Kolumne in der "Sun":UN kritisieren Boulevard-Blatt für Flüchtlingskommentar

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  • Die Kolumnistin Katie Hopkins bezeichnet afrikanische Flüchtlinge in einem Artikel in der britischen Sun als "Kakerlaken" und "Wolfskinder".
  • Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Zeid Ra'ad Al Hussein, will, dass Großbritannien die Verantwortlichen zur Rechenschaft zieht.
  • Eine Online-Petition fordert die Kündigung der Kolumnistin.

Im Boulevard sind reißerische Schlagzeilen und plakative Aufmachung keine Seltenheit. Dass Flüchtlinge in einer britischen Tageszeitung als "Kakerlaken" und "Wolfskinder" bezeichnet werden, will die UNO allerdings nicht hinnehmen. Sie hat die europäischen Staaten aufgefordert, gegen das Schüren von Hass in der Presse vorzugehen.

Auslöser für den Aufruf war ein Kommentar von Katie Hopkins in der Sun - immerhin auflagenstärkste englischsprachige Tageszeitung in Europa. Das Stück war mit "Rettungsboote? Ich würde Migranten mit Kanonenbooten stoppen" überschrieben. Darin vertritt die Autorin unter anderem die Meinung "aggressive, junge Männer" würden sich in Calais wie "Norovirus auf einem Kreuzfahrtschiff" vermehren. Der Text war kurz vor dem verheerenden Schiffsunglück im Mittelmeer am Wochenende veröffentlicht worden.

Kolumnistin fällt nicht zum ersten Mal durch kontroverse Äußerungen auf

In Großbritannien ist die kontroverse Kommentatorin, die zum Beispiel mit Beleidigungen über übergewichtige Menschen im Fernsehen Aufsehen erregte, immer wieder in der Kritik. Als Reaktion auf die aktuelle Veröffentlichung wurde eine Online-Petition ins Leben gerufen, die vom Chefredakteur der Sun die Kündigung der streitbaren Mitarbeiterin fordert. Bislang haben mehr als 280.000 Unterstützer das Gesuch unterschrieben.

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UN-Kommissar zieht Sprachvergleich zu den Nazis

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Zeid Ra'ad Al Hussein, geht sogar einen Schritt weiter. Er fordert, dass sowohl Katie Hopkins als auch diejenigen, die für das Erscheinen des Artikels verantwortlich sind, zur Verantwortung gezogen werden müssten. Die Kolumne sieht er als Auswuchs eines viel tiefer liegenden Problems. Sie sei "nur ein weiteres extremes Beispiel von Tausenden Anti-Ausländer-Artikeln, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten in britischen Boulevardblättern" erschienen seien. Die Kommentatorin habe sich dabei einer Sprache bedient, wie sie auch von manchen ruandischen Medien vor dem Genozid im Jahr 1994 und von den Nazis benutzt worden sei.

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