Oper:Viel Liebe zu einer Gärtnerin

Oper: Spielt schön, singt schön, ist schön: Cathrin Lange als Sandrina.

Spielt schön, singt schön, ist schön: Cathrin Lange als Sandrina.

(Foto: A.T. Schaefer)

Mozarts junge Opera Buffa spielt diesmal in Los Angeles

Von Egbert Tholl, Augsburg

Mozarts "Gärtnerin aus Liebe" dauert ungestrichen ein bisschen mehr als drei Stunden - reiner Musik. Und an einem gewissen Punkt, der jedes Mal woanders sein kann, denkt man, dass nun doch die Liebesverwirrung ein Ende haben müsse. Noch eine Volte, nun ist es aber mal gut. Gleichwohl ist diese Oper, wenn auch in Gänze etwas roh gebaut, durchzogen von genialen Einfällen. Man kann sehr viel Freude an dem Stück haben, aber man muss diese Freude schon herausarbeiten.

Das gelingt Regisseur Roland Schwab - im Oktober wird er an der Bayerischen Staatsoper Boitos "Mefistofele" inszenieren - am Augsburger Theater wunderbar. Er kürzt geschickt; vor allem aber legt er den Fokus auf eines der endlich dann drei glücklichen Paare, organisiert die anderen drum herum, ohne die Figuren - bis auf eine ein wenig - aus dem Blickfeld zu verlieren. Eigentlich beschreibt das Stück eine Art Sommerfrische (die des Don Anchise), wo geheiratet werden soll und geliebt wird, wo alte Lieben neu aufbrechen und neue zugrunde gehen. Die Vorgeschichte: Einst waren Belfiore und Violante ein Paar, dann stritten sie sich, er stach auf sie ein, hielt sie für tot, floh. Nun treffen sie sich in verschlungenen Erkenntnisprozessen wieder.

Schwab nimmt das konkreter, als es das Libretto beschreibt, er hält sich eher an die Musik. Die zeichnet Violante, die streckenweise Sandrina heißt (Buffo-Verwechslungskomödie!) wütend, stolz und todtraurig. Und all das macht die fabelhafte Cathrin Lange offenbar. Ihr Timbre kann zu Tränen rühren, ihre Koloraturen sind von fliegender Eleganz, und sie kann sich wunderbar streiten mit Belfiore. Da vergisst man, dass sie singt, da kriegt alles unmittelbare schauspielerische Wahrheit. Und sie sieht dabei rasend gut aus. Am Anfang sieht man einen Film, ein Roadmovie, sie und der nur anfangs noch ein bisschen pomadige Belfiore Christopher Busietta im Cabrio, Wüste Nevada, Streit, er wirft sie aus dem Auto, sie liegt blutend auf der Straße, er fährt weiter. Das ist bei Schwab die Vorgeschichte, und von der gelangt man aufgekratzt direkt in ein Haus mit Pool und Flamingos. Hoch über L.A., schick - tolle Bühne: David Hohmann.

In dieser Welt der Reichen, Schönen und Unglücklichen laufen lustige Gestalten herum. Etwa der fabelhafte Giulio Alvise Caselli, ein langer Schlaks mit großer Stimme, der dem überlegenen Party-Girl Samantha Gaul seine Liebe in vielen Sprachen gesteht, etwa auf Russisch mit kyrillischen Übertiteln - saukomisch. Es gibt die große Dame Adreana Kraschweski und Mathias Schulz, der den Anchise zwar viel zu behäbig singt, ihn aber toll spielt. Und aus dem Graben kommt viel Filigranes, nicht immer, da wenig Vibrato, völlig sauber, aber von Carolin Nordmeyer mit Verve organisiert.

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