Drohende Insolvenzen:Jedes zweite Tierheim vor der Pleite

Tierheim Köln

Den Tierheimen in Bayern droht die Insolvenz.

(Foto: picture alliance / dpa)
  • Jedes zweite Tierheim steht nach Angaben des Tierschutzbundes vor der Insolvenz.
  • Die Kommunen sind gesetzlich zu Zahlungen verpflichtet, doch die Abrechnung ist übeall unterschiedlich.
  • Die SPD fordert mehr Gelder für den Tierschutz.

Von Christian Sebald

Die Landtags-SPD hat die Staatsregierung aufgefordert, die Tierschutzheim in Bayern finanziell zu unterstützen. Dazu solle sie eine Million Euro im Jahr im Haushalt zur Verfügung stellen, erklärten die SPD-Abgeordneten Herbert Woerlein und Susann Biedefeld am Dienstag in München. "Andere Bundesländer gehen schon lange mit gutem Beispiel voran", sagte Woerlein, "nur in Bayern gibt es keine staatlichen Zuschüsse."

Der Tierschutz in Bayern funktioniere nur, weil Tierschutzvereine als ihre Betreiber und Ehrenamtliche an der Grenze zur Selbstausbeutung arbeiteten. Dabei würden die Aufgaben für die Tierheime immer größer, erklärte Biedefeld. "Vor allem in Urlaubszeiten werden immer mehr alte und hilflose Hunde und Katzen ausgesetzt oder in die Einrichtungen gebracht." Viele Heime seien längst viel zu klein, andere seien baulich völlig veraltet. Der Investitionsstau sei riesig, dabei könnten viele Einrichtungen kaum mehr ihre laufenden Kosten finanzieren.

Investitionsstau bei den Tierheimen

Zuvor hatte der Tierschutzbund erklärt, dass jedes zweite Tierheim in Bayern vor der Insolvenz stehe. "Unsere Einrichtungen stehen mit dem Rücken zu Wand", sagte Andreas Brucker vom Tierschutzbund. Zwar seien die Kommunen verpflichtet, für Fundtiere zu bezahlen. Doch mit manchen Gemeinden müssen die Tierheime laut Tierschutzbund um jeden Cent streiten. Je nach Kommune bekommen die Häuser Pauschalen pro Einwohner, pro Fundtier oder auch per Einzelabrechnung.

Wie viel die Heime von den Kommunen bekommen, ist ebenfalls extrem unterschiedlich. Die Schere reiche etwa bei den Einwohnerpauschalen von fünf Cent bis zu einem Euro. Brucker sagte, mit einem Euro pro Einwohner und Jahr kämen die Tierheime gerade einmal auf eine schwarze Null. Investitionen seien damit nicht zu machen. "Wir haben ausgerechnet, dass 1,50 Euro pro Einwohner und Jahr nötig wären", sagt Brucker. Denn die Kosten der Heime stiegen seit Jahren beständig an - durch teurer werdende Tierarzt-Rechnungen und aktuell durch den Mindestlohn. Der durchschnittlich Investitionsstau je Heim beziffere sich auf 145 000 Euro.

In Bayern gibt es ungefähr 80 Tierheime, die dem Tierschutzbund angeschlossen sind. Sie fordern schon seit vielen Jahren mehr Geld von den Kommunen, aber auch eine direkte Förderung durch den Freistaat. Bisher scheiterten sie damit allerdings stets. Erst vor einem Vierteljahr lehnte die Landtags-CSU mit ihrer absoluten Mehrheit einen Antrag der SPD ab, die Einrichtungen mit einer Million Euro im Jahr zu unterstützen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: