Kölns Timo Horn:Einer wie Illgner

Das Derby in Köln ist auch ein Duell der aufstrebenden Torhüter Leno und Horn - am Samstag mit leichten Vorteilen für den Kölner Schlussmann.

Von Sebastian Fischer, Köln

Das Derby zwischen dem 1.FC Köln und Bayer Leverkusen war seit ein paar Sekunden Geschichte, da liefen die Kölner Kevin Vogt und Jonas Hector als Erstes zu jenem Mann im blauen Trikot, der hinten im Kölner Tor saß und traurig aussah - was sollte er auch anfangen mit einem Unentschieden gegen den Klassenfeind? Hector und Vogt stupsten ihm aufmunternd vor die Brust, und immerhin: Als Timo Horn, der Kölner Torhüter, am Samstagabend wieder aufstand, reckte er einen Daumen in Richtung der Fans, die ihm hinter seinem Tor zujubelten.

Während des Spiels hatten diese Fans seinen Namen gesungen, sie hatten sich in den Armen gelegen vor Freude über das, was Horn, 21, nach einer kurzen Station beim Stadtteilklub SC Rondorf sein Leben lang beim FC, schon jetzt ein Kölner Idol, geschafft hatte. In der 42. Minute war er in die linke Ecke seines Tores abgetaucht und hatte so den Ball gestoppt, den Leverkusens Hakan Calhanoglu vom Elfmeterpunkt auf sein Tor geschossen hatte. Horn hatte im vierten Versuch seinen ersten Bundesliga-Elfmeter gehalten. Er hatte zumindest zu diesem Zeitpunkt seinen Gegenüber Bernd Leno, 23, in den Schatten gestellt.

Horn gegen Leno - das Duell zwischen zwei der talentiertesten Torhüter Deutschlands

Das Derby Köln gegen Leverkusen braucht eigentlich keine zusätzliche Brisanz, es ist ohnehin einer der wichtigsten Begegnungen der Saison für beide Mannschaften. Doch das Spiel am Samstag war darüber hinaus in den vergangenen Tagen zum Duell zwischen zwei der talentiertesten Torhüter Deutschlands erkoren worden. Horn gegen Leno.

Der Leverkusener ist gerade auf dem Fußball-Weltmarkt umworben, Real Madrid soll Interesse haben, auch wenn Leverkusens Geschäftsführer Michael Schade "Stand jetzt" noch kein Angebot aus Spanien vorliegen hat. Doch Leno hat eine Ausstiegsklausel, das ist bekannt. Horn verfügt ebenfalls über eine derartige Klausel, und der Kölner Keeper ist zumindest auf dem nationalen Torhüter-Markt umworben, zum Beispiel von Borussia Dortmund, das nach einem Nachfolger für Roman Weidenfeller fahndet. Irgendwann wollen Horn und Leno gerne einmal Nachfolger von Manuel Neuer im Tor der deutschen Nationalmannschaft sein, vielleicht war auch deshalb Co-Trainer Thomas Schneider am Samstag im Kölner Stadion anwesend.

In Köln haben gute Torhüter Tradition, einst standen Männer wie Toni Schumacher, heute Vize-Präsident oder Bodo Illgner in Köln zwischen den Pfosten. Letzterer, der einst aus Köln zu Real Madrid wechselte, hat aus aktuellem Anlass dem Kölner Stadt-Anzeiger ein Interview gegeben und gesagt, er traue Horn zwar jeden Klub zu, doch Leno sei noch ein wenig weiter, er habe "einen Tick mehr Erfahrung".

Es ist auch der Verdienst der Keeper, dass Leverkusen in dieser Saison 14 Mal ohne Gegentor blieb und Köln elfmal, auch am Samstag lieferten beide Keeper eine tadellose Leistung. Leno hechtete durch den Strafraum, Horn überzeugte auf der Linie. Der Leverkusener musste auf Nachfrage lachen, er sagte, er hätte auch damit leben können, wenn Horn den Elfmeter nicht gehalten hätte. Leno ist gerade wohl noch der bessere Schlussmann. Doch er weiß, dass er gemeinsam mit Barcelonas Marc-André ter Stegen eines Tages den Kölner Horn im Nacken haben wird.

Am besten für den Herausforderer, hat Bodo Illgner gesagt, wäre es, wenn er noch etwas in Köln bleiben würde, da habe er nämlich regelmäßig "viel Arbeit". Allerdings wird Horn dann damit leben müssen, noch das eine oder andere Mal nach dem Spiel enttäuscht im eigenen Tor zu sitzen.

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