SZ-Talentiade:Segel auf Sieg

SZ-Talentiade: Unumstritten die Nummer 1 des jüngsten deutschen Segelnachwuchses: Valentin Müller aus Tutzing.

Unumstritten die Nummer 1 des jüngsten deutschen Segelnachwuchses: Valentin Müller aus Tutzing.

(Foto: Matias Capizzano)

Der zwölfjährige Valentin Müller hat in der Optimisten-Klasse fast schon alle Titel eingeheimst, die es zu gewinnen gibt. Zuletzt hängte der Tutzinger Schüler in Warnemünde die Konkurrenz ab. Und er hat noch viel vor.

Von Peter Haacke

Bei der Ausscheidungsregatta vor Warnemünde ging es um Alles oder Nichts: Beim entscheidenden Wettkampf für den nationalen Segler-Nachwuchs im Optimisten wurden Anfang Mai die Tickets für Welt- und Europameisterschaften vergeben. Ein Akteur vom Starnberger See drückte der Veranstaltung auf der Ostsee seinen Stempel auf: Valentin Müller vom Bayerischen Yacht-Club (BYC) segelte die Konkurrenz in Grund und Boden.

70 Punkte Vorsprung nach zehn Wettfahrten im Opti, der ultimativen Einsteigerklasse, auf den Zweitplatzierten sind im Segelsport Welten - auch wenn den Erfolg des Zwölfjährigen gegen knapp 80 Konkurrenten im Nachhinein niemanden wirklich überraschte: Der Tutzinger Gymnasiast führt souverän die deutsche Rangliste an und gilt als größtes Nachwuchs-Talent im überschaubaren DSV-Nachwuchspool. Daran gibt es auch bei den übrigen Clubs in Deutschland keinen Zweifel.

Freilich ist der jüngste Erfolg von Valentin, der ihm im Spätsommer die WM-Teilnahme in Polen beschert, kein Zufall: Sein Vater Hans Jürgen betreibt eine Segelschule, schon als Sechsjähriger bekam der Junior vom Onkel sein erstes Boot geschenkt. Mit einem Anfängerkurs in den Pfingstferien auf dem Starnberger See startete die seglerische Karriere des Buben. "Das hat dann so seinen Lauf genommen", sagt Mutter Eva Müller, die akribisch alle Erfolge ihres Sohnes aufgelistet hat.

Mittlerweile ist die Liste seiner Erfolge etwas unübersichtlich geworden, denn längst beschränkt sich Valentin nicht allein auf nationale Regatten. Er ist Schweizerischer und polnischer Meister, er segelte in Oman, bei der WM 2014 in Argentinien landete er auf Rang 14 unter 220 Teilnehmern und eroberte sich im Team die Bronzemedaille. Mitte Mai stehen die "Dutch Youth Open" auf dem Programm, Ende Juli folgen die Deutschen Meisterschaften am Ammersee, Anfang August die Bayerischen Jugendmeisterschaften. Und danach geht es zur WM nach Polen.

Rund 200 Wassertage kommen so pro Jahr zusammen - und Valentin hat keinerlei Schulprobleme. Der Direktor des Tutzinger Gymnasiums unterstützt seinen Schüler, Versäumtes arbeitet Valentin (Lieblingsfächer: Sport und Informatik) diszipliniert nach. "Ich habe den Eindruck", sagt Mutter Eva, "dass Segeln die Konzentration fördert. Es ist gut für die Schule". Ohnehin macht Valentin für einen Zwölfjährigen einen überaus sortierten Eindruck. Auf dem Wasser sowieso, wo es um Technik, Taktik, den Blick für Wind und Wellen geht. Aber auch an Land: Valentin wählt sein Material selbst aus, reflektiert und analysiert mit seinem Vater oder Trainer George Blaschkiewitz.

Freilich geht das alles nicht ohne Sponsoren, doch die größten Sponsoren sind seine Eltern, die allerdings - und das ist der Unterschied - nie als treibende Kraft wirkten. "Das geht alles von Valentin aus", sagt Mutter Eva. Valentins sportlichen Vorbilder sind Julian Autenrieth, 2007 Opti-Weltmeister, und Segel-Profi Markus Wieser. Mit beiden steht er in persönlichem Kontakt. Drei Jahre lang könnte er mit derzeit 45 Kilogramm bei 1,50 Meter Größe noch im Opti segeln, wahrscheinlicher aber ist der vorzeitige Umstieg in den 420er. Nur ein paar Titel fehlen Valentin noch in der Sammlung: Bayerischer oder Deutscher Meister würde er gern werden, noch besser Weltmeister. Einzig der Europameister-Titel ist für ihn 2015 außer Reichweite: Für eine EM-Teilnahme hätte er bei der Ausscheidung in Warnemünde bestenfalls Sechster werden dürfen.

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