Petition der Hebammen:Geburtshaus könnte nach Schwabing ziehen

Petition der Hebammen: Das einzige Geburtshaus ist bedroht. Die Hebammen haben daher 10000 Unterschriften gesammelt.

Das einzige Geburtshaus ist bedroht. Die Hebammen haben daher 10000 Unterschriften gesammelt.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Für das Münchner Geburtshaus gibt es neue Hoffnung: Ein möglicher Standort könnte auf dem Gelände des Schwabinger Klinikums sein.
  • Knapp 10 000 Menschen haben sich in den vergangenen drei Monaten an einer Petition für den Erhalt des Münchner Geburtshauses beteiligt.
  • Die Hebammen hatten sich zuvor an die Öffentlichkeit gewandt, weil der Mietvertrag für ihre Räume in der Nymphenburger Straße im Juli ausläuft.

Von Inga Rahmsdorf

Mit so viel Unterstützung hatten die Hebammen nicht gerechnet. Knapp 10 000 Menschen, darunter 4500 Münchner, haben sich in den vergangenen drei Monaten an einer Petition für den Erhalt des Münchner Geburtshauses beteiligt. Als die Geschäftsführerin Susanne Braun die Unterschriften dem Zweiten Bürgermeister am Dienstagmorgen überreichen wollte, drohte das Vorhaben dann doch noch für einen kurzen Augenblick zu scheitern.

Das lag allerdings nicht an Josef Schmid (CSU), der pünktlich zum vereinbarten Termin um 11 Uhr aus dem Rathaus trat, sondern an dem Sturm, der über den Marienplatz fegte und Braun den Papierstapel fast aus den Händen gerissen hätte. Der sturmumtoste Bürgermeister nahm die "beachtliche Zahl von Unterschriften", wie er sagte, dann aber sicher an sich und stellte sogleich unmissverständlich klar: "Das Geburtshaus gehört zu München." Es sei wichtig, dass es ein breites Spektrum an Einrichtungen gebe.

Ein möglicher Standort für das Geburtshaus

Nicht nur die Zahl der Unterschriften, die Braun gemeinsam mit Hebammen und Unterstützern am Dienstag überreichte, ist beachtlich. Es sieht auch derzeit gar nicht so schlecht aus für die Zukunft des einzigen Geburtshauses in München. Die Hebammen hatten sich im Dezember mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit gewandt, weil der Mietvertrag für ihre Räume in der Nymphenburger Straße im Juli ausläuft. Der Vermieter hatte Eigenbedarf angemeldet, und sie konnten keine neue Immobilie finden. Schmid versprach, dass er sich für das Geburtshaus einsetzen wolle und brachte als möglichen Standort das Gelände des Schwabinger Klinikums in die Diskussion. Diese Option forcierte auch die SPD-Fraktion im Januar, als sie forderte, das Geburtshaus bei den Sanierungsplänen für die Klinik mit einzubeziehen.

Vergangene Woche trafen sich Braun und ihre Kolleginnen dann gemeinsam mit Vertretern des Klinikums und der Stadt zu einer Besichtigung des Schwabinger Geländes, um drei Standorte dort anzusehen. Eine sehr gute Option, wie sie daraufhin befanden. Und auch im Stadtrat gebe es einen breiten Konsens für diesen Vorschlag, sagte Schmid am Dienstag. Gerade weil die Klinik in Schwabing künftig vor allem auf Kindermedizin ausgerichtet sein soll, passe da doch gut auch das Geburtshaus dazu.

250 Geburten im Jahr 2014

Unklar ist allerdings noch die Finanzierung, denn die Gebäude sind stark sanierungsbedürftig. "Wir haben zwar gut gewirtschaftet, aber alleine können wir das nicht stemmen", sagt Christine Zinsler vom Vorstand des Vereins zur Förderung der selbstbestimmten Geburt, der das Geburtshaus mitfinanziert. Es werde damit gerechnet, dass die Renovierung etwa 900 000 Euro kosten wird. Zur Finanzierung könne er nichts sagen, sagte Schmid und sagte dann aber doch etwas: "Es ist zwar schwierig, aber ich denke schon, dass sich da etwas machen lässt, sonst wären wir ja auf halbem Weg stecken geblieben."

In dem Geburtshaus, das seit 1994 in München eine Alternative zu Klinik und Hausgeburt bietet, sind 2014 fast 250 Kinder zur Welt gekommen. Es gibt eine lange Warteliste, erst von Oktober an sind wieder Plätze frei. Derzeit arbeiten dort 13 freiberufliche Hebammen, eine von ihnen ist Anna M., die am Dienstag auch zu dem Treffen mit Schmid gekommen ist. "Im Geburtshaus können wir die Frauen selbstbestimmter begleiten, den Frauen wird mehr Zeit gelassen", sagt die Hebamme, die zuvor vier Jahre im Kreißsaal einer Klinik gearbeitet hat. "Es war ein sehr persönliches Verhältnis mit den Hebammen und eine sehr enge Betreuung auch nach der Geburt", lobt Anna Schwarz, die ihr zweites Kind im Geburtshaus zur Welt gebracht hat.

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