Neue Version von "Shades of Grey":Er möchte noch was sagen

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Filmreif: Eine Kino-Version von "Fifty Shades of Grey" gibt es bereits - Fortsetzung folgt bestimmt. (Foto: AP)

Eine besonders komplexe Figur ist Christian Grey nicht. Seine Abgründe wurden bereits in "Shades of Grey" aufgedeckt. Trotzdem erzählt er jetzt noch mal seine Sicht der Dinge. Und hat natürlich Sex.

Von Susan Vahabzadeh

Es gibt ein Gesetz der Serie, das besagt, man solle nicht aufhören, solange das mit dem Geldverdienen gut läuft. Diesem Gesetz gehorcht auch die ja ohnehin höchst gehorsame Anastasia Steele. E.L. James hat den drei Bänden "Fifty Shades of Grey" über Anastasia, die sich in Christian Grey verknallt und sich zu Sado-Maso-Sex überreden lässt, nun einen vierten hinzugefügt: "Grey" - das Ganze aus seiner Sicht.

Sie habe dieses Buch geschrieben, nimmt E. L. James vorweg, weil ihre Leser sie darum gebeten hätten - und das wird sicher so sein. "Grey" bedient die Nachfrage, und das ist schon mal ein guter Grund, warum Band vier so, sagen wir mal, überraschungsfrei geworden ist. Denn die Fans wollen ja eigentlich genau das noch mal, was sie vorher schon hatten. Und das kriegen sie jetzt auch.

Neue Version von "Fifty Shades of Grey"
:Sadomaso aus Männersicht

Die Peitschen schwingen wieder: E.L. James kündigt eine Nacherzählung ihrer "Fifty Shades of Grey"-Reihe aus der Perspektive von Milliardär Christian Grey an. Und schießt damit auf Platz 1 der Amazon-Bestsellerliste.

Im ersten Buch stolpert Anastasia in das Leben des Milliardärs Christian Grey, und er gesteht ihr bald, dass er ihr wahnsinnig gern ein paar hintendrauf geben möchte. In Christian Greys Ich-Erzählung nun denkt er, bevor er das sagt, noch darüber nach, wie sich wohl Striemen auf ihrer makellosen Haut machen. Und er stellt sich Anastasia in Louboutins vor, nichts als Louboutins.

Vermutlich kann sich Christian nicht erinnern

Eine neue Perspektive eröffnet das nur in sehr überschaubarem Maß. Ohne den Steele & Grey-Fans zu nahe treten zu wollen: Es geht ja nicht um unheimlich verworrene psychische Prozesse, die man jetzt ganz anders einordnen könnte. Christian, das misshandelte Kind, der Kontrollfreak, der sich zum ersten Mal ernstlich verknallt - all das erschließt sich bereits in Band eins. Eine besonders komplexe Figur ist er nicht, seine Abgründe sind alle aufgedeckt.

Also geht es dann, zwischen den Sex-Szenen (der Blümchensex ist irgendwie raumgreifender geworden), vor allem darum, so ungefähr dasselbe zu erzählen, was auch in "Fifty Shades of Grey" steht. Dazu gibt es ein paar, etwaige Lücken füllende Kindheitserinnerungen.

Nur die Kärtchen, die Anastasia an Orangensaft und Kopfschmerzmittel gelehnt vorfindet, als sie das erste Mal in Greys Hotelzimmer aufwacht - "Trink mich" und "Iss mich", welch schöner Verweis auf Alice im Wunderland - sind auf der Strecke geblieben. An die kann sich Christian vermutlich einfach nicht erinnern. Oder er hat sie nie geschrieben.

Da geht noch was

Vielleicht gibt es irgendwann einen Band aus der Sicht einer seiner Assistentinnen. Die darf dann erzählen, wie sie sich heimlich ins Zimmer schlich und die Kärtchen auf dem Nachttisch deponierte. Der Rest des Buches wird davon handeln, wie sie Anastasia und Christian durchs Schlüsselloch beobachtet.

Seit heute gibt es die englische Ausgabe von "Grey" in gedruckter Form und als E-Book. Die deutsche Übersetzung soll am 21. August erscheinen.

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