Umsiedlung des TSV 1865 Dachau:Ausdauersport

Umsiedlung des TSV 1865 Dachau: Die Sportler des TSV haben noch etwas Zeit, sich von ihrem alten Stammgelände an der Jahnstraße im Augustenfeld zu verabschieden.

Die Sportler des TSV haben noch etwas Zeit, sich von ihrem alten Stammgelände an der Jahnstraße im Augustenfeld zu verabschieden.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

"Der Weg für den TSV ist noch ein sehr langer und sehr steiniger." Der Umzug hängt am Verkauf des alten Geländes - und dieser am Bebauungsplan - der noch längst nicht feststeht.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Die TSV-Sportler müssen weiter Ausdauer beweisen: Noch zweieinhalb bis drei Jahre können vergehen, bis es einen Bebauungsplan für das TSV-Gelände im Augustenfeld geben wird. Das sagte Bauamtsleiter Michael Simon am Dienstag den Stadträten im Bauausschuss. An diesem Bebauungsplan hängt der Verkauf des TSV-Grundstücks und an diesem wiederum die Möglichkeit, in eine neue Sportstätte zu investieren. Erst im Januar hatten die Stadtpolitiker einstimmig beschlossen, dass der TSV aus seinem beengten Stammgebiet ausziehen und sich neu ansiedeln darf. Vorgesehen ist ein Grundstück östlich der Theodor-Heuss-Straße. Dort will der TSV für seine etwa 2300 Mitglieder ein zwölf Hektar großes Grundstück mit Spielfeldern, Geräten und einer Dreifachturnhalle bebauen.

Das Geld dazu soll unter anderem aus dem Verkauf des jetzigen Geländes kommen. Um dessen Wert einschätzen zu können, muss die Stadt einen gültigen Bebauungsplan beschließen. Das TSV-Gelände wird nun einbezogen in die seit Jahren mühsam vorankriechenden Planungen zum Wohngebiet im Augustenfeld. Den Mitgliedern des Bauausschusses wurden eine Eingabe von Bürgern und ein SPD-Antrag von Februar und März 2014 vorgelegt. Die Bürger befürchten vor allem eine starke Zunahme des Verkehrs. Die SPD beantragte schon vor einem Jahr, vor den Kommunalwahlen im März 2014, für das TSV-Gelände einen Bebauungsplan aufzustellen, damit der Verein einschätzen könne, wie viel sein Grundstück wert ist. Diesmal drängte nun Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU) zu erfahren, wann "Belastbares vorliegen könne".

Sichtlich desillusioniert verließen nach der Aussage des Bauamtsleiters die TSV-Mitglieder, die im alten Sitzungssaal die Reihen füllten, das Rathaus. Sportreferent Günter Dietz (CSU) hatte bereits auf der Sitzung Ende Januar deutlich gemacht: "Der Weg für den TSV ist noch ein sehr langer und sehr steiniger." Vor gut einem Jahr hatte das noch ganz anders ausgesehen. Da hatte der TSV überraschend über eine Presse-Agentur verkünden lassen, schon in diesem Jahr mit den Bauarbeiten an der Heuss-Straße beginnen zu wollen. Unter den Stadträten brach ein Streit aus. Besonders die SPD-Fraktion fühlte sich überfahren, unterstellte der CSU, mit dem TSV in Hinterzimmern zu verhandeln und nannte jegliche Kostenschätzung und auch die Planungen unseriös.

Mittlerweile hat nicht nur Dachau einen neuen Oberbürgermeister, sondern auch der TSV 1865 seit November einen neuen Vorsitzenden: den 33 Jahre alten Sebastian Stirner. Seitdem ist der Ton auf beiden Seiten pragmatischer geworden. Auch der neue Oberbürgermeister weiß, wie wichtig die Vereinsarbeit in einer Stadt mit wachsender Bevölkerungszahl ist. Erst vor zwei Wochen stellte ein Mitarbeiter des Deutschen Olympischen Sportbunds im Stadtrat ein Programm zur Sportentwicklung vor. Das zeigt, dass das Thema auch im neu gewählten Stadtrat ernst genommen wird. Auf der anderen Seite steht ein junger Vereinsvorsitzender der weiß, dass Sportvereine heute auch Dienstleister sind, wie er in einem Interview mit der SZ einmal sagte. Breitensport wird wichtiger, Präventionskurse müssen ins Programm einbezogen, Partnerschaften mit Schulen und Kindergärten angestrebt werden.

Auf fünf Jahre bis zum Abschluss der Bauarbeiten stellt sich Stirner von jetzt an ein - inklusive der Bauplanungen. Daraus wird vermutlich nichts werden, wenn der Verein erst in zweieinhalb bis drei Jahren Planungssicherheit über seine Finanzen bekommt. Bauamtsleiter Simon legte folgenden Plan vor: Bis zur Sommerpause möchte er die nötigen Unterlagen zusammenstellen und auf deren Basis Gutachter und Fachplaner beauftragen. Er möchte dem Stadtrat eine Ausschreibung über das Moderationsverfahren der Bürgerbeteiligung vorstellen und möglichst von den Stadträten noch vor der Sommerpause einen Beschluss über die Form der Bürgerbeteiligung haben. Gleich nach der Sommerpause soll der Auftrag für die Moderation vergeben und eine erste Bürgergesprächsrunde angesetzt werden.

Stirner forderte im SZ-Interview vom Stadtrat klare Entscheidungen über einen vernünftigen Bebauungsplan. Sollte dann übrigens der Erlös des Geländes für den TSV geringer ausfallen, erwartet Stirner, dass die Stadt einspringt. Neben Verein und Stadt werden sich auch der Freistaat und der Landessportverband mit insgesamt 15 Millionen Euro an den Gesamtkosten von etwa 31 Millionen Euro beteiligen.

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