Rockergruppen in den USA:Die blutige Fehde zwischen Bandidos und Cossacks

Rockergruppen in den USA: Wer gehört zu welcher Rockergruppe - ohne ihre Kutten sind die Männer nicht zuzuordnen und strahlen auch weniger Macht aus.

Wer gehört zu welcher Rockergruppe - ohne ihre Kutten sind die Männer nicht zuzuordnen und strahlen auch weniger Macht aus.

(Foto: McLennan County Jail)
  • Seit Jahren gibt es in Texas Kämpfe um die Vorherrschaft zwischen den Rockergruppen Bandidos und den Cossacks.
  • Die Bandidos wurden 1966 gegründet und gelten heute als eine der gefährlichsten Rockergruppe in den USA. Deren Mitglieder gehen in den USA brutal gegen rivalisierende Gruppen vor.
  • Am vergangenen Wochenende wollten sich die Cossacks womöglich für einen Vorfall von 2013 rächen.

Von Antonie Rietzschel

Skip Hollandsworth erinnert sich noch genau an die erste Begegnung mit den Bandidos: Hollandsworth war elf Jahre alt. Er, sein Vater und seine Schwester liefen den Gehweg entlang als Mitglieder der Rockergruppe vorbei fuhren. Ihre Motorräder waren nach Hollandsworth Beschreibung so laut wie Kampfflugzeuge. "'Duck dich', rief mein Vater, der wohl dachte, einer der Bandidos würde uns erschießen. Er rannte zu meiner Schwester und legte schützend seine Arme um sie, als habe er Angst, sie würde entführt", schreibt der US-Journalist.

Seitdem sich die Bandidos 1966 in Texas gründeten, sind sie gefürchtet. Heute hat die Rockergruppe weltweit ungefähr 2400 Mitglieder. Der Name Bandidos ist verbunden mit zahlreichen schweren Straftaten. Das FBI stuft sie als eine der gefährlichsten Rockergruppen der USA ein. Von den Machenschaften bekommt die Öffentlichkeit nur selten etwas mit, auch nicht von den Rivalitäten mit anderen Rockern. Doch vergangenen Sonntag eskalierte im Restaurant Twin Peaks in der texanischen Stadt Waco die seit Jahren dauernde Fehde mit den Cossacks.

Beamte fanden vor Ort Schusswaffen, Messer, Schlagringe, Knüppel und Ketten

Das Treffen war angeblich als Zusammenkunft verschiedener Rockergruppen gedacht, um ganz allgemein über Rechte von Motorradfahrern zu sprechen. So erklärte es zumindest ein führendes Mitglied der Bandidos gegenüber der New York Times. Aus bisher ungeklärten Umständen kam es im Restaurant zum Streit zwischen Mitgliedern von Bandidos und Cossacks.

Auf dem Parkplatz des Twin Peaks schossen rivalisierende Rocker zunächst aufeinander. Der Polizei zufolge beteiligten sich noch zwei andere Gruppen an der Schießerei, die die Cossacks unterstützen. Dann richteten sie ihre Waffen gegen Polizisten, die vorsorglich bereitstanden. Neun Menschen starben, 18 weitere wurden verletzt. Die Opfer waren ausnahmslos Mitglieder von Rockergruppen.

Die Beamten fanden vor Ort Schusswaffen, Messer, Schlagringe, Knüppel und Ketten. Sie glauben nicht, dass das Treffen ursprünglich als friedliche Zusammenkunft geplant war. "Die kamen sicher nicht, um einfach nur Bier zu trinken und was zu essen", sagte der Polizeisprecher Patrick Swanton. "Sie kamen mit Gewalt im Herzen."

Experten sind überrascht von der offenen Gewalt, versuchen die Rockergruppen doch meist Konflikte im Stillen auszutragen. "Wir wussten, dass die Spannungen mit den Cossacks so groß wie nie waren. Aber niemand hat das voraussehen können", sagte Steve Cook, Direktor der Midwest Outlaw Motorcycle Gang Investigators.

1969 hatten sich in Texas die Cossacks als direkte Rivalen zu den Bandidos gegründet. Sie sollen sich mittlerweile mit den Hells Angels verbündet haben und gemeinsam gegen die Bandidos kämpfen.

Bandidos und Cossacks streiten seit jeher um die Vormacht in Texas - besonders brutal gehen dabei die Bandidos vor: Ihnen wird vorgeworfen, 2006 den Rocker Anthony Benesh getötet zu haben. Benesh wollte den Hells Angels in Texas Einfluss verschaffen und wurde erschossen. Bisher gibt es keine Anklage. 2014 wurden drei Mitglieder der Bandidos wegen des Mordes an einem Mitglied einer weiteren Motorradgruppe angeklagt.

192 Beteilligte wurden festgenommen

Die Cossacks sind zahlenmäßig kleiner als die Bandidos. Auf ihren Westen tragen sie einen Aufnäher mit der Aufschrift "Texas". Das provoziert die Bandidos, die sich als Vorherrscher in dem Bundesstaat sehen. Im November 2013 kam es zu einer ernsten Konfrontation zwischen den beiden Gruppen. Der Bandidos-Präsident der Stadt Abilene, Curtis Jack Lewis, stach auf zwei Mitglieder der rivalisierenden Rockergruppe ein. Sie überlebten, Lewis kam gegen eine Kaution von 125 000 Dollar frei. Möglicherweise wollten sich die Cossacks am vergangenen Wochenende in Waco für den Vorfall rächen.

Mittlerweile wurden 192 Verdächtige festgenommen, von denen auch Fotos veröffentlicht wurden. Wer zu den Cossacks und wer zu den Bandidos gehört, ist nicht zu unterscheiden. Statt ihrer Kutten tragen die Männer und Frauen orangene Häftlingskleidung. Die Kaution für jeden Einzelnen beträgt eine Million Dollar. Es sei wichtig, eine Botschaft zu senden, so der Richter. Polizeisprecher Swanton sagte, es sei noch unklar wie viele der Festgenommenen tatsächlich angeklagt würden.

Die Rockergruppen haben ihren Streit offenbar vorübergehend ausgesetzt und konzentrieren sich jetzt auf einen gemeinsamen Feind. "Es wurden Drohungen ausgesprochen, unsere uniformierten Beamten zu töten", sagte Polizeisprecher Swanton. Polizeibeamte wurden demnach in einer internen Notiz davor gewarnt, dass sich Rocker aus anderen Bundessstaaten bewaffnet auf den Weg nach Waco gemacht hätten.

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