Immobilie in Bogenhausen:Manns Villa wird Manns' Villa

Thomas Mann Villa in Bogenhausen Ð Thomas Mann Allee 10

30 Millionen Euro soll die Villa in Bogenhausen gekostet haben - damit wäre sie das teuerste Einfamilienhaus Münchens.

(Foto: Florian Peljak)
  • Für mehr als 30 Millionen Euro hat die berühmte Villa Thomas Manns in Bogenhausen den Besitzer gewechselt.
  • Der Käufer ist weitgehend unbekannt, er kommt aus dem Harz und legt als strategischer Investor sein Geld an. Sein Name: Thomas Manns.
  • Die Familie von Schriftsteller Thomas Mann hat fast zwanzig Jahre in der Villa in Bogenhausen gewohnt - danach erlebten Haus und Hof eine wechselvolle Geschichte.

Von Katja Riedel

Bekannt klingt nur der Name: Thomas Manns, Investor aus Niedersachsen, soll der so geheimnisumwobene wie bisher öffentlich weitgehend unbekannte Käufer sein, der die berühmte Thomas-Mann-Villa in Bogenhausen gekauft hat. Das berichtet das Magazin Wirtschaftswoche und bezieht sich dabei auf einen Grundbuchauszug. Für mehr als 30 Millionen Euro hat die 2006 rekonstruierte Villa ihren Besitzer gewechselt: vom schillernden Investmentbanker Alexander Dibelius zu dem 37 Jahre alten Niedersachsen aus dem Harz, der sein Logistikunternehmen Pema 2008 verkauft hat und seitdem als strategischer Investor sein Geld anlegt. 2012 etwa kaufte er die rumänische Firma Astra Rail, die Güterwaggons fertigt.

Vor neun Jahren hatte der Architekt Thomas Dibelius für seinen Cousin, den ehemaligen deutschen Goldman-Sachs-Chef Alexander Dibelius, auf den Grundmauern der alten Villa zumindest die Fassade nach alten Plänen rekonstruieren lassen. Es war das Ende einer bewegten Geschichte, welche das Grundstück damals schon hinter sich hatte.

Die Familie Mann lebte fast 20 Jahre in der Villa

Thomas Mann und seine Familie lebten in dem Haus am Herzogpark in Bogenhausen fast 20 Jahre lang, er und seine Frau Katia hatten es
 1913 von den Münchner Architekten Ludwig errichten lassen. Hier wuchsen die Kinder auf, hier schrieb Thomas Mann unter anderem den Zauberberg.

Die Nationalsozialisten beschlagnahmten das Haus mehrfach, endgültig 1936, unter anderem zog dort die Organisation "Lebensborn" ein. Bei einem Bombenangriff 1944 wurde die Villa so schwer beschädigt, dass sie nicht mehr bewohnt werden konnte. Nach dem Krieg beschloss die Stadtspitze, das Haus wieder aufbauen zu wollen, doch Thomas Mann blieb skeptisch, ob er nach München und in die "Poschi" zurückkehren wollte, wie die Villa in der Familie genannt wurde.

Von 1948 an war er immerhin wieder offizieller Besitzer und sein Name im Grundbuch eingetragen. In seinem Haus lebten jedoch andere: In einem Bericht des Thomas-Mann-Forums München ist zu lesen, dass sich dort ukrainische und russische Flüchtlingsfamilien einquartiert hatten, bis zu 50 Personen, die auch Nutztiere wie Ziegen und Pferde in der zerstörten Villa hielten. Thomas Mann war entsetzt, als er sein ehemaliges Zuhause 1951 besichtigte. Das Haus sei zerstört, ja entstellt, befand er. Auf Kosten der Stadt wurde die Ruine schließlich abgerissen. 1953 verkaufte Thomas Mann das Grundstück für 20 000 Mark an den Apotheker Otto Roeder. Der errichtete einen Bungalow, in dem das Apothekerehepaar bis zu seinem Tod lebte.

Ende der Neunzigerjahre kaufte ein anderer Prominenter dann das Areal von der Erbin: Florian Haffa, Miteigner des an der Börse abgestürzten Unternehmens EM.TV. Auch für das Haus, dessen Adresse längst Thomas-Mann-Allee 10 hieß, hatte Haffa hochfliegende Pläne, aus denen nach dem EM.TV-Absturz nichts wurde. Auch ein Gedenkort war damals im Gespräch. Am Ende war es neben der Fassade nur eine Gedenktafel , die an die Manns erinnerte. Nun wird an der Thomas-Mann-Allee wohl ein neues Namensschild angeschraubt werden: Thomas Manns. Mancher wird zweimal hinsehen müssen - und lächeln.

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