Haiti:Blauhelmsoldaten sollen Frauen sexuell missbraucht haben

  • Einem Bericht der UN zufolge, der der Nachrichtenagentur AP vorliegt, haben Blauhelmsoldaten in Haiti Frauen und Minderjährige sexuell ausgebeutet.
  • Mehr als 200 Befragte gaben gegenüber UN-Ermittlern an, im Tausch gegen Güter des täglichen Bedarfs sexuellen Kontakt mit den Soldaten gehabt zu haben.
  • Die Ergebnisse des Berichts lassen vermuten, dass sexuelle Ausbeutung durch Blauhelme viel häufiger stattfindet als bislang bekannt.

Missbrauch durch Blauhelme wohl häufiger als angenommen

Einem Bericht der UN zufolge haben Blauhelmsoldaten Frauen in Haiti sexuell ausgebeutet. 231 Befragte hatten gegenüber den Ermittlern angegeben, im Tausch gegen Nahrungsmittel und Artikel des täglichen Bedarfs, Sex mit den Soldaten gehabt zu haben. Ein Drittel der Betroffenen soll demnach minderjährig gewesen sein. Die endgültige Fassung des Dokumentes, das der Nachrichtenagentur AP vorliegt, soll noch im Juni veröffentlicht werden.

Der Bericht wirft ein Schlaglicht auf sexuelle Ausbeutung bei UN-Blauhelmmissionen. Zurzeit sind etwa 125 000 UN-Blauhelme auf der Welt im Einsatz. Nach Angaben des letzten Berichts des UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon lag die Zahl der gemeldeten Beschuldigungen von sexuellem Missbrauch und Ausbeutung gegen Mitglieder aller UN-Friedensmissionen 2014 bei 51. Im Jahr 2013 wurden 66 Fälle zur Anzeige gebracht. Der Bericht liefert nun einen Hinweis darauf, dass die tatsächliche Zahl der Vorfälle weit höher liegen könnte.

"Für bäuerliche Frauen wurden Hunger, der Mangel einer Unterkunft, Babyfürsorgeartikel, Arzneimittel und Haushaltsartikel regelmäßig als "auslösende Bedürfnisse" angeführt", heißt es in dem Bericht. Frauen in Städten und Vororten hätten dagegen unter anderem Handys, Laptops, Parfüms und Geld bekommen.

Sexuelle Übergriffe in Zentralafrikanischer Republik

Zuvor hatten Vorwürfe gegen französische und afrikanische Soldaten wegen sexueller Übergriffe auf Kinder in der Zentralafrikanischen Republik Schlagzeilen gemacht. Die Vereinten Nationen haben dort eine 12 000 Mann starke Friedenstruppe stationiert und kündigten an, mögliche Versäumnisse in den eigenen Reihen zu untersuchen. Unter anderem soll eine externe Kommission eingesetzt werden, kündigte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon an. Die Vorwürfe hätten ihn sehr verstört.

Die französischen und afrikanischen Soldaten werden verdächtigt, mindestens zehn Kinder in dem afrikanischen Land sexuell missbraucht zu haben. Die Vereinten Nationen sollen schon früh von den Vorwürfen gewusst, aber diese Informationen nicht weitergegeben und auch sonst nicht angemessen darauf reagiert haben.

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