Studium vor Bologna:"Man hatte mehr Freiheit"

Mathias Brodkorb

Mathias Brodkorb ist seit 2011 Minister für Bildung und Wissenschaft in Mecklenburg-Vorpommern. Zuvor war er bildungspolitischer Sprecher der SPD.

(Foto: Jens Büttner/dpa)
  • Mathias Brodkorb (SPD), Wissenschaftsminister in Mecklenburg-Vorpommern, hat das Studium nach der Bologna-Reform heftig kritisiert.
  • Früher habe man im Studium "mehr Freiheit und Kombinationsmöglichkeiten" gehabt, nun sei "alles überreguliert".
  • 1999 hatten sich 29 europäische Staaten in Bologna auf ein gemeinsames Studiensystem verpflichtet, um den europaweiten Austausch von Studenten voranzutreiben. Mittlerweile ist der "Bologna-Raum" auf 47 Nationen angewachsen.

Von Roland Preuß

Der Schweriner Bildungsminister Mathias Brodkorb hat grundlegende Änderungen am geltenden Studiensystem gefordert. Das Studium habe vor der Umstellung auf die neuen Abschlüsse Bachelor und Master vielleicht länger gedauert, "aber man hatte mehr Freiheit und Kombinationsmöglichkeiten", sagte der SPD-Politiker kurz nach der internationalen Bologna-Konferenz im armenischen Eriwan in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Montagsausgabe). "Jetzt ist das alles ein starres Korsett. Und das führt zu Schwierigkeiten. Wir haben alles überreguliert. Das müssen wir wieder ändern."

Er sehe es als großen Mangel, dass man derzeit "Wissen in Module packen muss, die wiederum in ECTS-Punkten, also in Zeitaufwand, umgerechnet sind. Das scheitert schon daran, dass der Zeitaufwand europaweit nicht harmonisiert ist", sagte er. "Wenn wir dies so kleinteilig festlegen, strangulieren wir die Studienprogramme. Früher mussten sich die Dozenten die besten Studenten erkämpfen, heute legen sie Pflichtmodule fest, die zwangsbenotet werden."

Das ausführliche Interview ...

... lesen Sie in der Montagsausgabe der Süddeutschen Zeitung oder hier.

Zahlreiche europäische Staaten hatten sich 1999 in Bologna auf Regeln für ein gemeinsames Studiensystem verpflichtet, unter anderem, um den europaweiten Austausch von Studenten voranzutreiben. Die mittlerweile 47 Staaten hatten am vergangene Freitag in Eriwan bekräftigt, dass sie die gegenseitige Anerkennung der Studienleistungen und die Arbeitsmarkttauglichkeit der Studiengänge weiter vorantreiben wollen.

Brodkorb kritisiert auch die Hochschulen und Professoren. So habe er ihnen nach Kritik am Bologna-System mit gesetzlichen Änderungen neue Freiheiten gewährt, auch eine Rückkehr zu dem alten Abschluss Diplom sei damit möglich. "Die Hochschulen, aber auch die einzelnen Fakultäten, haben teils sehr lange gebraucht, um diese Alternativen auf den Weg zu bringen", sagt Bordkorb. Zudem könnten besonders begabte Studenten komplett von den Bologna-Regeln wie Anwesenheitspflicht, Pflichtmodulen und ECTS-Punkten befreit werden. "Mit diesen können die Professoren individuelle Studienpläne vereinbaren. Die Möglichkeit wird aber gar nicht wahrgenommen."

Uni-Städte in Deutschland

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: