Amateur-Derby in Giesing:"Das ist der blanke Hass"

Bayern Muenchen II v TSV 1860 Muenchen II  - Regionalliga Bayern

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen spielten die Amateure des FC Bayern und des TSV 1860 am Ostermontag im Grünwalder Stadion.

(Foto: Johannes Simon/Getty)
  • Nach den Ausschreitungen am Rande des Amateur-Derbys denken FC Bayern und der TSV 1860 über Konsequenzen nach.
  • Im Gespräch ist auch eine mögliche Verlegung des Spiels in die Arena in Fröttmaning.
  • Bisher verweigern sich die Ultra-Anhänger beider Vereine Gesprächen.

Von Martin Bernstein

Die "kleinen Derbys" zwischen den Regionalligamannschaften des FC Bayern und des TSV 1860 werden möglicherweise künftig nicht mehr im Grünwalder Stadion stattfinden, sondern in der Arena in Fröttmaning. Am Tag nach dem Ostermontagsspiel, bei dem die Polizei nur durch den massiven Einsatz von 1200 Beamten die rivalisierenden und teils gewaltbereiten Fan-Gruppierung davon abhalten konnte, aufeinander loszugehen, sind sich Polizei, Fußballverantwortliche und Stadt einig, dass sich dringend etwas ändern muss.

Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge kündigte in einem Telefonat mit dem Polizeivizepräsidenten Robert Kopp am Dienstagvormittag ein "zeitnahes" Gespräch der Beteiligten an. Neben Rummenigge und Kopp, so war vom FC Bayern zu erfahren, sollen ein Geschäftsführer des TSV 1860 sowie Rainer Koch, der Präsident des Bayerischen Fußballverbands, teilnehmen.

Zwölf Festnahmen rund ums Derby

Koch, als DFB-Vizepräsident oberster deutscher Amateurfußballfunktionär, gilt seit Jahren als entschiedener Bekämpfer von Gewalt, Pyrotechnik und Rassismus in den Stadien. Die Bilanz des Polizeieinsatzes, die Kopp am Dienstag zog, kann Koch deshalb auch nicht gefallen: Zwölf Festnahmen gab es rund um das Derby, fünfmal mussten die Beamten die Identität von Fans feststellen, die sich nicht an die Auflagen hielten. Bengalos und andere Pyrotechnik vorm und im Stadion, Vermummung mit Sturmhauben, Beleidigungen, Körperverletzungen, ein Flaschenwurf, ein Hitlergruß - das waren die Gründe. Zwei Randalierer wurden bis Spielende festgesetzt, gegen zwölf mutmaßliche Gewalttäter hatte die Stadt in Absprache mit der Polizei schon im Vorfeld Betretungsverbote für das gesamte Umfeld des Grünwalder Stadions in Giesing verhängt.

Laut Polizeipräsidium München hatte der Ärger schon Tage vor dem Derby begonnen, mit Schmierereien und Sachbeschädigungen durch die Anhänger der rivalisierenden Vereine. In der Nacht zum Karsamstag wurde in Giesing ein Mann mit einem Kopfstoß niedergestreckt, als er auf dem Weg zur Arbeit war. Zwei Unbekannte hatten sich ihm in den Weg gestellt und ihn gefragt, ob er ein "Roter" oder ein "Blauer" sei. Das Opfer musste sogar seine Jacke öffnen, um zu zeigen, dass er kein Fan-Trikot darunter trug. Es half ihm nichts: Er wurde niedergeschlagen, die Täter flüchteten. Verletzt wurde auch ein Anhänger der Löwen am Montag nach dem Spiel bei einem Zusammenstoß im U-Bahnhof Silberhornstraße. Dort hatte er eine unbeteiligte Frau angepöbelt - worauf ihm deren Begleiter ein Skateboard derart heftig über den Kopf schlugen, dass der Sechziger ins Krankenhaus musste. Die beiden Täter wurden festgenommen. "Unsere Beamten hatten alle Hände voll zu tun", bilanzierte Kopp.

Die Ultra-Anhänger verweigern sich Gesprächen

Für den Polizeivizepräsidenten steht fest: "Jetzt sehen alle: Es ist genug." Die Fanmärsche durch die Stadt hätten sich zu einer Machtdemonstration entwickelt, die verfeindeten Lager stünden sich nicht als sportliche Rivalen gegenüber, "das ist der blanke Hass". Jetzt seien die Vereine gefragt - und die Fangruppierungen. Kopp bedauerte, dass sich die Ultras beider Vereine vor und während des Spiels jedem Gespräch verweigert hätten. Er begrüßte Rummenigges Einladung. "Und im nächsten Schritt müssen wir dann auch die Ultras an einen Tisch bekommen."

Eine Verlegung brisanter Spiele wie des Lokalderbys in die besser zu kontrollierende Arena hält auch die Polizei für eine Möglichkeit. Außerdem müssten die Vereine darüber nachdenken, sich von polizeibekannten Unruhestiftern und Gewalttätern in ihrer Anhängerschaft aktiv zu trennen. Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann forderte als Folge aus dem Derby ein konsequenteres Vorgehen der Vereine gegenüber gewaltbereiten Fans.

Denkbar wäre aus Sicht Kopps auch eine drastische Reduzierung der Zuschauerzahlen bei Problemspielen; am Ostermontag waren 12 500 Fans im Grünwalder Stadion. Diskutiert wird derzeit ein zweitligatauglicher Ausbau der für 12 Millionen Euro sanierten städtischen Sportstätte. Dann würden bis zu 20 000 Fans hinein passen. Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle wollte dem Plan am Montag während des Spiels keine Absage erteilen. Unter dem Eindruck der notwendigen Sicherheitsvorkehrungen sagte er aber auch: "Da ist ein Ende nach oben erreicht."

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