Wolfratshausen:Noch immer menschenunwürdig

Bauausschuss bleibt bei Ablehnung einer Asylbewerberunterkunft im Gewerbegebiet

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Am Deutschen Bundestag hätte es nicht mehr gelegen, denn um Flüchtlinge einfacher unterzubringen, haben die Abgeordneten das Baurecht im vergangenen Herbst so weit gelockert, dass eine "wohnähnliche Nutzung" zu sozialen Zwecken in Gewerbegebieten zumindest ausnahmsweise möglich wäre. Allerdings muss die jeweilige Kommune einer solchen Ausnahme zustimmen, und davon waren die Wolfratshauser Stadträte am Mittwochabend im Bauausschuss weit entfernt. Also darf der ehemalige örtliche Disco-König Sepp Schwarzenbach am Hans-Urmiller-Ring weiterhin kein Wohnheim für Asylbewerber bauen.

Bis zu bis zu 84 Menschen hätten in 28 Räumen eines leichten Holzständer-Gebäudes auf dem Parkplatz von Schwarzenbachs Diskothek "Turm" unterkommen sollen. So lautete der Bauantrag, den ein Unternehmen aus Schwarzenbachs Firmengeflecht schon im vergangenen Oktober gestellt hatte. Die Stadträte hatten das Vorhaben einstimmig abgelehnt, und auch einige Monate später erscheint ihnen das Projekt jenseits aller planungsrechtlichen Fachbegriffe höchstens als wohnähnlich und also immer noch als "menschenunwürdig", wie es Gerlinde Berchtold (SPD) am Mittwoch formuliert hat. Maximal zehn Quadratmeter stünden jedem Bewohner zur Verfügung, hat Josef Praller (BVW) ausgerechnet, und Günther Eibl (CSU) warnte vor einer "Gettoisierung" der Flüchtlinge im Gewerbegebiet. Ebenso wie Hans Schmidt (Grüne) bekräftigten alle drei, dass die Flüchtlinge in Wolfratshausen weiterhin in kleineren Unterkünften mitten in der Stadt wohnen sollten, was sich sehr bewährt habe. Zudem wollen die Räte verhindern, dass nach einem solchen Präzedenzfall weitere Wohnheime in leeren Gewerbeimmobilien geschaffen werden, wofür es laut Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) schon mehrere Anfragen gegeben hat.

Formal abgelehnt hatten die Räte Schwarzenbachs Antrag im Oktober vor allem wegen Lärmschutz-Bedenken. Die hat Schwarzenbach nach erklärter Ansicht des Landratsamts inzwischen per Gutachten ausräumen können. Das Landratsamt sucht dringend nach Flüchtlingsunterkünften und kann einzelne Bauanträge auch gegen den Willen der Stadt genehmigen. Bei planungsrechtlichen Ausnahmen, wie sie der Bundestag zugunsten der Flüchtlingsunterbringung möglich gemacht hat, liegt das letzte Wort nach Ansicht der Stadt jedoch ausdrücklich bei den Kommunen. Die Wolfratshauser Räte ließen am Mittwoch keinen Zweifel daran, dass ihr letztes Wort zu Schwarzenbachs Antrag "Nein" lautet.

Stattdessen verwies Gerlinde Berchtold auf leere staatliche Gebäude wie das einstige Forstamt in der Königsdorfer oder das frühere Vermessungsamt in der Heimgartenstraße. Im Forstamt plant der Kreis seit langem eine Unterkunft; das Vermessungsamt soll den Erkundigungen des Bürgermeisters zufolge bald abgerissen werden.

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