau unter 50, wenn sie ihre letzte Periode erlebt, sollte sie noch zwei Jahre lang verhüten. Ist sie über 50 Jahre alt, genügt normalerweise ein Jahr. Die Verhütungsmethode hängt von den persönlichen Risiken und der Einnahme weiterer Medikamente ab.

Was, wenn Wechseljahresbeschwerden sehr früh einsetzen?

Ist die Frau jünger als 45 Jahre, wenn sie Anzeichen der Wechseljahre zeigt, empfehlen Mediziner einen Hormontest. Denn wenn die Eierstöcke schon sehr früh ihre Produktion einstellen, steigt das Risiko für Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, kognitive Einbußen und Demenz. Daher empfiehlt die Richtlinie der EMAS diesen Frauen eine Hormonersatztherapie. Bis zum Alter von 50 Jahren erhöhe die Hormonkur das Brustkrebsrisiko nicht, schreiben die Forscher.

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