Oberschleißheim:Ein Leben im Übergang

Gemeinde informiert über Lage der Flüchtlinge in Oberschleißheim

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Seit Anfang des Jahres leben rund 100 Asylbewerber in einer provisorischen Containersiedlung am Oberschleißheimer Ortsrand. Ein halbes Jahr nach Zuzug der Menschen informiert die Gemeinde an diesem Dienstag über deren Lebenssituation und die weiteren Pläne (19.30 Uhr, Bürgerzentrum). Wahrscheinlich wird die auf ein Jahr befristete Übergangsunterkunft dabei gleich verlängert werden müssen, denn für den geplanten Neubau eines dauerhaften Heimes gibt es weiterhin nicht mal einen Standort.

Mit der Aufstellung der Container am Heuweg, westlich der Neubausiedlung an der Hirschplanallee, sollte parallel der Neubau einer Unterkunft an der Sonnenstraße beginnen. Den Standort lehnte der Gemeinderat allerdings einhellig als untauglich für eine menschenswürdige Unterbringung ab. Im Vorfeld der jetzt angesetzten Informationsveranstaltung hat der Landtagsabgeordnete Peter Paul Gantzer (SPD) vermeldet, dass die Schlösserverwaltung dem Landratsamt ein Grundstück an der Ferdinand-Schulz-Allee angeboten habe.

Das hat im Rathaus erhebliche Verwirrung ausgelöst, denn das einzig denkbare Areal an der Straße entlang des Deutschen Museums wäre das sogenannte Schwimmbadgrundstück, und das wurde aus naturschutzfachlichen Gründen für diverse Nutzungen stets ausgeschlossen. Die Gemeinde würde das Asylbewerberheim nach wie vor gerne auf dem sogenannten Holzgarten an der Bahnhofstraße sehen, wozu nach Gantzers Informationen allerdings Lagerhallen versetzt werden müssten, weshalb angeblich die Schlösserverwaltung das Areal an der Ferdinand-Schulz-Allee favorisiert.

Die 100 Flüchtlinge am Heuweg stammen aus Syrien, Afghanistan, Eritrea, westafrikanischen Ländern und Osteuropa. Zu ihrer Unterstützung hat sich der Helferkreis erweitert, der vergangenes Jahr die Asylbewerber in den Containern am Jugendzeltplatz begleitet hat. Bis zu 50 Helfer kümmern sich um verschiedene Bereiche. So sammelt eine Kleiderkammer Sachspenden wie Kleidung, Bettwäsche oder Sportartikel. Oberschleißheim lege damit Zeugnis für eine außergewöhnlich intensive Willkommenskultur ab, sagt Peter Lemmen, einer der Sprecher des Helferkreises.

Flüchtlinge erhalten Deutschunterricht oder erlernen die Schrift, wenn sie nicht schreiben können oder die lateinische Schrift nicht kennen. Helfer begleiten bei Arzt- und Behördengängen. Für Mütter mit Kindern wurde ein Spielraum eingerichtet. Als niederschwellige Kontaktmöglichkeit wurde ein Fußballtreff organisiert. Gespielt wird montags von 16 Uhr an auf dem Bolzplatz hinter dem Hallenbad. "Wir erleben hier eine problemlose Integration", freut sich Daniel Huber vom Helferkreis. Die besten Fußballer vom Heuweg waren schon bei einem Probetraining bei der Spvgg Unterhaching. Neu ist der Versuch einer Arbeitsvermittlung.

Aktuell hat der Helferkreis eine Liste mit den Fähigkeiten der Flüchtlinge aufgestellt wie Sprachkenntnisse, frühere Berufe, Vorlieben, sonstige Fähigkeiten. Mit dem Gewerbeverband wurde Kontakt hergestellt. Der Verband werde das Anliegen "gerne unterstützen", sagt dessen Sprecher Walter Klar, "je nach Ausbildungsstand und Sprachkenntnissen ist es vorstellbar, die Jugendlichen als Helfer oder auch als Praktikanten einzusetzen". Betriebe hätten sich bereit erklärt, Jugendlichen aus dem Flüchtlingsheim praktische Tätigkeiten anzubieten.

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