Krach beim Front National:Der Schwätzer muss gehen

Marine und Jean-Marie Le Pen

Familienfotos von Marine und Jean-Marie Le Pen - wie dieses vom vergangenen November - gehören wohl der Vergangenheit an.

(Foto: Jeff Pachoud/AFP)

Der rechtsextreme Front National wird als Spielball einer Familie vorgeführt, weil bei den Le Pens der Haussegen schief hängt. Konsequent wäre nun, Vater Jean-Marie den Ehrenvorsitz der Partei zu entziehen.

Kommentar von Stefan Ulrich

Lange Zeit wurde in Frankreich vermutet, die Le Pens trieben ein Rollenspiel. Jean-Marie, der Vater, bediente demnach den antisemitischen, reaktionären Flügel des Front National, während Tochter Marine mit einer Mischung aus nationalistischen und antikapitalistischen Thesen Wähler des rechten wie linken Spektrums zu becircen suchte.

Falls es dieses Spiel je gegeben hat, so ist daraus ein Vater-Tochter-Konflikt geworden. Weil Monsieur Le Pen erneut die Gaskammern in den Konzentrationslagern der Nazis als "Detail der Geschichte" verharmloste und den einstigen Chef des Kollaborationsregimes von Vichy verteidigte, verkündet Madame Le Pen jetzt den Bruch mit dem Vater. Sie will dessen Kandidatur bei Wahlen verhindern.

Marine ist noch viel erfolgreicher als Jean-Marie

Die resolute Parteichefin versucht seit Jahren, den Front National zu "entteufeln", sprich, aus der antisemitischen Schmuddelecke zu führen. Ihr Vorgänger und Vater fuhr ihr dabei oft in die Parade. Ein Motiv mag verletzte Eitelkeit sein. Denn Jean-Marie muss miterleben, dass Marine noch viel erfolgreicher ist als er.

Für den Front ist der Führungsstreit peinlich. Er offenbart, wie sehr die Partei Spielball einer Familie ist. Hängt der Haussegen bei den Le Pens schief, gilt das auch für den Front. Marine Le Pen und ihre Partei sollten nun so konsequent sein, dem Alten den Ehrenvorsitz zu entziehen. Denn sein hetzerisches Geschwätz über die Nazi-Zeit ist eine Schande.

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