Zum 70. Geburtstag:Guerillas für Fassbinder

Aktion des Kollektiv Urban Stills zu Fassbinder's 70.; Samstag, 30. Mai 6 Uhr früh, Gärtnerplatzviertel: Straßenschilder werden überklebt

Auch Kurt Raab, einem der Lieblingsschauspieler von Rainer Werner Fassbinder, widmeten die Aktivisten von "Urban Stilz" am Samstagmorgen eine Straße.

(Foto: Florian Peljak)

Aktion mit umbenannten Straßen soll den Regisseur würdigen

Die Idee war nett, aber letztlich dürften nicht allzu viele Münchner etwas von der Aktion des Kunst-Kollektivs "Urban Stilz" (ehedem Urban Stills) mitbekommen haben. Die Aktivisten wollten Rainer Werner Fassbinder würdigen, indem sie im Gärtnerplatzviertel Straßen nach dem Filmemacher und seinen Mitstreitern umbenannten - eine Guerilla-Kunstaktion. Dafür hatte Urban Stilz grüne Straßenschilder fertigen lassen, die sie in der Gegend um den Gärtnerplatz anbrachten, also dort, wo Fassbinder sich meistens in München aufgehalten hatte. Der am 10. Juni 1982 im Alter von nur 37 Jahren gestorbene Filmemacher wäre am Sonntag 70 geworden. Man habe das Viertel denen zurückgeben wollen, "die einst hier gelebt und gefeiert, geliebt und gelitten hatten", schreibt Mit-Organisator Ferdinand Leopolder.

Die Aktion, so hatte es sich Leopolder gewünscht, hätte Fassbinder und sein Werk zumindest für ein Wochenende zurück in die Stadt gebracht und wieder verstärkt ins Bewusstsein der Münchner gerückt. Aus der Reichenbachstraße wurde kurzzeitig die Fassbinderstraße, es gab einen Brigitte-Mira-Platz, eine Hanna-Schygulla-Straße (beide Schauspielerinnen aus Fassbinder-Filmen), eine Actiontheaterstraße (das erste Theater, in dem Fassbinder inszenierte), eine Armin-Meier-Straße (Fassbinders Freund, der sich 1978 das Leben nahm) und so fort.

Am Samstagmorgen um 6 Uhr legten die Aktivisten los, um insgesamt 30 Straßenschilder aufzuhängen. Doch schon eine halbe Stunde später tauchte die Polizei auf und bereitete der Aktion ein Ende. Die Schilder mussten wieder abgenommen werden.

Ein bisschen enttäuscht war Ferdinand Leopolder schon, dass das Ganze nur von so kurzer Dauer war. Dennoch habe man das Ziel erreicht, auf Fassbinder aufmerksam zu machen. Nach Meinung Leopolders würdigt die Stadt München den berühmten Filmemacher nicht genügend. So sei etwa der Rainer-Werner-Fassbinder-Platz in der Nähe der Donnersbergerbrücke ein Ort, an dem sich der Regisseur sicher nie aufgehalten habe. "Da passt der Fassbinder nicht hin", sagt Leopolder. Ansonsten gebe es noch die Rainer-Werner-Fassbinder-Fachoberschule in Giesing - das war's dann aber auch.

Und obwohl die Polizei schon lange vor der Aktion davon gewusst habe, seien die Beamten dankenswerterweise erst um 6.35 Uhr erschienen, teilt Leopolder mit. "Da gibt es vielleicht jemanden mit Kunstverstand in der Einsatzzentrale, der so ein bisschen Freiheit schätzt."

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