Mindestlohn in Friseurbetrieben:Im Schnitt teurer

Lippert's Friseure

Luxus oder Billigkette: Die Friseurbranche muss sich nach Nachwuchs umsehen. Foto: Lukas Barth

(Foto: Lukas Barth)
  • Die Kosten für einen Haarschnitt steigen deutschlandweit - aber nicht nur wegen des Mindestlohns.
  • Für Friseure gilt seit 2013 ein bundesweiter tariflicher Mindestlohn, in Bayern sogar schon länger. Der Preisanstieg seit 2015 macht sich hier weniger bemerkbar als in anderen Bundesländern
  • Die letzte Stufe dieses Mindeslohnabkommens tritt am 1. August 2015 in Kraft: Dann verdienen auch ungelernte Angestellte 8,50 Euro.
  • Die Friseurbranche bangt trotzdem um Nachwuchs.

Von Tanja Schwarzenbach

Ein guter Schnitt kann ganz schön teuer sein. Der Vermutung aber, dass die Preise von Friseuren eine Reaktion auf den gesetzlichen Mindestlohn sein könnten, der zum 1. Januar 2015 eingeführt wurde, widerspricht Doris Ortlieb, die Geschäftsführerin des Landesinnungsverbands des bayerischen Friseurhandwerks. Die Friseure seien vom gesetzlichen Mindestlohn bisher gar nicht betroffen, denn bereits 2013 hätten sich der Zentralverband des deutschen Friseurhandwerks und die Gewerkschaft Verdi auf einen bundesweit geltenden tariflichen Mindestlohn geeinigt. Dieser wird stufenweise eingeführt: Derzeit beträgt er acht Euro, die letzte Stufe tritt am 1. August 2015 in Kraft. Von diesem Zeitpunkt an müssen Friseure allen Angestellten, ob gelernt oder ungelernt, 8,50 Euro pro Stunde zahlen.

Weniger als vier Euro pro Stunde

Im Gegensatz zu manchen anderen Bundesländern gab es in Bayern aber auch schon vor 2013 einen eigenen Tarifvertrag, die Gehaltssprünge bei den Friseuren fallen deshalb nicht ganz so drastisch aus wie in anderen Teilen Deutschlands, wo Angestellte teilweise weniger als vier Euro verdienten. Die Preiserhöhungen in Bayern, so Ortlieb, seien deshalb nicht allein auf höhere Lohnkosten zurückzuführen, sondern auch auf andere Kostenfaktoren.

Bemerkbar macht sich der Abschluss des bundesweiten Tarifvertrags in der Statistik aber doch. Im Jahr 2013 stiegen die Preise für Friseurdienstleistungen in Bayern um 2,8 Prozent, im Jahr 2014 noch einmal um 2,6 Prozent. In den Jahren 2011 und 2012 dagegen lag die Teuerungsrate laut Handwerkskammer noch deutlich unter der Zwei-Prozent-Marke.

Tricksereien rund um den Mindestlohn

Von August an müssen nun auch ungelernte Aushilfen, wie Shampooneusen, den vollen Mindestlohn erhalten. Diese waren zwischenzeitlich vom bayerischen Tarifvertrag ausgeschlossen. Das aber, sagt Ortlieb, werde nicht zu Preissteigerungen führen, sondern eher dazu, dass selbständige Friseure auf diese Hilfen verzichteten. Auch Stundenkürzungen, wie sie beispielsweise in Thüringen vorkamen, wo zwar der tarifliche Mindestlohn gezahlt, aber die Arbeitszeit gekürzt wurde, sind Verdi Bayern nicht bekannt. Bisher habe sich kein Arbeitnehmer beschwert, heißt es dort.

Eine Ausnahme bilden nach Meinung von Ortlieb die sogenannten Billigfriseure, die zum Teil zweifelhafte Methoden anwendeten, um auch mit tariflichem Mindestlohn noch Gewinn machen zu können. So würden sie etwa einen Teil des Gehalts offiziell bezahlen und den Rest schwarz oben drauf legen. Anders sei das bei Preisen um die neun Euro für einen Herrenschnitt fast nicht möglich, denn um den Mindestlohn zahlen zu können, müsse ein Friseur pro Stunde etwa 30 bis 35 Euro Umsatz machen.

Das bedeute, dass manch ein Billigfriseur 100 Prozent Auslastung bräuchte. "Die Sozialabgaben, die dadurch nicht fließen, zahlen wir alle mit. Die Kunden von Billigketten gehen gesellschaftlich subventioniert zum Friseur", sagt Ortlieb. Der Landesinnungsverband fordert deshalb verstärkte Zollkontrollen in diesen Betrieben.

Natürlich sei ein unterschiedliches Preisgefüge in Ordnung, meint Ortlieb, da sich die Salons in Qualität, Ambiente und Service unterscheiden. Der Wettbewerb aber müsse fair sein, und daran hat die Landesinnungs-Geschäftsführerin ihre Zweifel.

Wer wird in Zukunft für wenig Geld Haare schneiden?

1447 Friseurbetriebe verzeichnet die Handwerkskammer für München und Oberbayern allein in der Stadt München. Im Umland kommen noch 1381 Läden und mobile Betriebe dazu. Der Konkurrenzkampf ist entsprechend groß. "Die Friseurdichte ist zu hoch", sagt Ortlieb. Viele machten sich in der Hoffnung auf ein besseres Einkommen selbständig, scheiterten aber oft an den unternehmerischen Herausforderungen.

Ortlieb ist überzeugt, dass ein angestellter Friseur mit hoher Qualifikation und einem großen Kundenstamm auf 2000 bis 2500 Euro brutto im Monat kommen könne. Denn ein guter Salon zahle seinen Mitarbeitern ein festes Grundgehalt und beteilige sie zudem am Umsatz.

Der Nachwuchs steht trotzdem nicht gerade Schlange. Beim Landesinnungsverband der Friseure möchte man deshalb Wiedereinsteiger aktivieren und Quereinsteiger fördern. Eine weitere Möglichkeit sei auch, verstärkt junge Asylbewerber auszubilden.

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