Dorfen:Oh, la, la!

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Mit festen Schritt und dem Gitarrenkoffer in der Hand in Richtung Dorfen: Das Aïghetta Quartett. (Foto: OH)

Gitarren-Musik aus Monaco: Das Aïghetta Quartett kommt nach 30 Jahren wieder nach Dorfen

Von Florian Tempel, Dorfen

Auf den Plakaten, die auf das Konzert des Aïghetta Quartetts am Sonntag im Jakobmayer hinweisen, ist mit einem Streifen Papier der Zusatz ". . . aus Monaco" aufgeklebt. Oh, la, la! Besuch aus der mondänen Jet-Set-Location an der Côte D'Azur kommt ins bayerische Kleinstädtchen im Isental. Na Servus, das hört sich doch toll an - und das ist es auch. Aber nicht, weil das Aïghetta Quartett irgendwas mit Jet-Set zu tun hätte, sondern weil Philippe Loli, François Szöny, Alexandre del Fa und Olivier Fautrat ein außergewöhnlich gutes Gitarren-Ensemble sind, das tolle und sehr abwechslungsreiche Musik spielt und einen wunderbaren Konzertabend garantiert.

Unbekannt ist das Quartett in Dorfen sowieso nicht. Allerdings werden sich nur die Älteren noch an seine ersten Auftritte hier erinnern. In den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts war das Aïghetta Quartett zwei oder drei Mal zu Gast in der legendären Kulturkneipe "Soafa", deren Wirtin die heutige Jakobmayer-Managerin Birgitt Binder ist. Das Dorfener Publikum war derart begeistert, dass das Ensemble mit einem der exklusivsten Preise ausgezeichnet wurde, die es jemals gab. Es erhielt die "Goldene Soafa 1987" für den besten Live-Act, der in jenem Jahr an der Isen auftrat. Die Trophäe, ein glänzend goldfarbenes Stück Seife, hat seitdem seinen festen Ehrenplatz im Probenraum des Quartetts in Monaco. Und Philippe Loli hat in einem Interview kürzlich versichert, dass man jedes Jahr feierlich ein Glas Champagner auf den unvergesslichen Ehrenpreis trinke.

Das Gitarrenquartett ist also Dorfen schon seit langem verbunden. Wie kommt's? Michael Well, einer der vielen Well-Brüder, hat das Aïghetta Quartett bei einem Besuch in Monaco kennengelernt und dann erstmals nach Bayern gebracht. Denn so mondän das Fürstentum scheint, so provinziell bescheiden sind an der Côte D'Azur die Auftrittsmöglichkeiten für dort einheimische Musiker, weiß Michael Well, dessen Ehefrau aus Monaco stammt. Dass es in München und in weiter Umgebung um das bayerische Monaco Bühnen und Publikum gab - und noch immer gibt -, die aufgeschlossen für Interessantes, Neues und Unbekanntes waren, war in den achtziger Jahren ein Erlebnis für die jungen Gitarristen aus dem französischen Süden. Gitarren-Quartette hatten zudem Seltenheitswert. Außer den legendären Los Romeros aus Spanien gab es kaum solche Formationen.

Das Repertoire des Aïghetta Quartetts ist sehr breit angelegt. Die vier Musiker spielen klug und wunderbar arrangierte Werke von Barockkomponisten wie Johann Sebastian Bach, Georg Philipp Telemann und Antonio Vivaldi ebenso wie Transkriptionen von Darius Milhaud und Claude Debussy. Außerdem gehören Stücke von Astor Piazzolla, Miles Davis und Paco de Lucia ebenso dazu wie extra für das Aïghetta Quartett geschriebene Werke des in München lebenden Komponisten Robert Delanoff und Eigenkompositionen aller Quartett-Mitglieder. Auch der Autor von Clockwork Orange, Anthony Burgess, der in Monaco lebt, hat für die vier Gitarristen eigene Kompositionen geschrieben.

Im Laufe der 35 Jahre seit seiner Gründung ist das Aïghetta Quartett in ganz Europa aufgetreten, in großen und kleinen Städte, bei zahlreichen Festivals und hat mehrere CDs veröffentlicht.

Das Konzert des Aïghetta Quartetts im Jakobmayer-Saal in Dorfen am Sonntag, 26. April, beginnt um 19 Uhr, Einlass von 18 Uhr an. Karten zu 18 Euro zuzüglich Vorverkaufsgebühr gibt es bei Ticket Treff Dorfen, Telefon 08081/1393, oder an der Abendkasse für 21 Euro.

© SZ vom 23.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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