Neubau-Quartier Werksviertel:Ein Wohnturm für den Ostbahnhof

Neubau-Quartier Werksviertel: Ein Neubau-Quartier mit eigenem Charakter: Unter dem Wohnturm und zwischen den Blöcken mit ihren loftartigen Wohnungen erstreckt sich die Promenade.

Ein Neubau-Quartier mit eigenem Charakter: Unter dem Wohnturm und zwischen den Blöcken mit ihren loftartigen Wohnungen erstreckt sich die Promenade.

(Foto: Ochs Schmidhuber Architekten)
  • Die Planungen für das Quartier-Projekt auf dem Party- und Gewerbe-Areal Kunstpark-Ost schreiten weiter voran.
  • Auf dem ehemaligen Gelände eines Motorrad-Herstellers an der Anzinger Straße sollen 400 Wohnungen entstehen.
  • Als dominantes Element ist ein Wohnturm mit 19 Etagen geplant.

Von Alfred Dürr

Das Party- und Gewerbe-Areal (Kunstpark-Ost, Kultfabrik) hinter dem Ostbahnhof wandelt sich Schritt für Schritt zu einem der spannendsten Projekte Münchens. Alte und neue bauliche Strukturen mischen sich, rauer Industriecharme geht eine Symbiose mit moderner Architektur ein. Dabei soll der bunte Charakter des Gebiets erhalten bleiben.

Nutzungen mischen sich, die früher als "nicht verträglich" galten: Clubs, Hotel, Einkaufen, direkt neben Büros und Wohnungen. Was einst ein städtebaulicher Verhau war, soll zur interessanten Heimat für kreative Köpfe werden - und für Menschen, die die oft ausgeprägte Uniformität und Langeweile von Neubauquartieren vermeiden wollen. Im Umfeld dieses sogenannten Werksviertels ist ein Wohngebiet geplant, das Konventionen zu sprengen verspricht.

Es geht um die Weiterentwicklung des ehemaligen Geländes der Zündapp-Werke, einem der großen deutschen Motorrad-Hersteller, an der Anzinger Straße in Berg am Laim. Das Areal liegt am südlichen Rand des Werksviertels. Die Fabrikationshallen sind lange verschwunden. Ende der Achtzigerjahre entstand auf dem Grundstück ein mächtiger Gewerbeblock. Doch dieser ist seit über zehn Jahren nur noch eine reine Bürohaus-Brache - ein Vermietungs-Flop, schon lange arbeitet niemand mehr dort. Kein Investor fand den Mut, aus dem leeren Komplex etwas zu machen. Bis dann 2013 die Hamburger Quantum Immobilien AG mit den Planungen für eine komplette Umstrukturierung des Geländes begann.

"Lebhafte, pulsierende Stadtstruktur"

Eingebunden in die Gewerbe- und Industriegeschichte der Nachbarschaft sollen 400 Wohnungen entstehen, davon rund ein Drittel im geförderten Wohnungsbau. Eine "lebhafte, pulsierende Stadtstruktur" schwebt Julian Grapengiesser von der Quantum vor. Der Entwurf für das Wohngebiet stammt vom Münchner Büro Ochs Schmidhuber Architekten, die sich mit Büro-, Verwaltungs- und Wohnbauten einen Namen gemacht haben.

Vorgesehen sind zwei Blöcke mit sechs Geschossen. Die städtebauliche Dominante bildet ein Wohnturm mit 19 Etagen und einer Höhe von 60 Metern. Dieser "Hochpunkt" setzt im neuen Quartier ein markantes Zeichen. Er ergänzt aber auch die vorhandene und geplante Hochhaus-Struktur des Werksviertels und bildet damit ein Ensemble. Der Turm ermöglicht die großzügige Gestaltung der Freiflächen. An seinem Fuß soll es einen Platz geben und eine Promenade. Luz Landschaftsarchitekten haben das entsprechende Grünkonzept entwickelt.

Interpretation der Industriearchitektur

Die Wohnblöcke erinnern mit ihren Fassaden an die Geschichte des Areals. Große, gegliederte Fenster, Fronten mit dunklen Klinkersteinen und loftartige Grundrisse zitieren und interpretieren die Industriearchitektur. In den Erdgeschoss-Zonen sollen Geschäfte, Galerien und Gastronomie Platz finden und damit die Promenade beleben. Auch Wohn-Ateliers sind vorgesehen - und intensiv begrünte Dachlandschaften, die von den Hausgemeinschaften genutzt werden können.

Das Quartier zeichnet sich nicht nur durch seine außergewöhnliche Architektur aus, es bringt auch eine wesentliche städtebauliche Verbesserung in dieser Ecke Berg am Laims. Durch die bisherige Bebauung ist das Werksviertel nach Süden mehr oder weniger abgeriegelt. Die aktuellen Planungen ermöglichen eine Öffnung und eine gute Verbindung für die Fußgänger aus der Nachbarschaft zum Ostbahnhof sowie zu den U-Bahnhöfen am Karl-Preis-Platz oder am Innsbrucker Ring.

Damit gewinnt ein Teil der Stadt, der bisher nicht gerade als 1-A-Wohnlage galt, an Attraktivität und Lebendigkeit. Ein "rundherum sympathisches Projekt" nennt Stadtheimatpfleger Gert Goergens das Neubauviertel. Er sieht darin einen Brückenschlag zwischen den umliegenden Wohngebieten und dem Werksviertel. "Anspruchsvolle Qualität, aber kein Super-Luxus", so definiert Architekt Fabian Ochs den Charakter des neuen Quartiers. Demnächst will der Stadtrat das Baugenehmigungsverfahren einleiten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: