Trauer nach Amokfahrt in Graz:"Zutiefst geschockt über die Wahnsinnstat"

Amok driver drove into the pedestrians in Graz, Austria

Mit einem Meer an Kerzen gedenken Bürger am Tatort den Opfern.

(Foto: dpa)
  • Österreich trauert um die Opfer der Amokfahrt eines offenbar psychisch kranken Mannes. Bundespräsident Heinz Fischer sagte, er sei "zutiefst geschockt über die Wahnsinnstat".
  • Ein Autofahrer war am Samstagmittag auf einer beliebten Grazer Einkaufsmeile in eine Menschenmenge gerast - vermutlich absichtlich.
  • Drei Menschen wurden den Behörden zufolge getötet. Zehn Menschen schweben noch in Lebensgefahr. Insgesamt gibt es mehr als 30 Verletzte.

Schock und Trauer in Graz

Nach der Amokfahrt eines Mannes in Graz, bei der drei Menschen gestorben und mehr als 30 weitere verletzt wurden, haben die Österreicher der Opfer gedacht. Am Samstagabend kamen Hunderte Menschen zu einem Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche in der Landeshauptstadt der Steiermark zusammen. Tausende folgten zudem dem Facebook-Aufruf eines Bürgers und stellten in der Innenstadt Kerzen ab. Die Stadt Graz richtete ein digitales Kondolenzbuch ein.

Bundespräsident Heinz Fischer äußerte sich in einer ersten Reaktion "zutiefst geschockt über die Wahnsinnstat". Der Fußball-Bundesligist Sturm Graz sagte ein für Samstag angesetztes Testspiel kurzfristig ab. Die Gedanken seien bei den Angehörigen der Opfer und bei den Menschen, die ihnen nahestanden, teilte der Verein mit. Der Musiker Andreas Gabalier beendete sein Konzert in Spielberg mit einer Trauerminute.

Mann überfährt Fußgänger in der Grazer Innenstadt

In Graz war ein Mann am Samstagmittag mit seinem Geländewagen in eine Menschenmenge gerast. Dabei starben den Behörden zufolge drei Menschen, darunter ein Vierjähriger. Zehn Menschen schweben in Lebensgefahr. Insgesamt verletzte der Täter 34 Personen.

Nach bisherigen Erkenntnissen fuhr der Mann minutenlang durch die Innenstadt und erfasste dabei immer wieder Fußgänger. In der Herrengasse, der barocken Prachtstraße und beliebten Einkaufsmeile im Zentrum von Graz, war der Mann um die Mittagszeit mit hoher Geschwindigkeit auf die Menschen zugerast. Einige prallten gegen die Windschutzscheibe des Wagens. Es brach Panik aus, etliche Menschen versuchten, sich in Gebäude zu retten.

Wie die Kleine Zeitung berichtet, habe der Mann bei der Einfahrt in die Herrengasse eine Radfahrerin und eine Motorradfahrerin angefahren. "Wir haben versucht, die Radfahrerin wiederzubeleben, leider kam für sie jede Hilfe zu spät," zitiert das Blatt einen Augenzeugen.

Polizei: Täter ist psychisch krank

Der Bürgermeister von Graz, Siegfried Nagl (ÖVP), war zum Unglückszeitpunkt mit seiner Vespa in der Innenstadt unterwegs. Er habe das Auto im Rückspiegel beobachtet: "Der Lenker ist bewusst gegen Passanten gefahren, ich habe selber gesehen, wie eine Frau niedergefahren wurde", zitiert ihn die Kleine Zeitung. Der Deutschen Presse Agentur sagte Nagl: "Dieser Täter, der Mörder, hat erst ein Paar niedergemäht, der Mann war offenbar sofort tot, dann dachte ich erst, er bleibt stehen, aber er hat mich und einen anderen Passanten anvisiert."

Der Fahrer hatte sich der Polizei gestellt, wie die Kleine Zeitung berichtete. Zuvor habe er noch Passanten mit einem Messer bedroht, schreibt der österreichische Sender ORF. Bei dem Täter handelt es sich um 26-jährigen Österreicher aus Graz. Nach Behördenangaben ist er verheiratet und hat zwei Kinder.

Die Polizei teilte bei einer Pressekonferenz mit, dass der Mann psychisch krank sei. Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer bezeichnete ihn als "geistig verwirrten" Einzeltäter und fügte hinzu: "Es gibt keine Erklärung, es gibt keine Entschuldigung." Ein terroristischer Hintergrund wurde ausgeschlossen. "Es handelt sich um eine Psychose mit Ausgang im Familienleben", sagte ein Sprecher der Polizei.

Ermittler Josef Klamminger berichtete, dem Mann sei es nach einer Meldung häuslicher Gewalt im Mai untersagt gewesen, sich der Wohnung seiner Frau und seiner beiden Kinder zu nähern.

Die Innenstadt von Graz wurde abgeriegelt. Verletzte wurden zunächst auf der Straße versorgt. 50 Rettungswagen waren im Einsatz.

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