Fürstenfeldbruck:Braune Abgründe und viel Spaß

"Er ist wieder da", Inszenierung Neue Bühne Bruck

Gerhard Jilka spielt den wiedergekehrten Adolf Hitler, der mit der modernen Welt nicht so richtig klar kommt.

(Foto: privat)

Hitler-Satire "Er ist wieder da" an der Neuen Bühne Bruck

Von Valentina Finger, Fürstenfeldbruck

Im Herbst 2012 erschien ein Buch, das zum nationalen Aufreger wurde: Die Polit-Satire "Er ist wieder da", in der Adolf Hitler im Berlin des Jahres 2011 wieder auftaucht, machte Timur Vermes zum kontrovers diskutierten Autor. Weil sein Hitler lustig ist. Unfreiwillig zwar und auch der Nazi-Wahnsinn ist in der Story durchaus präsent, aber ums Lachen kommt man bei der Lektüre nicht herum. Auf der einen Seite führte "Er ist wieder da" deswegen wochenlang die Bestseller-Listen an, momentan wird die Geschichte sogar verfilmt. Auf der anderen Seite meldeten sich kritische Stimmen, die die Frage stellten: Darf man über Hitler lachen?

"Man darf das nicht nur, sondern muss. Humor ist eine der besten Methoden, solchen Themen entgegen zu treten", sagt Frank Piotraschke. Für die Neue Bühne Bruck hat der Regisseur "Er ist wieder da" als Theaterstück umgesetzt, das von diesem Freitag an zu sehen ist. Nur sehr wenige Bühnen haben den Stoff bislang gezeigt, eine offizielle Stückfassung gibt es nicht. Als erste deutsche Bühne sicherte sich das Landestheater Schwaben in Memmingen die Rechte für die Aufführung. Während dort allerdings unter der Regie von Patrick Schimanski seit Januar ein Ein-Personen-Stück zu sehen ist, hat Piotraschke den Monolog in eine Variante für vier Schauspieler umgearbeitet.

Gerhard Jilka spielt den in der Gegenwart erwachten Adolf Hitler, der, ohne selbst zu wissen warum, zum Comedystar wird, obwohl er doch nur, wie früher auch, sein politisches Programm popularisieren möchte. Die anderen drei Darsteller Silvie Stollenwerk, Tim Freudensprung und Florian Mairhofer wechseln die Rollen, zum Teil in Sekundenschnelle. Unter anderem treten die Drei als Hitlers neue Medienkollegen Sensenbrink, Sawatzki und Frau Bellini auf. Denn die schon dem Buch immanente Mediensatire, die komische und ebenso erschreckende Hypothese, was geschehen würde, falls Adolf Hitler wirklich zurückkäme, steht im Zentrum der Inszenierung an der Neuen Bühne.

Für Frank Piotraschke ist es das Stück der Stunde: "Durch Pegida und ähnliches braut sich in Deutschland etwas Beunruhigendes zusammen. Ein solches Stück ist für ein Theater eine tolle Möglichkeit, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen." Das Besondere, sowohl an dem Buch als auch an seiner Bühnenversion, die nah an der literarischen Vorlage bleibt, sei der sehr private Eindruck, den man von Adolf Hitler bekommt. "Ich finde den Menschen Hitler zu zeigen, ist ein wichtiger Prozess. Hätte man von Anfang an nur die Fratze des Monsters gesehen, wären ihm nicht so viele hinterhergelaufen", sagt Piotraschke, der an der Neuen Bühne zuletzt 2012 bei dem Drama "Der Hässliche" Regie führte.

Wer Timur Vermes' Buch gelesen hat, weiß, dass es gerade der schmale Grat zwischen Komik und Grauen ist, der die Erzählung so fesselnd macht. Lacht man sich im einen Moment noch über den unbeholfenen Ex-Führer in einer für ihn so fremden Welt tot, bleibt einem bei einer seiner boshaften Propaganda-Reden im nächsten Moment das Lachen im Halse stecken. "Es wäre albern, Hitler nur als Vollidioten herumtaumeln zu lassen. Das würde der Figur und den Menschen, die mit ihm konfrontiert waren, unrecht tun", sagt Regisseur Piotraschke. Denn durch die Abgründe, die sich bei all dem Spaß auf der Bühne immer wieder auftun, werde man auf jeden Fall nicht dazu verleitet, zu denken: So schlimm war das damals doch gar nicht.

Premiere von "Er ist wieder da" an der Neuen Bühne Bruck ist am Freitag, 17. April, um 20 Uhr. Die nächsten Vorstellungen sind am 19., 25. und 26. April. Weitere Termine im Mai und Juni. Karten unter: 08141/18589.

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