Schalke in der Bundesliga:Lähmungssymptome wie unter Jens Keller

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Es läuft nicht: Benedikt Höwedes und Joel Matip nach dem 0:0 gegen Freiburg (Foto: AP)

Es fehlt das Spektakuläre und Mitreißende, um dem Gegner Respekt abzunötigen: Schalke 04 hat die Champions-League-Plätze verspielt. Dafür, dass die Mannschaft viel zu wenig Tore schießt, sind jedoch nicht nur die verunsicherten Stürmer verantwortlich.

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Am Projekt Sami Khedira wird also festgehalten. Clemens Tönnies, Aufsichtsratschef von Schalke 04, hat am Sonntag bekräftigt, dass der deutsche Weltmeister in der nächsten Saison von Real Madrid in den Ruhrpott wechseln soll; selbst wenn der 28-Jährige, der im Sommer 2014 - wenn er denn fit war - diverse Trophäen stemmen durfte, auf Schalke zumindest eine Spielzeit lang nicht in den Genuss der Champions-League-Hymne kommen würde. Das wenigstens dürfte am Wochenende auch den letzten Phantasten klar geworden sein: Der Verein hat in dieser Saison nicht bloß keinen der ersten vier Plätze verdient - er wird auch keinen erreichen.

Es bedarf keines Kernforschers, um den wichtigsten Grund dafür auf den Punkt zu bringen: Das Team schießt zu wenig Tore - nur neun in elf Rückrundenspielen. Für diese Krise finden sich auch schnell zwei Gesichter: die der Stürmer Klaas-Jan Huntelaar und Eric Maxim Choupo-Moting. Der eine hat seit seiner Vertragsverlängerung im Dezember null Tore in 1008 Bundesliga-Minuten vorzuweisen, der andere fügte seinen 14 Scorerpunkten aus einer bemerkenswerten Hinserie gerade mal zwei hinzu.

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Nach dem schwachen 0:0 gegen Freiburg weiß Di Matteo, dass sein Team keine Chance mehr auf die Champions League hat.

Von Christoph Ruf

Es wäre freilich zu kurz gedacht, die verunsicherten Vollstrecker für die enttäuschende Rückrunde alleinverantwortlich zu machen. Die Probleme gehen tiefer. Nach nur 21 Liga-Spielen unter der Leitung von Roberto Di Matteo sind bei den Spielern ähnliche Lähmungssymptome auszumachen wie unter dessen Vorgänger Jens Keller. Di Matteos Stil hat seinen Reiz eher im Unsichtbaren, wenn alles schmucklos ineinander greift. Aber das Spektakuläre, das Mitreißende, das die eigenen Fans entflammt und auch den Gegnern Respekt abnötigt - wie es derzeit bei Wolfsburg, Gladbach und Leverkusen zu beobachten ist -, wird auf diese Weise nicht entstehen. Schlimmer noch: Wenn die Gegner die Freiräume verweigern, findet das Team nach wie vor keine passenden Mittel.

Im Vergleich zu Klubs wie dem Hamburger SV sind das Luxus-Probleme. Aber das ist eben nicht Schalkes Maßstab. Auf Schalke geht die Furcht um, langfristig den Anschluss zu den ersten Vier der Saison zu verlieren. Zudem: Darauf, dass Dortmund noch so eine miese Saison spielt, sollte niemand setzen.

Sogar der fünfte Platz ist nicht sicher. Er ist im Grunde nur der schwachen Konkurrenz zu verdanken, die seit einigen Wochen Stehversuche um die Europa-League-Plätze macht. Wie ein Klub mit internationalem Auftrag spielt Schalke 04 schon seit langem nicht mehr. Die letzte herausragende Leistung gelang kurioserweise im Ausland, vor einem Monat, beim heroischen (aber zu knappen) 4:3-Sieg bei Real Madrid. Im Mittelfeld der Spanier: Sami Khedira, der schon an jenem Abend spielte, als wollte er ein paar Schalker Probleme lösen.

© SZ vom 13.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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