Katholikentag:Der Geiz von Münster

Bringt nichts, kann weg - nach der Devise spart sich die Stadt in Westfalen ein Tausendstel ihres Haushalts.

Von Matthias Drobinski

Die Stadt Münster zahlt für den Katholikentag 2018 kein Geld - dieser Beschluss des Stadtrats ist so piefig wie provinziell. Der Zuschuss hätte ein Tausendstel des Haushalts betragen, darüber ist noch keine Stadt zugrunde gegangen. Der Geiz von Münster trifft auch nicht "die Kirche", sondern die Bewegung der katholischen Bürger und das zivilgesellschaftliche Engagement von Christen, ob für Flüchtlinge oder Frieden, fürs Soziale oder die Kultur. Er trifft eines der selten gewordenen Foren, auf denen über die Zukunft des Landes debattiert wird.

Nein, nein, wir sind nicht religionsfeindlich, heißt es aus dem Rat. Die Frage, wie man es dort mit der Religion hält, ist auch gar nicht so wichtig. Die Ablehnung erfolgt aus dem gleichen Geist heraus, aus dem auch sonst klamme Kommunen bei Kunst, Kultur und Zivilgesellschaft sparen: Bringt nichts, kann weg. Nur dass dieser Geist diesmal von links weht, mag ungewöhnlich erscheinen.

Für die Veranstalter von Katholikentagen wie evangelischen Kirchentagen bedeutet der Beschluss: Sie können sich der einst selbstverständlichen Unterstützung der Kommunen nicht mehr sicher sein. Sie werden immer neu begründen müssen, was sie zum Nutzen der Stadt tun wollen. Die schlechteste Übung ist das nicht. Und vielleicht übernehmen ja künftig die - schuldenfreien - Kirchen einen größeren Anteil an der Finanzierung der Treffen. Und zeigen, was die ihnen wert sind.

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