Kurzkritik:Englisch

Sven Kemmler in der Lach- und Schießgesellschaft

Von Thomas Becker

So einen Lehrer hätte man sich früher gewünscht, keine Frage. Aber Sven Kemmler mag mit "Englischstunde", seinem fünften Solo-Programm, gar nicht den besseren, weil cooleren Erziehungsbeauftragten geben. Der will einfach nur spielen - mit der Sprache. Das dringt ihm aus jeder Pore. Auch nach einer ergiebigen Doppelstunde sehnt deshalb niemand in der Lach- und Schießgesellschaft den Pausengong herbei, im Gegenteil. Er könnte ruhig noch ein bisschen weiter bildungsbürgern, ein wenig Cockney und das ein oder andere irische Trinklied einstreuen. Aber es sollte ja kein VHS-Kurs mit Vollständigkeitsanspruch werden, sondern "die komischste, ungewöhnlichste und sinnvollste Englischstunde unserer Zeit". Well, I'd say: Das hat mal geklappt, hat es nicht?

In Kleinarbeit klamüsert Kemmler zahllose Spielarten dieser Weltsprache auseinander, nicht ohne dabei den Charakter des dazugehörigen Menschenschlags aufzudecken. Das ist nicht nur verdammt komisch, sondern auch noch erhellend. Eine Sprache lernen sei wie Lego spielen: erst mal die großen Klötze! Und so überträgt er Kants kategorischen Imperativ ins herrlich einfache Thai-Englisch und das eher F-Wort-lastige "urban American" von Ice-Cube und Konsorten in Luther-Deutsch: "Eiswürfel ist ein schlimmer Geselle." Auch schön: California Dudism, Girlie-Talk, Southern sowie Italian, Japanese und Oxford English - und natürlich Schottisch, Kemmlers große Liebe, der er mit Kollegen schon einmal ein Programm gewidmet hat. Conclusio: Wer ein cooler Lehrer sein will, kommt gefälligst mit der ganzen Klasse.

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