Forschungsreaktor:Iter wird wieder teurer

Modell des Iter-Kryostaten
(Foto: Iter)

Das Projekt in Frankreich hat einen gewaltigen Anstieg der Kosten erlebt. Die Regierung sagt: Das reicht noch nicht.

Von Christopher Schrader

So ästhetisch dieser Stahltank in der Computeranimation wirkt, so fragwürdig ist, wann er gebaut wird und was er kostet. Es handelt sich um den 30 Meter hohen und ebenso breiten Cryostat des Iter-Reaktors. In der gewaltigen Kühl- und Vakuumkammer sollen Magnetspulen installiert werden, um ein außerirdisch heißes Plasma zu bändigen, in dem Wasserstoffatome zu Helium verschmelzen. Das Fusionskraftwerk entsteht zurzeit im südfranzösischen Cadarache; Bauherr ist ein Konsortium aus sechs Ländern und der EU. Ihre Zusammenarbeit ist schon häufig von explodierenden Kosten und versäumten Fristen erschüttert worden. Die Bundesregierung nimmt inzwischen sogar an, dass die jüngsten Schätzungen - Start des Betriebs 2020, Baukosten von 14,6 Milliarden, fast das Dreifache des ursprünglichen Budgets - nicht stimmen. Auf Anfrage der Bundestagsabgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (Grüne) antwortete der Staatssekretär im Forschungsministerium Stefan Müller (CSU): "Nach dem derzeitigen Kenntnisstand der Bundesregierung ist von Kostenabweichungen und Zeitverzögerungen beim Bau des Iter auszugehen." Erst im November wolle der seit März amtierende neue Generaldirektor der Iter-Organisation einen "überarbeiteten Zeit- und Kostenplan" vorstellen. "Die Bundesregierung darf keinen weiteren Cent locker machen", fordert Kotting-Uhl. "Iter ist ein völlig nutzloses Milliardengrab."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: