Bad Tölz-Wolfratshausen:Bangen vor dem Quoten-Ende

BDM-Milchbauernabend

Toni Frech aus Beuerberg befürchtet, dass immer mehr kleine Betriebe aufgeben.

(Foto: Manfred Neubauer)

Von April an wird die Milchproduktion nicht mehr reguliert. Manche Bauern im Landkreis befürchten einen verschärften Preiskampf und sinkende Gewinne. Aber es gibt auch neue Ideen.

Von Benjamin Engel

Viele Milchbauern im Landkreis sehen das Ende der Milchquote zum 31. März kritisch. "Jeder hat die Befürchtung, dass der Nachbar mehr liefern könnte als man selbst", sagt Peter Fichtner, Kreisobmann im bayerischen Bauernverband (BBV). Mit dem Ende der Quote könne jeder Landwirt so viel Milch produzieren, wie er will. Steige das Angebot am Markt, könnten die Preise fallen. Falls es so kommt, fürchtet Fichtner vor allem die Marktmacht des Handels. Mit steigendem Milchaufkommen würden die Unternehmen Zugeständnisse fordern und die Preise nach unten drücken. Das könne die Bauern über längere Zeit stark belasten, sagt Fichtner.

Der Preis von 30 bis 32 Cent pro Liter Milch ist aus Sicht der Landwirte schon jetzt viel niedrig. Um betriebswirtschaftlich arbeiten zu können, bräuchten die Bauern 42 bis 43 Cent pro Liter, sagt Fichtner. Denn der Milchpreis schlage sich direkt auf die Gewinne und Verluste nieder. Im großen Stil wachsen könnten die Betriebe im Landkreis allerdings nicht, da die Flächen dafür fehlten.

BDM-Milchbauernabend

Hans März aus Egling war bei der Einführung der Quote 18 Jahre alt. Er rechnet damit, dass sich sein Haupteinkommen künftig verlagert.

(Foto: Manfred Neubauer)

Fichtner bleibt trotz aller Befürchtungen gelassen. Viele, gerade auch kleinere Milchviehbetriebe im Landkreis seien breit aufgestellt. Ein Großteil sei touristisch aktiv, vermiete beispielsweise Ferienwohnungen. Etwa die Hälfte bewirtschafteten ihre Höfe im Nebenerwerb. Dazu zählt Fichtner selbst. Der 56-Jährige aus Bad Heilbrunn hat zehn Milchkühe, arbeitet im landwirtschaftlichen Lagerhaus in Königsdorf und bewirtschaftet seinen Wald.

Hans März war 18 Jahre alt, als die Milchquote 1984 eingeführt wurde. Die Europäische Union schrieb den Landwirten vor, wie viel Milch sie melken durften. Überschritten sie die zulässige Menge, mussten sie an der Milchbörse Anteile erwerben oder wahlweise Strafen zahlen. Nach dem Quotenende werde das Preisniveau niedrig bleiben, fürchtet März. Sein Haupteinkommen werde sich verlagern, sagt der 48-jährige Bio-Bauer. Entsprechende Pläne sich ein zweites Standbein zu schaffen, hat er bereits. 1995 hat er den Hof übernommen und mit Expansionsgedanken inzwischen abgeschlossen. Er habe 50 Kühe, meist "schwarzbunte". So solle es weiterlaufen. Sein Hof habe früher zu den Großen gezählt. Das sei längst nicht mehr so.

Ebenso will Milchbauer Toni Frech aus Beuerberg seinen Betrieb mit 45 Kühen derzeit nicht erweitern. Allerdings sei die Gefahr groß, dass der Wegfall der Quote den Strukturwandel beschleunigt, sagt der 52-Jährige. Die Furcht schwingt mit, dass die kleinen Betriebe im Süden gegen die Großen im Norden auf lange Sicht nicht mehr bestehen könnten. Ein neuer Stall stehe derzeit nicht zur Debatte. Seine Kinder seien noch zu klein, um den Hof übernehmen zu können. Ihnen wolle er keine Schulden hinterlassen, sagt Frech.

Anton Miller aus Dietramszell rechnet damit, dass sich die Milchproduktion in Deutschland stark erhöhen wird. Dafür müssten die Bauern erst einmal Absatzmärkte finden. Aus seiner Sicht sind die Bauern gegenüber den Handelskonzernen zu schlecht organisiert. Sie müssten ihre Interessen bündeln, um bessere Preise auszuhandeln. Sonst drohe ein Verdrängungswettbewerb. Die Gefahr sei groß, dass kleine Betriebe aufgeben, sagt Miller.

Mit deutlich schnelleren Auf- und Abschwüngen der Preise rechnet Johann Hainz, stellvertretender Kreisvorsitzender im Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM). Der Dietramszeller erwägt, seinen Betrieb auf biologisch umzustellen. Denn dieser Markt sei stabiler. Aus seiner Sicht hätte man die Milchquote auch reformieren und flexibler gestalten können, zum Beispiel mit Mechanismen, welche die Menge verknappen, wenn zu viel Milch auf dem Markt ist. Laut Hainz ist die Zahl der Milchbauern im Landkreis allerdings von 780 im Jahr 2005 auf 630 gesunken. Wenn die Hofnachfolge anstehe, könnten Weitere aufgeben, sagt Hainz. Das könne für die Kommunen problematisch werden. Denn mit immer mehr Laufställen auf Grünland und weniger Höfen in Dörfern, stelle sich die Frage, was aus den leer stehenden Ställen im Dorf werden soll, sagt BBV-Kreisvorsitzender Fichtner.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: